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Auf der östlichen Rheinseite in Kleinbasel gelegen ist das Eurovision Village - heuer erstmals nicht als Outdoorfestival angelegt, sondern als Indoorevent, das die ganze Messe der Stadt in Beschlag nimmt. Hier präsentieren sich die großen Pharmakonzerne Basels mit Mitmachständen und weißen Laborkitteln für Fotostationen, um die ESC-Besucher für sich einzunehmen.
Nicht zuletzt lockt das Village aber mit einer großen Bühne, auf der sich etwa am Montag Österreichs ESC-Ikone Conchita bei ihrem Konzert ein Duett mit der heurigen rot-weiß-roten Hoffnung JJ lieferte. Auch der einstige Schweizer ESC-Teilnehmer Luca Hänni oder die Eurodanceformation Snap! sind hier zu erleben, wobei die Anlage bis zu 12.000 Menschen fasst - und die Gäste lockt wie der ESC-Honig die Fliegen. Bereits am Nachmittag bilden sich Schlangen vor der Sicherheitskontrolle, wie man sie sonst nur von der eigentlichen ESC-Halle kennt.
Im Areal findet überdies das traditionelle Eurovision Cafe Platz, das als entspannte Chilllocation für Fans und Baslerinnen und Basler dient. Und nicht zuletzt hat hier auch der Eurovision Club seine Heimat, der nur mit Ticket besucht werden kann und als Location primär für Fans und die Delegationen dient. Partys für bis zu 3.000 Feierwütige steigen hier zu nächtlicher Stunde. Mit dabei sind ehemalige ESC-Stars wie Emmelie de Forest, Jerry Heil und Österreichs einstiger ESC-Drittplatzierter Cesár Sampson aus 2018.
Dabei belässt es Basel allerdings nicht. Am zentralen Barfüsserplatz in Grossbasel, also auf der westlichen Rheinseite, findet sich der Eurovision Square, der nun tatsächlich als Freiluftanlage konzipiert ist und Künstlern eine Bühne bietet, die nicht ganz dem Hochglanzevent ESC entsprechen und oftmals Lokalbezug haben. Apropos: Als Lokalmeile führt vom Eurovision Square noch die Eurovision Street durch die Altstadt.
Wer partout nicht selbst gehen will, kann ins "Karaoke Drämmli" steigen, um Eurovision-Hits mitzugrölen. Und in unzähligen Geschäften der Stadt grüßen Comicplakate mit zwei Herzen und der Aufschrift "Friends of Eurovision".
Mag sein, dass der Auflauf an den zahlreichen Locations in der ESC-Woche auch damit zusammenhängt, dass die eigentliche ESC-Venue, die St. Jakobshalle, dank der gigantischen Bühne von Florian Wieder - der unter anderem auch schon in Wien 2015 die ESC-Bühne gestaltete - lediglich rund 6.500 Besucherinnen und Besucher fasst. Irgendwohin muss die Song-Contest-Crowd schließlich ausweichen.
Eine weitere Möglichkeit dafür ist am Finaltag dann das Fußballstadion St. Jakob-Park - von den Einheimischen liebevoll Joggeli genannt. Hier ist am Samstag das Megaevent Arena Plus angesetzt. Neben dem Public Viewing der Finalshow gibt es eine Liveshow, zu der unter anderen Anna Rossinelli, DJ Antoine und Baby Lasagna angekündigt sind.
Und abseits des Eventreigens setzt die Kunstmetropole Basel, bekannt für Institutionen wie das Museum Tinguely oder die Fondation Beyeler, auch auf Kunst zum ESC. Am Münsterplatz versammelt die Installation "HeartBeats - Love is the Answer" von Claudia Knie und Carolina Caroli unzählige Herzskulpturen in verschiedenen Farben - passend zum heurigen Emblem des Baseler ESC. Noch größer kommt da die "Lightning Symphony" der Schweizer Künstlerin Claudia Comte am Messeplatz daher, die an eine gigantische Hüpfburg in Regenbogenfarben erinnert und sich bereits als beliebtes Fotomotiv der ESC-Gäste etabliert hat.
Die renommierte Fondation Beyeler zeigt die Sonderschau "Over the Rainbow", eine Hommage an Buntheit, Vielfalt und Toleranz, und hat am Dach die leuchtende Regenbogenskulptur "We are Poems" von Ugo Rondinone installiert. Das Historische Museum Basel sammelt bei der Bevölkerung Gegenstände mit Song-Contest-Bezug für eine ESC-Memory-Box.
Und auf der Fassade der Klybeckstraße 18 projizieren die beiden Schweizer Jahic & Roehtlisberger unter dem Titel "I Drove All Night - Thinking About You" in Neonfarben Songtitel als öffentliche Installation.
Es scheint also alles bereitet für einen bunten Eurovision Song Contest nach dem ESC von Malmö, der von Demonstrationen gegen Israel und Verhaltensdebatten, die mit dem Ausschluss der Niederlande endeten, überschattet war. Damit das so bleibt, herrscht über der Stadt Drohnenverbot. Die Polizei ist mit 1.300 Einsatzkräften vor Ort, zu denen Personen der Bundesämter für Cybersicherheit, für Zoll und Grenzsicherheit sowie der Bundespolizei kommen. Die Armee stellt 40 Spezialisten ab.
Und wenn es trotz allem zu Zwischenfällen kommt, wurde eine mehrsprachige 24-Stunden-Hotline (+41581051717) eingerichtet, die bei Fällen sexualisierter Gewalt, Queerfeindlichkeit oder Antisemitismus erreichbar sein und im Fall der Fälle Hilfe organisieren kann. Hinzu kommen vier Schutzzonen sowie insgesamt 130 Personen umfassende, mobile Teams an neuralgischen Punkten.
BASEL - SCHWEIZ: FOTO: APA/APA/Martin Fichter-Wöß