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Leicht positive Impulse kommen aus der Industrie, sagte Bank-Austria-Ökonom Stefan Bruckbauer am Mittwoch. Diese hat sich im ersten Halbjahr 2025 erholt, allerdings nur in ein paar wenigen Branchen - Pharma, Metallindustrie und Elektromotorenbau -, in den übrigen Bereichen habe es eine Stagnation gegeben. Die Stimmung in der Industrie habe sich zu Jahresende etwas verbessert, insgesamt liege sie jedoch deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. "Die aktuelle Situation wird weiterhin doch eher negativ beurteilt", so Bruckbauer.
Ein Erholung gebe es auch im Wohnbau. Am Markt gebe es wieder deutlich mehr Aktivität - "die Erwartung, dass es billiger wird, ist vorbei", so Bruckbauer. Weiters stabilisiere sich der private Konsum in Österreich. Abseits des BIP-Wachstums rechnet Bruckbauer mit einer geringeren Inflation. Für 2026 wird eine Inflationsrate von 2,4 Prozent avisiert, nach voraussichtlich 3,5 Prozent im Jahr 2025. Treiber der Inflation sind vor allem Energie sowie Gastronomie und Hotellerie.
Eine große Herausforderung für Österreich - sowie für ganz Europa - sei die Wettbewerbsfähigkeit im Exportbereich. Die Löhne in Österreich seien stark gestiegen, während die Gewinne der Unternehmen gesunken seien, hinzu komme ein Anstieg der Lohnstückkosten, also höhere Löhne bei stagnierender Produktivität. "Wir verlieren Marktanteile in Deutschland und Europa, weil wir bei den Kosten nicht wettbewerbsfähig sind", so Bruckbauer. Diese verlorenen Anteile könnten laut dem Ökonomen aber zumindest teilweise wieder aufgeholt werden. Denn bei den Lohnstückkosten werde der Abstand zu anderen Ländern zunehmend kleiner. Es werde aber für Österreich teilweise auch sehr schwierig bleiben, kompetitiv zu sein - vor allem in den energieintensiven Branchen.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Zollpolitik der USA. Österreichs Industrie liefert rund 6,5 Prozent ihrer Wertschöpfung in die USA. Nach einer Schätzung der Bank Austria kostet Österreich ein Zoll von 15 Prozent für Waren in die USA rund ein Viertel Prozentpunkt an Wachstum sowie rund 10.000 Arbeitsplätze, die vor allem in Wien und Oberösterreich wegfallen würden. Die Zölle aus den USA alleine wären für Österreich zwar verkraftbar. "Leider ist aber zu befürchten, dass es zu einem generellen Handelskrieg kommen könnte", so Bruckbauer.
Auch weltweit wird mehr Dynamik in der Wirtschaft erwartet. "Es gibt einige Argumente warum es im kommenden Jahr doch etwas besser sein sollte", sagte Stefan Schneider, Ökonom der Deutschen Bank. Seit einigen Monaten gehe es bei den Einkaufsmanagerindizes nach oben, das deute auf eine Verbesserung der Stimmung hin. In den USA würden vor allem die Zinssenkungen der Fed sowie der Investitionsboom in künstliche Intelligenz die Wirtschaft ankurbeln.
Weltweit dürfte sich damit für 2026 ein Wachstum von 3,1 Prozent ausgehen - "nicht berauschend, aber im Prinzip eine nachhaltige Erholung", so Schneider. Für die Eurozone beläuft sich die Schätzung nur auf 1,0 Prozent. Europa müsse sich neben den Problemen der Wettbewerbsfähigkeit rasch überlegen, wie künstliche Intelligenz besser eingesetzt werden und Wertschöpfung generieren könne, sind sich Bruckbauer und Schneider einig.





