Weiterbildung: Alle Möglichkeiten in Österreich plus Infos zu Förderungen, Kurse & Zertifikate

Wer sich in Österreich beruflich weiterbilden will, für den gibt es eine Vielzahl an Kursen und Möglichkeiten. Wo man Angebote zur Weiterbildung findet und welche Förderungen und Zertifikate es gibt.

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Welche Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung gibt es?

Ob man sein berufliches Wissen vertiefen, sich in neue berufliche Gewässer vorwagen oder man seine Aufstiegschancen verbessern möchte - in Österreich gibt es eine Vielzahl an Kursen zur beruflichen Weiterbildung. Organisationen wie das Arbeitsmarktservice (AMS), das Wirtschaftsförderungsinstitut (Wifi) oder die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) bieten unterschiedliche Angebote im Bereich Weiter- und Fortbildung an.

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Das Wifi hat laut eigenen Angaben pro Jahr rund 30.000 Kurse, Seminare und Lehrgänge im Angebot, wobei es in jedem Bundesland eine Wifi-Landesorganisation und über 80 Geschäftsstellen gibt. Das Angebot reicht dabei von akademischen Ausbildungen, über Betriebswirtschaft, Recht, Gesundheit, Handel, IT, Medien, Management, Unternehmen, Technik, Sprachen, Tourismus und noch vieles mehr. Dabei werden sowohl Kurse für Unternehmer:innen als auch Kurse für Arbeitnehmer:innen angeboten.

Das AMS stellt zur Weiterbildung generelle und geförderte Angebote zur Verfügung. Auf der Weiterbildungsdatenbank des AMS veröffentlichen diverse Bildungsträger ihre Auswahl an Kursen und Seminaren, wobei insgesamt rund 55.000 Kurse dort aufgelistet sind. Bei Kursen, die nicht vom AMS gefördert sind, muss man selbst Kontakt mit dem Anbieter aufnehmen.

Die WKO spielt ihre Kursangebote über das in der Wirtschaftskammer eingerichtete Wifi aus. Unter dem Menüpunkt "Veranstaltungen" findet man auf der Homepage der WKO allerdings die Termine zu aktuellen Onlinekursen und -seminaren - auch abseits vom Wifi-Angebot.

Das BFI (Berufsförderungsinstitut) bietet ebenfalls eine Vielzahl an Kursen zur Weiterbildung an, inklusive einer Kurssuche nach Bundesländern.

In Wien bietet der waff, der Wiener Arbeitnehmer:innen Förderungsfonds, Angebote zur Weiterbildung an. Die Serviceleistungen des waff umfassen folgende Bereiche: reichen vom über Karenz und Berufswiedereinstieg sowie Frauen im Beruf bis hin zum Thema Digitalisierung, jugendliche Berufseinsteiger und Informationen für neu Zugewanderte.

  • Nachholen eines Abschlusses (Lehre, Matura, Meisterprüfung etc.)
  • Karenz und Berufswiedereinstieg
  • Frauen im Beruf/Frauen, Beruf, Studium (Unterstützung bei berufsbegleitenden Studien etc.)
  • Digitalisierung und Arbeit
  • Jugendliche und Berufseinstieg (Hilfe bei der Suche nach einer Lehrstelle, Berufsorientierung etc.)
  • Information für neu Zugewanderte

Eine weitere Möglichkeit der Weiterbildung ist das Fernstudium. In Österreich gibt es verschiedene Studiengänge von Hochschulen, die man über ein Fernstudium abwickeln kann. Dabei reicht die breite Palette von Architektur und Ergotherapie über Informatik, Maschinenbau, Medizin und Recht bis hin zu Themen wie Umweltmanagement und Wirtschaftspsychologie. Wer die passende Hochschule und den entsprechenden Lehrgang finden möchte, kann beispielsweise online über die Plattform "Fernstudium.at" suchen. Zudem bietet das "Hochschul-Weiterbildungsportal Österreich" mehr als 1.000 Bildungsangebote im Bereich Fernstudium, auch hier kann online nach Lehrgängen und Hochschulen gesucht werden.

Das berufsbegleitende Studieren nutzen ebenfalls viele Österreicher:innen als Option für eine Weiterbildung. Prinzipiell sollte man sich darüber bewusst sein, dass Studien meist zeitintensiver sind als kompakte Kursangebote, dafür geht die Weiter- beziehungsweise Ausbildung mehr in die Tiefe und am Ende steht ein akademischer Titel wie ein Bachelor oder ein Master.

Informationsveranstaltungen und Weiterbildungsangebote bieten zudem die Volkshochschulen in Österreich an. Ihre Serviceleistungen reichen von Informationen zum Nachholen von Abschlüssen, über Lerncafés und Bildungsberatung bis hin zu Kursen.

Will man sich weiterbilden, sollte man sich zuerst die Frage stellen, welche Form der Weiterbildung am geeignetsten ist - abhängig von Zielen, Zeit und Kosten.

Wifi-Checkliste zur Wahl des richtigen Weiterbildungsangebotes:
Folgende Fragen sollte man sich stellen:

1. Was will man mit der Weiterbildung erreichen?
• persönliche und/oder berufliche Ziele (Karrierechancen, Berufs(wieder)einstieg, etc.)
2. Was erwartet man vom Kursanbieter?
• Beratung und Betreuung vor, während und nach dem Kurs
• Wissen mit beruflichem Nutzen
• anerkannte Abschlüsse oder Zertifikate
3. Welche Voraussetzungen sind nötig?
• Schulabschluss (z.B. Matura), Lehrabschluss, Praxisjahre, etc.
4. Welche Lernmethoden werden bevorzugt?
• Gruppenarbeiten, E-Learning etc.
5. Wie viel kostet die Weiterbildung?
• Kurskosten, zusätzliche Kosten wie Prüfungsgebühren etc.
• Welche Förderungen gibt es?



Was versteht man unter Bildungskarenz und Bildungsteilzeit?

Bildungsteilzeit und Bildungskarenz sind zwei unterschiedliche Möglichkeiten zur Weiterbildung für Arbeitnehmer:innen.

Bildungsteilzeit

Bei der Bildungsteilzeit wird im Gegensatz zur Bildungskarenz, wo der/die Arbeitnehmer:in gänzlich von der Pflicht der Arbeitsleistung befreit wird, das Ausmaß der wöchentlichen Arbeitszeit reduziert. Die Reduktion der Arbeitszeit muss ein Ausmaß von mindestens 25 Prozent und maximal 50 Prozent betragen.

Die verbleibende Arbeitszeit darf 10 Wochenstunden nicht unterschreiten und das Arbeitsverhältnis muss vollversicherungspflichtig sein. Ein wesentlicher Vorteil dieser Variante ist, dass trotz Weiterbildung ein regelmäßiges, gesichertes Einkommen bezogen wird.

Bildungskarenz

Während der Bildungskarenz werden Arbeitnehmer:innen von der Pflicht zur Arbeitsleistung freigestellt, um eine entsprechende Weiterbildungsmaßnahme zu absolvieren. Das AMS ersetzt in dieser Zeit durch das Weiterbildungsgeld einen Teil Entlohnung. Für eine Bildungskarenz muss ein aufrechtes Dienstverhältnis bei ein- und demselben Arbeitgeber von mindestens sechs Monaten unmittelbar vor Antritt der Karenzierung bestehen.

Wichtig!
Bildungskarenz oder Bildungsteilzeit sind nur möglich, wenn der/die Arbeitgeber:in zustimmt. Es besteht somit kein Rechtsanspruch.

Welche Förderungen gibt es für Weiterbildungen?

Eine Weiterbildung ist zum Teil mit recht hohen Kosten verbunden. Diverse Förderungen und Zuschüsse machen eine Weiterbildung jedoch leistbarer.

Folgende wichtige Subventionen für Weiterbildungen gibt es in Österreich:

