Soziale Medien haben nicht nur im Alltag Erwachsener einen Fixplatz, sondern haben längst auch in das Leben von Kindern und Jugendlichen Einzug gehalten.
Das beweist eine repräsentative Studie von Saferinternet.at: Rund 74 Prozent der 11- bis 17-Jährigen in Österreich nutzen Snapchat, gefolgt von Instagram (73 Prozent) und TikTok (ca. 72 Prozent). Über Tablets und Smartphones der Eltern sind zudem auch 72 Prozent der Kinder unter 11 Jahren zumindest hin und wieder online - etwa zum Betrachten von Videos und Fotos oder für Spiele. Nicht immer handelt es sich dabei um einen harmlosen Zeitvertreib. Was Social Media bei Kindern und Jugendlichen bewirken kann:
Was macht Social Media mit dem Selbstbild von Kindern und Jugendlichen?
Sich mit Gleichaltrigen zu messen, gehört zur Entwicklung einer eigenständigen Persönlichkeit dazu. Vergleiche entstehen immer, das war auch schon vor Social Media so. Was sich jetzt aber geändert hat, ist die schiere Anzahl der Menschen, mit denen Kinder und Jugendliche konkurrieren wollen. Sie haben als Vergleich nicht mehr nur die eigenen Klassenkameraden und Freunde, sondern die ganze Welt. Und die ist auf Social Media in den seltensten Fällen echt. Im Gegenteil: Studien zufolge nutzen bis zu 80 Prozent der Mädchen täglich Filter auf ihren eigenen Postings, weil sie sich im Vergleich zu den Bildern in den Sozialen Netzwerken unzulänglich fühlen. Kein Wunder, schließlich sind auch die mehr Schein als Sein – es entsteht ein ungesunder Kreislauf.


Dabei kommt es nicht nur zu einem Rückgang des Selbstwertes, sondern oft auch zu einem negativen Körperbild. Unrealistische Vorbilder fördern Unzufriedenheit und damit auch jede Menge ungesunder Maßnahmen. Was früher einige Magermodels in Zeitschriften waren, wird Kindern und Jugendlichen heute auf sämtlichen Kanälen mehrmals täglich in den Feed gespült. Allein auf Instagram werden 854 Beiträge pro Minute weltweit hochgeladen. Dazu kommen Snapchat, TikTok und YouTube als wichtigste Soziale Netzwerke bei Jugendlichen. Die Verzerrung des Selbstbildes geht so weit, dass es sogar schon den Begriff der Snapchat Dysmorphie gibt. Darunter versteht man das Bedürfnis der Nutzenden, das eigene Aussehen chirurgisch so verändern zu lassen, dass es mehr einem gefilterten Bild ähnelt.
Weitere Gefahren von Social Media
Social Media Nutzung bei Kindern und Jugendlichen bringt zudem weitere Gefahren mit sich. Cybermobbing, das von Beleidigungen und Ausgrenzung bis hin zu Bedrohung reichen kann, ständige "Fear of Missing Out" (FOMO), also die Angst, etwas zu verpassen, Betrugsversuche, Belästigung und Datenmissbrauch können sogar die Jüngsten schon betreffen.


Macht Social Media süchtig?
Tatsächlich aktivieren Likes, Benachrichtigungen, Kommentare und Scrolling das Belohnungszentrum im Gehirn, das daraufhin Dopamin ausschüttet. Dieser Neurotransmitter erzeugt Glücksgefühle, also ein kurzfristiges Hoch. Vergleichbar ist das etwa mit der Sucht nach Glücksspiel oder Nikotin. Von diesem guten Gefühl wünschen wir uns kontinuierlich mehr, weshalb wir immer wieder auf Social Media zurückkehren.
Typische Anzeichen für Social Media Sucht:
Ständiges Denken an Social Media
Aus "kurz schauen" werden ein bis zwei Stunden
Reizbarkeit, Unruhe und Nervosität ohne Handy
Vernachlässigung von Hausaufgaben, Schlaf und Freunden
Ständiges Posten und Selfies-Machen
Sehr bedenklich wird ein Social Media Konsum von mehr als drei Stunden pro Tag, denn dann steigt das Risiko für Angststörungen und Depressionen auf das Doppelte. Haben Eltern den Verdacht, dass der Social Media Konsum bei Kindern und Jugendlichen zu hoch ist, sollten sie die Bildschirmzeit begrenzen. Auch die Deaktivierung von Push-Nachrichten und das Etablieren von handyfreien Zeiten sind sinnvoll. Therapien und Beratung können bei starken Zwängen helfen.
Instagram und TikTok Altersbeschränkung – sinnvoll?
Aus psychologischer, pädagogischer und medizinischer Sicht ist eine Altersbeschränkung für Social Media durchaus sinnvoll. Kinder unter 13 Jahren haben noch keine voll entwickelte Medien- und Selbstreflexionskompetenz. Sie verstehen noch nicht, dass auf Social Media Vieles inszeniert ist. Je jünger die Kinder sind, desto leichter sind sie in alle Richtungen manipulierbar. Auch die Rechtsprechung ist hier sehr klar: In Österreich ist das offizielle Mindestalter für Social Media Nutzung 14 Jahre, in den USA 13. In Australien geht man sogar so weit, TikTok und YouTube Nutzung für unter 16-Jährige zu verbieten.
Da niemand bei der Kontoerstellung das wahre Alter überprüft und Kinder und Jugendliche auch über die Geräte Erwachsener, etwa der Eltern, Zugriff auf Social Media Inhalte haben können, ist es daher besser, auf Aufklärung anstatt auf Verbote zu setzen. Ab wann Social Media für Kinder und Jugendliche geeignet sind, hat auch mit ihrer geistigen Reife zu tun. Und die kann wohl niemand so gut beurteilen, wie die eigenen Eltern. Eine Empfehlung:

