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2022 hatte die European Broadcasting Union (EBU) vor dem ESC von Turin Russland vom Musikevent verbannt. "Die Entscheidung spiegelt die Bedenken wider, dass die Einbeziehung eines russischen Beitrags in den heurigen Contest im Lichte der beispiellosen Krise in der Ukraine den Bewerb in Misskredit bringen würde", hieß es damals in einem Statement unter Verweis auf den unpolitischen Charakter des Song Contests. Dieses Vorgehen ziehen nun die Gegner einer israelischen Teilnahme am Wiener ESC 2026 als Präzedenzfall heran.
Sollte sich vor der EBU-Generalversammlung im Dezember keine Lösung abzeichnen und Israel tatsächlich vom Song Contest 2026 ausgeschlossen werden, käme eine lange ESC-Historie zu einem zumindest vorläufigen Ende. Schließlich war das Land seit seinem Debüt 1973 fast durchgängig im Contest vertreten - und das erstaunlich erfolgreich.
Schon beim ersten Antreten belegte man einen guten 4. Platz. Und bereits bei der sechsten Teilnahme 1978 holte sich Israel mit Yizhar Cohen & The Alpha-Beta sowie der Nummer "A-ba-ni-bi" den Sieg. So ging es weiter, richtete man doch 1979 in Jerusalem den 24. Song Contest aus - und holte mit Gali Atari & Milk and Honey sowie dem Lied "Hallelujah" abermals Platz 1. Auf eine zweite Ausrichtung des Bewerbs infolge 1980 verzichtete man dann jedoch aus finanziellen Gründen - und auch auf eine Teilnahme, nachdem die einspringenden Niederlande als Termin den israelischen Feiertag Jom haZikaron angesetzt hatten.
1981 war man dann aber schon wieder mit an Bord und sicherte sich in den Folgejahren Topwerte, so 1982 und 1983 jeweils Platz 2. Nach einem erneuten Aussetzen ob eines Feiertages 1984 ging es munter dahin, mal mit besseren, mal mit schlechteren Ergebnissen. 1994 war man dann wieder nicht mit von der Partie, da zu dieser Zeit angesichts der zahlreichen Neuzugänge nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ein Qualifikationssystem eingeführt worden und Israel 1993 mit dürren 4 Punkten auf dem vorletzten Platz gelandet war. Ähnliche Gründe verhinderten 1996 und 1997 ein Antreten Israels beim ESC.
Und dann kam das Jahr 1998 - und Dana International. Erstmals entsandte ein Land eine Transperson - und die "Diva", so auch der Titel ihres Songs, aus Tel Aviv holte einen triumphalen Sieg für ihr Land in Birmingham - mit einer neuen Höchstpunktzahl für Israel. Folgerichtig wurde Israel 1999 abermals Gastgeber und lud erneut ins International Convention Center nach Jerusalem.
In den frühen 2000er-Jahren fuhr man dann allerdings eher durchwachsene Resultate ein und scheiterte nach Einführung des Halbfinalsystems 2004 häufig am Einzug ins Finale, bis das Jahr 2018 und damit der Bewerb von Lissabon kam. Netta Barzilai holte hier im Finale den vierten Sieg für ihr Land mit "Toy". Den 2019 angesetzten Wettbewerb richtete Israel dann erstmals in Tel Aviv und nicht in Jerusalem aus.
Dann kam der Überfall der Hamas auf Israel im Oktober 2023 - und damit infolge die Debatte über eine Teilnahme des Landes beim stets als dezidiert unpolitisch apostrophierten Bewerb. Desaströs verlief 2024 bei der ersten Ausgabe seit Ausbruch des Gazakrieges der ESC von Malmö. Israel hatte Eden Golan mit "Hurricane" entsandt, nachdem die erste Textfassung "October Rain" wegen politischer Botschaften abgelehnt worden war. Aufgrund von Drohungen konnte die Sängerin in der schwedischen Kleinstadt ihr Hotel nur zu den Proben und Auftritten verlassen, während sich in der Halle Pfeifkonzerte gegen den Beitrag entluden und in der Stadt selbst Gegendemonstrationen stattfanden. Am Ende wurde es Platz 5 für Israel, wobei das Publikum Golan sogar auf Platz 2 gewählt hatte.
Auch beim heurigen ESC von Basel gab es Diskussionen um die Teilnahme Israels, das diesmal mit Yuval Raphael eine Überlebende des Hamas-Massakers entsandt hatte. Auch wenn sich Raphael ebenfalls einem Pfeifkonzert von Teilen des Publikums gegenüber sah, gewann die Künstlerin das Televoting und erreichte am Ende Platz 2 im Gesamtranking.
In Summe kann Israel beim Eurovision Song Contest bei seinen 47 Teilnahmen (wenn man die letztlich coronabedingt abgesagte Ausgabe 2020 nicht einrechnet) auf vier Siege, drei zweite Plätze und zwei dritte Plätze verweisen. Damit ist das kleine Land eine der erfolgreichsten ESC-Nationen überhaupt. Ob man diesen Erfolgslauf 2026 in Wien wird fortsetzen können, steht momentan aber noch in den Sternen.
(S E R V I C E - https://eurovision.tv/country/israel)