  • Fachkräfte-Stipendium: Das Stipendium fördert Ausbildungen für Branchen, in denen es an Fachkräften mangelt. Bezugsberechtigt sind Arbeitnehmer:innen, die für die Dauer der Ausbildung karenziert sind, Arbeitslose und ehemalige Selbstständige, die ihr Gewerbe ruhend gemeldet haben. Außerdem muss der höchste Bildungsabschluss unter dem FH-Niveau liegen.
  • Qualifizierungsförderung für Beschäftigte: Das AMS fördert mit dieser Beihilfe die Kosten der Qualifizierungsmaßnahmen von Arbeitnehmer:innen (im Ausmaß von zumindest 16 Wochenstunden). Zielgruppen sind unter anderem Arbeitskräfte, die höchstens die Pflichtschule abgeschlossen haben und ältere Arbeitskräfte, die so ihren Arbeitsplatz sichern wollen.
  • Sonstige Aus- und Weiterbildungsbeihilfen vom AMS: Arbeitssuchende können beispielsweise - wenn der Kurs die Vermittlungschancen am Arbeitsmarkt erhöht - Beihilfe zu den Kurskosten und Beihilfe zu den Kursnebenkosten wie Fahrtkosten beantragen.
  • Förderungen vom waff (Wiener Arbeitnehmer:innen Förderungsfonds): Der waff bietet für Wiener:innen verschiedene Förderungen wie den Chancen-Scheck (Nachholen eines Lehr- oder anderen Bildungsabschlusses wird gefördert) an.
  • AK Bildungsgutschein und Digi-Bonus: Die Arbeiterkammer (AK) fördert mit dem Bildungsgutschein und dem Digi-Bonus in der Höhe von jeweils 120 Euro den Zugang zu Weiterbildung und den Einstieg in die digitale Arbeitswelt.
  • Förderungen von Bund und Ländern: Bund und Länder offerieren diverse Förderungen wie Heim- und Fahrtkostenbeihilfe, Förderung für Unternehmen, die Lehrlinge, die 18 Jahre oder älter sind ausbilden, Berufsmatura etc.
  • Förderungen der WKO: Die WKO fördert Kosten für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, die Unternehmer:innen für ihre Arbeitskräfte auslegen. Es können hier bis zu 25 Prozent der Nettokurskosten, maximal jedoch 500 Euro pro Kalenderjahr, eingereicht werden.


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Wie und wo findet man Kurse zur Weiterbildung?

Viele Kurse zur Weiterbildung sind auf den diversen Plattformen von großen Bildungsinstitutionen wie WKO, AMS, Wifi oder waff zu finden. Das AMS verfügt über eine zentrale Weiterbildungs-Datenbank, die rund 2.000 Bildungseinrichtungen mit ihren Kurs- und Weiterbildungsangeboten auflistet. Daneben haben die meisten Bundesländer eine Weiterbildungs-Datenbank aufgebaut, über die Kurse gesucht werden können.

Eine Auflistung der Weiterbildungs-Datenbanken in Österreich:


Welche Zertifikate sind bei einer Weiterbildung sinnvoll?

Zertifikate im Bildungs- beziehungsweise Weiterbildungsbereich sind auf beiden Seiten von Bedeutung.

Zertifikate für Bildungsträger

Wer sich weiterbildet, sollte darauf achten, dass es sich bei den Anbietern von Weiterbildungsmaßnahmen um anerkannte Bildungsträger handelt. Anerkannte Bildungsträger sind unter anderem: öffentlich-rechtliche Einrichtungen wie Universitäten und Fachhochschulen, Bildungseinrichtungen, die direkt von gesetzlichen oder freiwilligen Interessenvertretungen geleitet werden wie WKO oder ÖGB und Bildungsträger, die von einer öffentlich-rechtlichen Stelle durch einen Bescheid zum Anbieten der Aus- oder Weiterbildung ermächtigt ist.

Sinnvolle Zertifikate für Bildungsträger, die Qualitätsmanagement-Systeme und Qualitätssicherungsverfahren beinhalten, sind etwa:

