Potenzmittel Viagra bald rezeptfrei erhältlich?

Bisher gab es das Potenzmittel Viagra in österreichischen Apotheken nur auf Rezept. Das könnte sich jetzt ändern. Am 2. Februar tagt die Rezeptpflichtkommission. Sie entscheidet, ob Viagra künftig rezeptfrei erhältlich sein soll.

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Seit über 20 Jahren können Männer, die unter einer erektilen Dysfunktion leiden, auf Viagra zurückgreifen. In Großbritannien, Norwegen, Polen und der Schweiz ist das Medikament, das auf dem Wirkstoff Sildenafil basiert, bereits rezeptfrei erhältlich. Nicht so in Österreich. Hier muss man in der Apotheke für den Kauf ein ärztliches Rezept vorlegen. Der Grund: Bei der Einnahme können gefährliche Neben- ebenso wie Wechselwirkungen auftreten. Wird Viagra etwa zusammen mit einem nitrathaltigen Herzmedikament eingenommen, kann es zu einem sogenannten hypotonen Schock kommen. Dieser führt im schlimmsten Fall zum Tod.

Erektionsstörung als Alarmsignal

Zudem kann eine Erektionsstörung Vorbote eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls sein. Rechtzeitig erkannt, kann man hier medizinisch gut gegensteuern. Bleibt der Arztbesuch dagegen aus, so bleiben aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Alarmsignale unentdeckt, was nicht nur zur Verschlimmerung der Erektionsschwäche, sondern auch der ihr zugrundeliegenden Erkrankung führt. Es scheint also, als sprechen alle Argumente für die Beibehaltung der Rezeptpflicht. Wäre da nicht die Sache mit dem Schwarzmarkt ...

Gefährliche Fälschungen

Anhand der Entwicklung in Großbritannien lässt sich die Problematik gut darstellen: Dort hat sich die Nachfrage nach Viagra und äquivalenten Mitteln zwischen 2006 und 2016 nahezu verdreifacht. Gleichzeitig florierten der Schwarzmarkt und der Onlinehandel mit gefälschten Produkten. "Wir haben vor einigen Jahren eine Studie gemacht, da haben wir 22 Produkte untersucht, die man im Internet frei bestellen kann, und festgestellt, dass bei über 80 Prozent nicht das drin war, was angegeben war. Wir hatten zum Beispiel eine Gruppe, da war die Dosis viermal so hoch", erläutert der Urologe Frank Sommer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit, im Gespräch mit "zdf.de". Bei regelmäßiger Einnahme derart hoher Dosen sei das Risiko, dass es zu Herzschädigungen komme, sehr hoch.

Deutschland behält Rezeptpflicht bei

Das Thema Potenzschwierigkeiten ist nach wie vor stark schambehaftet. Kein Wunder also, dass viele Männer einem Gang zum Arzt den Kauf im Internet vorziehen. Dieser Tendenz wollte man in Großbritannien gegensteuern: Um Betroffenen auch ohne Arztbesuch einen sicheren Zugang zu Medikamenten gegen erektile Dysfunktion zu ermöglichen, wurde dort die Verschreibungspflicht aufgehoben. Das war im Jahr 2017. Am 25. Jänner dieses Jahres wurde das Thema schließlich auch in Deutschland aufs Tapet gebracht. Die Zeichen standen auf ein Ende der Verschreibungspflicht. Das Expertengremium der Arzneimittelbehörde BfArM entschied sich jedoch für deren Beibehaltung.

Wie wird Österreich entscheiden?

Am 2. Februar 2022 tagt die Rezeptpflichtkommission in Österreich. Deren Vorsitzender, der Mediziner Dr. Christoph Baumgärtel von der AGES und vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen, erklärt: "Als beratendes Gremium hat sie zwar keine direkte Entscheidungsbefugnis, ihre Empfehlung ist aber für die entscheidenden Instanzen in der Regel von Gewicht." Würde es tatsächlich zur Aufhebung der Rezeptpflicht für Viagra kommen, so wäre der Kauf an ein verpflichtendes Beratungsgespräch inklusive Risikofragebogen gebunden. Auf diese Weise soll das Risiko von Neben- und Wechselwirkungen reduziert werden. Ob sich die Kommission nach dem Richtungswechsel in Deutschland nun für das Ende der Rezeptpflicht in Österreich entscheidet, bleibt abzuwarten.