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Expertinnen und Experten haben sich die Zahlen genau angesehen und einen mehr als beunruhigenden Trend herausgefunden: Unter Mädchen und Burschen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren ihrer Versicherten wurde in den vergangenen Jahren bei den jungen Frauen eine drastische Zunahme der ärztlichen Diagnosen bezüglich Magersucht, Bulimie und Binge Eating mit exzessiven Essattacken festgestellt. Die Fälle von Magersucht, Bulimie und Binge Eating haben bei den zwölf- bis 17-jährigen Mädchen besonders stark zugenommen.
In einer Lebensphase, in der die eigene Identität noch nicht gefestigt und das Selbstwertgefühl oft nur schwach ausgeprägt ist, können übersteigerte Ansprüche an das eigene Aussehen zu einer großen Belastung werden. Je intensiver die Nutzung Sozialer Medien ist, desto größer ist auch das Risiko für eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und damit verbundene Essstörungen.
In keiner anderen Alters- und Geschlechtergruppe ist der Anstieg innerhalb des Beobachtungszeitraums derart groß gewesen. Zum Vergleich: Bei den gleichaltrigen Burschen stagnierte die Zahl der Betroffenen im selben Zeitraum nahezu.
Für die Expertinnen und Experten sind die auf Social Media-Plattformen propagierten Bilder und Videos ein wesentlicher Faktor, welcher die Entwicklung anheizt. In den zahllosen TikTok- und Youtube-Videos erzählen schlanke, schöne Frauen von ihrer 'Reise zum Idealkörper', dokumentieren, wie sie ihre Morgen- und Abendroutinen mit gesunder Ernährung, Achtsamkeitspraktiken und viel Sport optimieren, um zur perfekten Version ihrer selbst zu werden. Außerdem prangert die virtuelle Beauty-Polizei immer wieder neue Schönheitsmakel an - etwa zu runde, volle Gesichter ('Cortisol Face') oder gar 'übergewichtige große Zehen' ('Toebesity').
Selbst eventuell nicht davon betroffen zu sein, bedeute keinesfalls, dass diese Phänomene unterschätzt werden sollten. Was für viele Menschen völlig absurd klingt, setzt vor allem pubertierende Mädchen unter Druck. Das gilt vor allem für das vermeintlich ideale Frauenbild: dünn, normschön und erfolgreich. Die dafür notwendige Selbstkasteiung befeuert das Streben nach Perfektion und vermittelt letztendlich das Gefühl, nie gut genug zu sein.
Während Stars wie Supermodels oder Hollywood-Schauspieler ohnehin unerreichbar scheinen, herrscht in Sozialen Medien eine gewisse Nahbarkeit. Das erweckt den Eindruck, als sei es durchaus möglich, denselben Lifestyle zu leben wie viele Influencerinnen.
Besonders anfällig sind Mädchen, denn sie werden durch solche Videos nicht nur direkt angesprochen, sondern beschäftigten sich auch mehr mit sich selbst als Burschen. Sie vergleichen sich viel häufiger in Sozialen Medien, spüren einen höheren Druck, Schönheitsidealen zu entsprechen. Die jungen Frauen sind auch empfindsamer für Kontrollverluste. Vielen Heranwachsenden ist auch gar nicht bewusst, dass das Leben auf Social Media in der Regel inszeniert und somit alles andere als alltagstauglich ist.