  • CERT-NÖ: CERT-Niederösterreich, Zertifizierungsstelle für Qualitätssicherung und -entwicklung
  • EduQua: Schweizerisches Qualitätszertifikat für Weiterbildungsinstitutionen
  • EFQM: European Foundation for Quality Management: „Committed to Excellence”/„Validated by EFQM", „Qualified by EFQM" und „Recognised for Excellence”/„Recognised by EFQM"
  • LQW: Lernorientierte Qualitätstestierung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung
  • OÖ-EBQS: Qualitätssiegel der Oberösterreichischen Erwachsenen- und Weiterbildungseinrichtungen
  • ÖNORM EN ISO 9001: Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen
  • ÖNORM ISO 21001: Managementsysteme für Bildungsorganisationen – Anforderungen und Empfehlungen zur Anwendung
  • ÖNORM ISO 29990: Lerndienstleistungen für die Aus- und Weiterbildung – Grundlegende Anforderungen an Dienstleister
  • QVB: Qualitätsentwicklung im Verbund von Bildungseinrichtungen
  • S-QS: Salzburger Qualitätssicherungs-/Qualitätsentwicklungsverfahren
  • UZ 302: Österreichisches Umweltzeichen für Bildungseinrichtungen
  • wien-cert: Qualitäts-Zeichen für Wiener Bildungsträger
  • IHK Zertifikat: Das Zertifikat wird von der deutschen Industrie - und Handelskammer (IHK) ausgestellt und belegt die Weiterbildung. Vor allem in Deutschland ist dieses Zertifikat anerkannt, es findet jedoch ebenso bei vielen Kursen und Lehrgängen in Österreich Anwendung.

Zertifikate und Abschlüsse für Weiterzubildende

Sinnvolle Abschlüsse beziehungsweise Zertifikate in der Weiterbildung sind unter anderem:

  • Schul-, Universitäts- oder Fachhochschulabschlüsse (Lehre, Matura, Bachelor, Master)
  • Lehrgänge/akademische Lehrgänge oder Kurse, die dem Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) entsprechen. NQR teilt Qualifikationen des österreichischen Bildungssystems in 8 NQR-Qualifikationsniveaus ein (z.B.: Bachelor = Stufe 6, Master = Stufe 7, Doktorat/PhD = Stufe 8)
  • Der Europäische Computer Führerschein ECDL
  • Cambridge-Zertifikate (unterschiedliche Stufen). Die Zertifikate werden international als Nachweis für gute bis sehr gute Englischkenntnisse anerkannt.
  • Das ÖSD (Österreichische Sprachdiplom Deutsch) ist ein staatlich anerkanntes Prüfungssystem für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache.
  • Der europäische Wirtschaftsführerschein EBC*L (European Business Competence* Licence) ist eine betriebswirtschaftliche (Fort-)Bildung, die international anerkannt ist.
  • Der "energie-führerschein" ist ein Zertifikat, das profundes Wissen über Energiesparen und Klimaschutz bescheinigt.

Matura nachholen

Sinnvoll kann für eine berufliche Weiterbildung auch das Nachholen der Matura sein. Eine Matura kann nachgeholt werden, wenn man:

  • das 8. Schuljahr positiv abgeschlossen hat
  • eine abgebrochene höhere Schulausbildung besitzt
  • ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist
  • eine abgeschlossene Berufsausbildung hat. Dann ist eine Berufsreifeprüfung (BRP)möglich: Wer eine Lehre oder Fachschule abgeschlossen hat, kann mit der BRP die Matura nachholen. Damit stehen prinzipiell alle Studienrichtungen offen. Bei der Lehre mit Matura beginnen Lehrlinge parallel zur Lehrausbildung mit der BRP.

Viele Schulen, Abendgymnasien und Bildungseinrichtungen wie Wifi, waff oder BFI bieten Vorbereitungslehrgänge für das Nachholen der Matura an. Die Matura wird dann durch die sogenannte Externistenprüfung erlangt. Mit dieser Prüfung stehen den Absolventinnen und Absolventen alle Studienrichtungen offen - während die Studienberechtigungsprüfung nur Zugang zu einem bestimmten Studium ermöglicht.

Die Kosten für die Prüfung selbst sind gering und liegen bei 14,30 Euro (Stand 2022). Allerdings fallen höhere Kosten für die Vorbereitungskurse an - je nach Anbieter liegen die Gesamtkosten zwischen circa 3.000 und 4.000 Euro. Lehrlinge werden vom Bund gefördert und erhalten kostenlose Vorbereitungskurse und Prüfungen zur Berufsreifeprüfung.

Aber auch für Erwachsene, die eine Matura via Abendschule oder Bildungseinrichtung nachholen wollen, gibt es diverse Förderungen wie die besondere Schulbeihilfe für Berufstätige vom Bund, den AK-Reifeprüfungsbonus in Oberösterreich, der eine Beihilfe fürs Nachholen der Matura an einer Abendschule darstellt, oder das Bildungskonto für höhere Abschlüsse vom waff.

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