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Ana Drezga präsentiert ihre "Top Girls" bei den O-Tönen

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Ana Drezga stellt ihr Debüt am 21. August in Wien vor
©Jänen, APA
"The Hipster Must Die", heißt es auf einem Vintage-T-Shirt, das sich einer der Protagonisten in Ana Drezgas Debütroman "Top Girls" ironisch über den Kopf zieht und wenig später zu hören bekommt: "Das kannst du gerne haben, Hipster sind bereits ausgestorben." Doch was sind all jene jungen Menschen, die sich an einem Wiener Theater unter prekären Bedingungen demütigen lassen, sich nur bio ernähren und bei WG-Partys grandios abstürzen, sonst? Vor allem verloren, wie sich zeigt.

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Ana Drezga, 1984 in Bosnien geboren und in Steyr aufgewachsen, widmet sich in ihrem im Otto Müller Verlag erschienenen Prosa-Debüt "einer Generation zwischen Sehnsucht, Exzess und der Suche nach Zugehörigkeit", wie es im Klappentext heißt. Das tut sie in einer fein gesetzten, poetischen Sprache, in der nicht nur immer wieder Verben elliptisch weggelassen werden, sondern Metaphern sich einer hohen Konzentration erfreuen. In kurzen Kapiteln, die Titel wie "glitter edition" oder "wrong place, time egal" tragen, entführt die Autorin, die 2016 den Exil-Literaturpreis erhielt und auch als Dramatikerin arbeitet, in die Lebenswelt der Ich-Erzählerin Liv, die gemeinsam mit ihren WG-Freunden Dana und Thom in einem Wiener Theater arbeitet, wo der nur als ER titulierte Regisseur den Prototypen eines Cholerikers verkörpert.

Gleich zu Beginn zeichnet sie das Bild einer rauschhaften WG-Party und dem verkaterten Erwachen danach. Zwischen Wodka-Exzessen und Putz-Orgien führen die jungen Menschen mehr oder minder tiefsinnige Gespräche, wobei Liv einmal zur Erkenntnis gelangt: "Scheiß Selbstreflexion! Immer liegt es an einem selbst." Es ist die bittere Erkenntnis, schön langsam auf eigenen Beinen stehen zu müssen, die dem Personal von "Top Girls" langsam dämmert.

Wien dient dabei als Folie für grenzenlose Möglichkeiten, doch die Grenze des siebenten Bezirks wird zunächst nur selten überschritten. Und wenn doch, dann heißt es etwa: "Hier läuft die Stadt aus wie ein ausgerollter Teig, der am Ende dünn, ausgefranst und unförmig ist." Bei der Charakterisierung der Bubble, die Liv mit immer mehr Distanz betrachtet, gelingen der Autorin treffende Miniaturen: "Mach die Beine breit, Mädchen, will einer sagen, stattdessen aber nur: An welchem Projekt arbeitest du?"

Auch zeitgenössisches Dating-Verhalten bringt Drezga in wenigen Worten auf den Punkt, als ihre Freundin Dana mit ihrem "Tinder-Jakob" ein Lokal betritt: "Jakob sieht normal aus. Und dich gibt's online?, frage ich." Liv selbst hat ihren Freund Nore, einen stets tagelang abwesenden und nicht greifbaren Fotografen, zwar offline kennengelernt, hat aber herzlich wenig davon. Schließlich ist es ein familiärer Schicksalsschlag, der Liv aus der Stadt flüchten und ihr Heimatdorf am Land besuchen lässt. Nun muss sie sich nicht mehr mit dem brüllenden Regisseur, mit dem sie eben noch "Medea" geprobt hat, sondern mit dem schweigsamen Vater herumschlagen und feststellen, dass sie weder hier noch in Wien wirklich ein Zuhause gefunden hat.

Auf 118 Seiten entspinnt sich so ein später Coming-of-Age-Roman, dessen Ende weit offen bleibt und der sprachlich einen Sog entwickelt, ohne sich selbst dabei zu gut zu gefallen. Drezga präsentiert "Top Girls" - benannt nach den Prostituierten in der Straße, in der sich die WG befindet - am Donnerstag im Rahmen des Literaturfestivals "O-Töne" im Wiener Museumsquartier.

(Von Sonja Harter/APA)

(S E R V I C E - Ana Drezga: "Top Girls", Otto Müller Verlag, 118 Seiten, 22 Euro. Präsentation bei den O-Tönen am 21. August, 20 Uhr im Wiener Museumsquartier.)

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Jänen

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