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Der 1955 als Sohn chinesischer Einwanderer in Paris geborene Ma begann schon mit vier Jahren, Cello zu lernen. Seine Mutter war Sängerin, sein Vater Violinist - und beide mahnten ihn zu extremer Disziplin beim Cello-Unterricht. Sie wanderten in die USA aus, wo Ma schon kurz darauf, noch als Kind, mit Musiklegende Leonard Bernstein im Fernsehen auftrat und später die Juilliard-Musikhochschule sowie die Eliteuniversität Harvard besuchte. Eine wirkliche Kindheit abseits der Musik habe er damals nicht gehabt, sagt Ma. "Meine beste Kindheit lebe ich jetzt gerade."
Die Liebe zur Musik aber blieb. "Musik ist für mich die beste Form, meine Neugierde nach Menschen zu stillen und die Welt zu erkunden", sagte Ma einmal der Deutschen Presse-Agentur. Er müsse sie noch nicht einmal spielen, um sie zu hören. "In meinem Kopf ist immer Musik."
Die Werke von Johann Sebastian Bach gehörten schon als Kind zu seinen Stärken. "Für mich ist Bach ein wissenschaftlicher Komponist oder ein komponierender Wissenschafter. Man kann sich ihm mit einer forensischen Analyse nähern. Seine musikalischen Motive sind mit einer fantastischen Präzision platziert und zugleich von großer Unmittelbarkeit - er denkt wie ein Wissenschafter, aber er ist zugleich unendlich empathisch als Erzähler. Das ist, wer wir sind und was wir brauchen", lobt der Instrumentalist den deutschen Barockmeister im APA-Gespräch einst in den höchsten Tönen.
Aber auch abseits von Bach scheint Mas Neugier grenzenlos: Er spielte als Solist mit Orchester, in Kammermusikensembles und mit Musikern unterschiedlichster Traditionen. Er musizierte mit Popstars wie Sting, spielte für gleich mehrere US-Präsidenten und hatte einen Auftritt bei der US-Zeichentrickserie "Die Simpsons". Er erkundete die Klänge Eurasiens mit seinem Seidenstraßen-Projekt und trat dafür unter anderem im Iran, in Aserbaidschan und Armenien auf. Er nahm Alben unter anderem mit Tango, Samba- , Bossa Nova- und Bluegrass-Musik auf.
Für seine Musik wurde Ma, der in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts lebt und weltweit Tausende Studenten unterrichtet, unter anderem mit zahlreichen Grammys ausgezeichnet, für sein Engagement unter anderem zum Friedensbotschafter der Vereinten Nationen ernannt.
Üben muss natürlich auch ein Weltklassecellist wie Ma nach wie vor. "Die eine Sache, die sich nie verändert, ist, dass man als Künstler immer dagegen ankämpft, sich lächerlich zu machen", sagte der Musiker, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, einmal dem "GQ"-Magazin. "Mit jedem Jahr kann man diese Angst weiter von sich weg drängen und die Bühne zu einem freundlichen Ort machen. So übt man für einen Auftritt. Aber ein Teil des Übens ist für mich auch aktives Genießen. Das ist der magische Knopf, den nur man selbst finden kann."
(S E R V I C E - www.yo-yoma.com)
STOCKHOLM - SCHWEDEN: FOTO: APA/APA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND