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EU-Tourismuskommissar sieht Einheimischentarife positiv

Aktualisiert
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EU-Kommissar Tzitzikostas sprach sich für Einheimischentarife aus
©AFP, APA, POOL, JOHN THYS
EU-Tourismuskommissar Apostolos Tzitzikostas hat sich für Einheimischentarife in bestimmten EU-Regionen ausgesprochen. Seine persönliche Position sei es, dass es "in spezifischen Regionen solche speziellen Preise für Einheimische geben soll", sagte er am Mittwoch am Rande einer Veranstaltung in Innsbruck vor Journalisten. In den nächsten Monaten werde man das Thema "überprüfen und bewerten" und entscheide dann, ob es eine "Änderung der aktuellen EU-Richtung geben wird."

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Er habe großes Verständnis dafür, dass es Sorgen gebe, dass "die Preise zu hoch sind", sagte Tzitzikostas weiters. Für die lokale Bevölkerung in den EU-Regionen müsse es jedenfalls unbedingt möglich sein, dass sie beispielsweise "regelmäßig Skifahren gehen kann". Ein solcher Zugang zu den Pisten und Bergen mit vergünstigten Preisen sei schließlich die "Definition von nachhaltigem Tourismus": "Wenn wir in Europa nachhaltigen Tourismus haben wollen, dann müssen wir sichergehen, dass alle Menschen zwölf Monate im Jahr Zugang zum Tourismus haben." Das müsse nicht zuletzt auch für Personen mit niedrigerem Einkommen gelten.

Aktuell müssten aber die EU-Tourismusregionen und somit auch Tirol - wo ein Verbot der Einheimischentarife zuletzt für massiven politischen Unmut in der schwarz-roten Landesregierung geführt hatte - noch etwas Geduld haben. "Im Moment geht es für die Regionen darum, darauf zu schauen, dass die speziellen Preise nicht mit geltendem EU-Recht kollidieren", so Tzitzikostas. Auch forderte er die Regionen auf, die Gründe für Einheimischentarife "zu präsentieren": "Es ist wichtig für uns zu wissen, warum es dort jeweils spezielle Preise geben sollte." Diesbezüglich sei man aktuell "im Prozess".

Zuvor hatte der Tourismuskommissar im Rahmen der Tourismus-Veranstaltung in seinen Grußworten nicht Bezug auf die unter anderem aus Tirol kommende Forderung nach Einheimischentarifen genommen, sondern das damit für ihn zusammenhängende Thema Nachhaltigkeit forciert. "Wir erarbeiten gerade eine EU-weite Strategie für nachhaltigen Tourismus", strich er unter anderem heraus. Bei dieser spiele beispielsweise die immer noch zu hohe Quote der Touristen eine Rolle, die mit dem Auto anreisen oder etwa wie es gelinge "Touristen-Flüssen zu managen, um Over-Tourismus zu vermeiden", so Tzitzikostas.

Bei den kurzen Vorträgen und Diskussionen vor und nach den Grußworten des Kommissars hatte unter anderem Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) diese Ansätze von Tzitzikostas begrüßt und dem Kommissar ganz grundsätzlich Rosen gestreut. "Als Grieche weiß er, wie Tourismus funktioniert", meinte etwa Mattle, der außerdem betonte, dass EU-weiter nachhaltiger Tourismus sehr dem "Tiroler Weg" entspreche. "So wollen wir im Gleichschritt mit der EU den Tourismus weiterentwickeln."

Tirols Wirtschaftslandesrat Mario Gerber (ÖVP) richtete dem EU-Kommissar zudem öffentlich aus, dass er darauf baue, dass "die Einheimischentarife in Zukunft zur Verfügung stehen". Diese seien notwendig, um die "Tiroler und Tirolerinnen mit auf die Tourismusreise zu nehmen", so Gerber. Es brauche jedenfalls ein "gemeinsames Miteinander" und "Menschen, die sich für die Regionen einsetzen".

Auch Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) nutzte die Gelegenheit, um den Kommissar persönlich zu adressieren: "Wir sind alle gemeinsam in Europa und haben daher auch eine gemeinsame Aufgabe." Neben einer EU-weiten Tourismusstrategie brauche es deshalb auch ergänzend "nationale Strategien", etwa um die Themen E-Mobilität und öffentlichen Verkehr voranzutreiben. "Wir müssen bei der Anreise noch an der letzten Meile arbeiten."

Es gehe alles in allem stark darum, die Tourismusakzeptanz "hoch zu halten", sagte wiederum Tourismusstaatssekretärin Elisabeth Zehetner (ÖVP). "Wir müssen die Kreisläufe rund um den Tourismus noch stärker sichtbar machen", sagte sie. "Tourismus betrifft nämlich auch den Handel, das Handwerk und zum Beispiel die Lieferanten", führte die Staatssekretärin aus. Wichtig sei auch ihr darüber hinaus, dass die "österreichische Tourismusstrategie Hand in Hand mit der EU-Strategie geht."

Vor dem Besuch des Tourismuskommissars in Tirol wurden seitens der Touristiker und von politischer Seite Hoffnungen laut, dass der EU-Kommissar die Einheimischentarife in Tirol "retten" könne. Diese waren vor einem Jahr zu Fall gebracht worden, nachdem der Verein für Konsumenteninformation (VKI) und die Finanzprokuratur gegen diese vorgegangen waren. Der Grund dafür: Sie würden gegen gültiges EU-Recht, genauer gesagt gegen die "EU-Geoblocking"-Verordnung, verstoßen. Demnach dürfen EU-Bürger nicht aufgrund der Staatsangehörigkeit oder des Wohnortes benachteiligt werden.

Commissioner-designate for Sustainable Transport and Tourism Apostolos Tzitzikostas looks on as he arrives for a meeting of the Board of Commissioners in Brussels on September 18, 2024. After weeks of political horse-trading, European Commission chief Ursula von der Leyen unveiled on September 17, 2024, a new top team tasked with shoring up the EU's economic and military security through the next five years. (Photo by JOHN THYS / POOL / AFP)

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