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"Ähnlich wie 2024 hat man auch im Herbst dieses Jahres schon im Abwassermonitoring einen recht starken Anstieg der Virusbelastung gesehen. Fast ein Drittel der Spitalsaufnahmen wegen schwerer Atemwegserkrankungen war in den vergangenen Wochen dann auf Covid-19 zurückzuführen", sagte Zeitlinger gegenüber der APA.
Das offizielle SARI-Dashboard zeigt die Entwicklung bis zur 44. Kalenderwoche mit den vollständigen Daten, dann bis zur 46. Kalenderwoche mit größtenteils gemeldeten Informationen deutlich: In der 42. Kalenderwoche (Mitte Oktober) waren 31 Prozent der Hospitalisierungen wegen schwerer Atemwegserkrankungen durch SARS-CoV-2 bedingt. Die Influenza machte gerade einen Anteil von 0,2 Prozent aus, die Pneumokokken einen von 0,9 Prozent und RSV einen von 0,1 Prozent. Bei vollständigen Informationen in der 43. Kalenderwoche war dann Covid-19 mit einem Anteil von 27,6 Prozent vertreten, die Influenza mit 0,9 Prozent (Pneumokokken: 2,3 Prozent). Zuletzt (46. Kalenderwoche; bis 16.11.) lag der Anteil von Covid-19 (nicht vollständige Daten) bei 18,7 Prozent, jener von Influenza bei 2,3 Prozent, die Pneumokokken waren für 0,9 Prozent dieser Spitalsaufnahmen verantwortlich. SARS-CoV-2 übertraf und übertrifft auch derzeit die Influenza an ausgelöster "Krankheitslast" bei weitem.
Vorsicht ist auf jeden Fall angeraten. "2024 hat Covid-19 mehr Todesfälle gefordert als die Influenza und ist vergleichbar mit der Mortalität bei Brust- oder Prostatakrebs", hat Zeitlinger vor kurzem bei den Praevenire Gesundheitstagen in Eisenstadt erklärt. Vergangenes Jahr wurden in Österreich 1.212 Todesopfer durch SARS-CoV-2-Infektionen registriert. An Brustkrebs starben 1.775 Erkrankte, an Prostatakrebs 1.434 Männer. Für die Influenza finden sich im Register der Todesursachen 624 Opfer.
Praktisch seit Beginn der Pandemie ist belegt: Kinder überstehen eine SARS-CoV-2-Infektion oft ohne alle Symptome. Bis zum Alter von 50 Jahren sind milde Erkrankungsverläufe (rund 80 Prozent) wahrscheinlich. Über-60-Jährige haben schon viel häufiger schwere Verlaufsformen (14 Prozent). Mit hoher Wahrscheinlichkeit treten dann lebensgefährliche Komplikationen vor allem in den noch höheren Altersgruppen (fünf Prozent) auf.
Auf diese "Alterspyramide" und auf Risikopersonen stellen sowohl die Empfehlungen für die Impfungen als auch für das Testen und eine allfällige medikamentöse Behandlung mit der Proteasehemmer-Kombination Nirmatrelvir/Ritonavir ab. Zeitlinger zitiert aus den österreichischen Impfempfehlungen: "Die Covid-19-Auffrischungsimpfung wird allen Personen ab dem vollendeten zwölften Lebensjahr empfohlen, die das Risiko eines möglichen schweren Krankheitsverlaufs reduzieren möchten. Bevorzugt empfohlen wird eine einmalige Impfung im Herbst für Personen mit speziellen Indikationen (chronische Erkrankungen, Risikofaktoren; Anm.) sowie allen Personen ab dem 60. Lebensjahr und dem Personal des Gesundheitswesens."
Laut dem Experten war eben zu Beginn des Vorhandenseins der Covid-19-Vakzine nicht bekannt, dass die Impfung Infektionen mit SARS-CoV-2 nicht gut verhindern kann. Doch andererseits: "Die Impfung verschiebt die Verläufe ins Positive." Schwere Krankheitsverläufe und Komplikationen können durch die Impfung zu einem großen Teil verhütet werden.
Im Verdachtsfall zahlt es sich laut dem Experten aber speziell für die angeführten Risikopersonen - betagte Menschen und Personen mit einer erhöhten Gefährdung aus anderen medizinischen Gründen - aus, beim Arzt einen Test auf eine SARS-CoV-2-Infektion durchführen zu lassen. Nur bei bestätigter Infektion gibt es die Möglichkeit für eine medikamentöse Behandlung mit Nirmatrelvir/Ritonavir.
Zwar kann diese Therapie zur Eindämmung der Virusvermehrung bis zu fünf Tage nach Symptombeginn gestartet werden, doch ist das eigentlich zu spät. Zeitlinger: "Mit der Behandlung sollte möglichst schnell begonnen werden." Deshalb hilft ein Zuwarten bei verdächtigen Symptomen keinesfalls. Zwar muss bei einer Therapie von Covid-19 mit Nirmatrelvir/Ritonavir auf bestimmte Grunderkrankungen (Niere, Leber) durch eventuelle Dosisanpassung Rücksicht genommen werden, ebenso auf Interaktionen mit anderen Medikamenten, doch "echte Kontraindikationen sind selten", meinte der klinische Pharmakologe.
Aus Wien gibt es zur Wirksamkeit der medikamentösen Behandlung von Covid-19 sehr gute Daten aus dem kostenlosen Therapieprogramm. Demnach senkte die Therapie die Häufigkeit von Spitalseinweisungen im Vergleich zu nicht Behandelten um etwa die Hälfte. Auch die Sterblichkeit wurde reduziert. Für Menschen mit einem hohen Risiko für schwere Krankheitsverläufe ergibt sich potenziell hoher Nutzen.
Erst vor kurzem ist in "Clinical Infectious Diseases" eine ähnliche Studie aus der Provinz Quebec in Kanada erschienen. Knapp 15.000 mit Nirmatrelvir/Ritonavir Behandelte wurden einer Gruppe von fast 300.000 Menschen ohne Therapie bei Covid-19-Erkrankung gegenübergestellt. In dieser Untersuchung verringerte die Covid-19-Therapie unabhängig vom Impfstatus die Häufigkeit von notwendigen Spitalsaufnahmen um 74 Prozent.
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/THEMENBILD






