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Intensive Blutdruckbehandlung zukünftiger Standard

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++ ARCHIVBILD ++ Etwa jeder zweite Erwachsene leidet an Bluthochdruck
©APA, dpa, Britta Pedersen
In Zukunft dürfte für die allermeisten Menschen mit Hypertonie das Ziel bei weniger als 120 mmHg systolischer Blutdruck bzw. intensiver Behandlung liegen. Das führt laut großen chinesischen Studien zu weniger Herzproblemen und deutlich weniger Schlaganfällen. Dies zeigte sich jetzt beim europäischen Kardiologenkongress (ESC) in Madrid.

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Etwa jeder zweite Erwachsene leidet an Bluthochdruck. Das gilt speziell für die Bevölkerung in den entwickelten Staaten. Die aktuellen Empfehlungen: Normalblutdruck bedeutet weniger als 120/80 mm Hg (systolisch während der Pumpphase des Herzens/diastolisch während der Ruhephase des Herzens). Ein erhöhter Blutdruck besteht bei Werten zwischen 120 bis 129/80 mm Hg. Hypertonie der Stufe 1 sind dann 130 bis 139 mmHg zu 80 bis 89 mmHg.

Ehemals wurde eine medikamentöse Behandlung erst bei Vorliegen einer Hypertonie eingeleitet. Doch groß angelegte wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass es am besten wäre, zumindest einen Wert von 120 mmHg systolisch anzustreben (statt bloß weniger als 140 mmHg).

Buchstäblich "schlagkräftig" ist jetzt die Analyse einer großen chinesischen Studie mit 11.255 Teilnehmern im Alter um die 65 Jahre ausgefallen, die am Wochenende beim europäischen Kardiologenkongress (ESC) in Barcelona präsentiert und in der Zeitschrift der American Academy of Cardiolog (JACC) veröffentlicht worden ist. Die Probanden hatten zu Beginn durchschnittlich Blutdruckwerte von 147 mmHg/83 mmHg (systolisch/diastolisch).

Im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchung wurde bei der Hälfte der Probanden (5.624) mit intensiver Behandlung bei einer Beobachtungszeit von durchschnittlich 3,4 Jahren ein systolischer Blutdruck von 119,1 mmHg erreicht. Unter Standardtherapie bei der anderen Hälfte der Teilnehmer betrug dieser Wert im Durchschnitt 134,8 mmHg.

Das Ergebnis, so die Wissenschafter um Jingkuo Li von der wissenschaftlichen chinesischen Akademie für Medizin in Bejing: "Im Vergleich zu dem Ziel von weniger als 140 mmHg (systolisch; Anm.) bedeutete das Erreichen von weniger als 120 mmHg (systolisch; Anm.) eine Halbierung des Risikos für eine Gehirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall)." Bei den ischämischen Schlaganfällen (Blutgerinnsel in Gehirngefäß) gab es hingegen "nur" eine weitere Senkung der Gefährdung um sieben Prozent.

Diese Zahlen unterstützen jene Resultate, welche die Autoren bereits vergangenes Jahr in der britischen Medizinfachzeitschrift "The Lancet" in Sachen Herzerkrankungen vorgestellt haben. In der Publikation beschrieben sie den Effekt der intensiven Hypertoniebehandlung auf die Häufigkeit von Herzinfarkten, Notwendigkeit einer Katheterintervention zur Gefäßaufdehnung, Spitalsaufnahmen wegen Herzinsuffizienz, Schlaganfall oder Tod infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen insgesamt.

In dieser Analyse hatte sich für die Gruppe der Probanden mit intensiver Behandlung (erreicht: 119,1 mmHg systolisch) im Vergleich zu den Patienten mit Standardbehandlung (erreicht: 134,8 mmHg systolisch) eine statisch signifikante Verringerung des Risikos um zwölf Prozent gezeigt. Damit scheint für die Zukunft eine klare Devise in Sachen Hypertonie gegeben sein: am besten weniger als 120 mmHg/80 mmHg. Das starke Engagement der chinesischen Wissenschafter lässt sich gut damit erklären, dass in der jüngeren Vergangenheit speziell die ehemaligen Entwicklungs- und "Schwellenländer" auf negative Weise extrem stark in Sachen Herz-Kreislauf-Erkrankungen "aufgeholt" haben.

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