Whisky avanciert, wie auch Handtaschen, Uhren und andere „Collectibles“, zunehmend zur alternativen Geldanlage. Seltene Abfüllungen erzielen bei Auktionen Rekordpreise, spezialisierte Plattformen erleichtern auch Laien den Zugang zum Markt. Doch die jüngsten Entwicklungen zeigen: Kein Boom ist ohne Risiken. Warum Whisky als Anlage doch nur eine Ergänzung im Portfolio sein sollte
2023 kam der sagenumwobene „The Macallan 1926 Adami“ in London unter den Hammer. Die Versteigerung schrieb Geschichte: Für umgerechnet knapp 2,5 Millionen Euro wechselte der wertvolle Whisky den Besitzer. Vor dem Verkauf wurde die Flasche aufwendig vom Hersteller restauriert: Kapsel und Korken wurden erneuert, der Kleber des Etiketts, das eine Malerei des italienischen Künstlers Valerio Adami zeigt, ersetzt. Sogar eine Kostprobe von einem Milliliter wurde entnommen, um die Echtheit zu bestätigen.
Versteigerungen wie diese zeigen, welches Prestige und welche Summen mit seltenem Whisky verbunden sein können. Doch nicht nur bei Auktionshäusern wie Sotheby’s erzielt das „flüssige Gold“ Höchstpreise. Immer mehr Investoren entdecken Whisky als alternative Geldanlage – mit Chancen, aber auch Risiken.


Hochkarätig: „Isabella's Islay Original“ gilt mit 6 Millionen Dollar Kaufpreis als der teuerste Whisky der Welt. Der Preis scheint aber eher der Verpackung geschuldet zu sein: Die Flasche ist aus Diamanten, Rubinen und Weißgold gefertigt. „“
© BeigestelltPerformt angeblich besser als ETF
In den letzten Jahren hat sich Whisky als lukrative Anlageform etabliert. Laut dem „Knight Frank Wealth Report“ verzeichnete der Markt für seltene Whiskys 2023 ein 10-Jahres-Wachstum von 373 Prozent. Im Vergleich dazu weist der ETF MSCI World laut Anlegerportal „extraETF“ eine Wertentwicklung von etwa 148 Prozent in den letzten 10 Jahren auf.
Besonders begehrt sind limitierte Abfüllungen renommierter Destillerien wie Macallan. „Whisky war immer präsent, was ihn auch als Investment interessant macht“, erklärt Jasmin Haider, selbst Whiskyproduzentin und Vorsitzende der Austrian Whisky Association. „Whisky ist hierzulande eine vergleichsweise junge Disziplin. Unsere Destillerie Haider war die erste Whiskybrennerei in Österreich und feiert heuer ihr 30- jähriges Bestehen: Das ist jung, wenn man bedenkt, dass Whisky über viele Jahre lagern muss.“


Rekord: The Macallan „The Intrepid“ fasst 311 Liter und ist die größte Whiskyflasche weltweit.
In Österreich, so Haider, steht aktuell noch der Genuss im Vordergrund. Sonderabfüllungen, wie zum Beispiel limitierte Editionen, seien aber auch für Investoren zunehmend von Interesse, so die Produzentin. Haider bietet eine „Selected Single Cask“-Linie an, bei der Kunden Anteile an einem oder auch ein komplettes Whiskyfass erwerben können. „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein heute abgefüllter Whisky in zehn bis 20 Jahren einen signifikanten Sammlerwert besitzt, ist durchaus gegeben, vorausgesetzt, es handelt sich um das richtige Produkt.“
Für Investitionen in Whisky ist eine gründliche Recherche entscheidend, so Haider. „Besonders gefragt sind Abfüllungen aus sogenannten ‚lost distilleries‘, also stillgelegten Brennereien, bei denen die Verknappung bereits gegeben ist.“
„Besonders gefragt sind Abfüllungen aus sogenannten ‚lost distilleries‘, also stillgelegten Brennereien“
Markt unter Druck
Plattformen wie Timeless Investments oder Spiritory ermöglichen einen vergleichsweise einfachen Einstieg in das Spekulieren mit dem Hochprozentigen. Das Investment bleibt jedoch hochspekulativ, insbesondere im Hinblick auf die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen.
Der „Wealth Report“ von Knight Frank verzeichnete 2023 einen Rückgang bei Luxus-Sammlerstücken. Whisky verlor dabei um rund neun Prozent an Wert und galt damit als schlechtester Performer unter den zehn führenden Vermögenswerten. Auch Noble & Co zufolge ist die Whisky-Blase geplatzt: Premium- Whisky-Verkäufe gingen der Investmentbank zufolge um knapp 40 Prozent zurück. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten lässt die Nachfrage nach Luxusgütern nach, auch beim Whisky. Sammler und echte Kenner wird das aber sicher nicht verschrecken. Ganz im Gegenteil.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 22/2025 erschienen.