Bürgermeister Michael Ludwig überreichte Großes Silbernes Ehrenzeichen an Gastronomen Karl Kolarik
©Stadt Wien / Christian JobstIm Wiener Rathaus erhielt Kommerzialrat Dipl.-Kfm. Karl Jan Kolarik das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien – eine Würdigung des Schweizerhauses als kulturelles Wahrzeichen und der Familienunternehmenskultur, die die Wiener Küche prägt.
Wien ehrt Gastronom Karl Jan Kolarik: Großes Silbernes Ehrenzeichen im Rathaus verliehen
Die Auszeichnung würdigt die Rolle des Schweizerhauses für Wiener Küche, Stadtidentität und gelebte Unternehmstradition – ein Blick auf Biografie und Bedeutung eines Prater-Wahrzeichens.*
Im Wiener Rathaus erhielt Kommerzialrat Dipl.-Kfm. Karl Jan Kolarik das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. Die Verleihung, musikalisch umrahmt vom Atmos Quartett, versammelte prominente Gäste aus Politik, Diplomatie, Medien und Wirtschaft – darunter der ehemalige Bürgermeister und Landeshauptmann Michael Häupl mit Barbara Hörnlein, Ex-Vizebürgermeister Sepp Rieder, der Botschafter der Tschechischen Republik in Österreich, Jiří Šitler, sowie Stadträtin Barbara Novak. Journalist Herbert Lackner hielt die Laudatio.
„Wien ist anders. Mit der Wiener Küche haben wir eine ganz besondere Tradition. Nicht zuletzt hat Karl Jan Kolarik mit seinem Schweizerhaus dafür gesorgt, dass diese Küche auf der ganzen Welt berühmt ist“, betonte Bürgermeister Michael Ludwig. „Als Familienunternehmen geht die Geschichte des Traditionsbetriebs auf die Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende zurück. Von Kindesbeinen an hat Karl Kolarik mitgearbeitet – erst als ‚Bierbua‘, der Brezeln verteilt hat, später hinter der Schank. Heute ist das Schweizerhaus ein gastronomisches Wahrzeichen Wiens – mit seiner Stelze und dem perfekten Krügerl als Aushängeschild.“
Die Zeremonie: Anerkennung für gelebte Stadtkultur
Die Ehrung rahmte eine Botschaft, die über die Gastronomie hinausreicht: Die Geschichte des Schweizerhauses im Wiener Prater steht für Kontinuität, Handwerk und ein öffentliches Gedächtnis, das sich auch an Gerüchen, Ritualen und Orten festmacht. Dass die Verleihung im Rathaus stattfand und von einem breiten Spektrum an Ehrengästen begleitet wurde, unterstreicht die gesellschaftliche Verankerung des Geehrten und seines Lebenswerks.
Biografie: Bildung, Betrieb, Familienunternehmertum
Karl Jan Kolarik, 1945 in Wien geboren, besuchte zunächst die tschechische Volksschule und später die Komensky-Schule im 3. Bezirk. Nach der Handelsakademie am Hamerlingplatz schloss er 1970 die Hochschule für Welthandel als Diplomkaufmann ab. Anschließend trat er als mitarbeitender Gesellschafter in den Getränkehandel seines Vaters, Kolarik & Buben OHG, ein.
Das Schweizerhaus ist seit Generationen ein Familienbetrieb. Kolarik führt es gemeinsam mit seiner Schwester Lydia; Schwester Elisabeth erfand die „Luftburg“, an die seit 1992 ein Bio-Restaurant angeschlossen ist. Auch Ehefrau Johanna arbeitet im Unternehmen, die Kinder Regina und Karl Hans Kolarik sind in leitenden Funktionen tätig. Rund 200 Beschäftigte tragen den Betrieb über die Saison.
Das Schweizerhaus: Institution im Prater
Rund 700.000 Gäste kehren jährlich im Schweizerhaus ein. Bis zu 1.500 Plätze im Gastgarten und 800 Plätze in den Stuben markieren die Dimension eines Hauses, das Volkskultur und Professionalität verbindet. Seit fast 100 Jahren zählen Rohscheiben und gegrillte Stelzen zu den Spezialitäten; an starken Tagen werden von letzteren rund 500 Stück serviert – begleitet von traditionell gezapftem Budweiser Bier. Die Wintersperre beginnt am 31. Oktober, die Saisoneröffnung am 15. März ist längst ein medial begleitetes Ritual.
Die öffentliche Wertschätzung schlägt sich auch in Auszeichnungen nieder: 2004 kürte die Wiener Bevölkerung das Schweizerhaus zum „schönsten Platzl Wiens“, 2005 folgte die „Trophée A la Carte“, 2021 der Goldene Rathausmann.
Einordnung: Mehr als Gastronomie
Die Ehrung für Karl Jan Kolarik ist auch eine Würdigung des urbanen Alltags – der Orte, an denen Stadtgesellschaft in ihrer Vielfalt zusammenkommt. Kolariks Biografie, geprägt von Wiener und tschechischer Bildungstradition, steht für eine Brücke zwischen Kulturen, die das kulinarische Profil Wiens seit jeher prägt. Das Schweizerhaus hat diese Prägungen bewahrt, weiterentwickelt und für ein internationales Publikum sichtbar gemacht – ohne die Bodenhaftung zu verlieren, die ein Familienbetrieb braucht.
In Zeiten, in denen Innenstädte und Freizeitareale sich neu definieren, erinnert die Auszeichnung daran, dass Identität auch aus Kontinuität entsteht: aus verlässlicher Qualität, aus Ritualen wie dem ersten Krügerl im März, und aus Betrieben, die über Generationen Verantwortung für Mitarbeitende, Gäste und Stadtteil übernehmen. Der Blick nach vorn ist damit klar umrissen: Die nächste Generation steht bereits in der Verantwortung – und Wien bewahrt mit dem Schweizerhaus ein lebendiges Stück Alltagskultur, das über die Stadtgrenzen hinaus strahlt.






