Auch Tiere leiden unter Mobbing

Diese Affen starten miese Mobbing-Attacken, um zur Gruppe dazuzugehören

Mobbing kennt man eigentlich nur von Menschen. Ob am Arbeitsplatz, am Schulhof oder im Internet: Die regelmäßige Schikane kann zu tiefen seelischen Wunden führen. Der Begriff wurde ursprünglich für raffinierte Verteidigungsstrategien von Tieren verwendet und erst später auch auf das Verhalten von Menschen übertragen.

von Affe © Bild: shutterstock.com/coxy58

Manche Tiere setzen darauf, ihren Feinden so lange auf den Geist zu gehen, bis sie schließlich genervt das Weite suchen. So gibt es Singvögel, die gefährliche Raubvögel immer wieder im Sturzflug anpeilen und kurz davor mit einem lauten Gezwitscher abwenden. Der Raubvogel braucht prinzipiell keine Angst zu haben, die harmlosen Singvögel können ihn nicht verletzen. Doch sie mobben immer weiter, bis sich der Raubvogel völlig genervt in sichere Entfernung zu den Jungtieren begibt.

Eine ähnliche Taktik wurde auch bei Erdmännchen beobachtet. Sie schleudern Dreck und Sand in die Augen von Schlangen, wenn sie sich gefährlich nahe am Bau befinden. Ein etwas grausameres Beispiel zeigen japanische Honigbienen. Wenn sie ein Problem mit Hornissen haben, locken sie diese zuerst in ihr Nest und stürzen sich dann in großer Anzahl auf sie. Die vielen Bienen bilden einen dicken Mantel um die Hornisse, der sich immer mehr aufheizt und aus dem sie nicht entkommen kann. Den Bienen macht die große Hitze nichts aus, die Hornisse wird hingegen gegrillt.

Spielregeln in Affengruppen

Besonders interessant wird Mobbing in der Tierwelt dann, wenn sich auch Tiere der gleichen Art gegenseitig piesacken, so wie es bei Affen der Fall ist. Die Sozialstruktur einer Affengruppe ist sehr kompliziert. Es herrscht eine strenge Rangordnung, die hauptsächlich durch Freunderlwirtschaft bestimmt wird.

Schon von klein auf lernen die Affen die Spielregeln kennen. Spätestens im Teenager-Alter werden sie hart auf die Probe gestellt. Dabei geht es oft zu wie auf dem Schulhof: Affen mobben ausgewählte Artgenossen, wenn es für sie von sozialem Vorteil ist. Beispielsweise wenn sich eine Gruppe dadurch klar abgrenzen will. Da kann es auch schon mal etwas gröber zugehen. Einer starken Gruppe anzugehören ist für junge Affen besonders wichtig, weil diese die Rangordnung erheblich mitbestimmt. Schließlich müssen sich die Teenager erst beweisen.

Affen
© shutterstock.com/coxy58 Besonders artige Affen belohn das Alpha-Tier mit Fellpflege

Für das Alpha-Männchen ist es besonders wichtig, viele Gruppenmitglieder auf seiner Seite zu haben. Es muss ständig wichtige Kontakte pflegen, um seine Beliebtheit zu erhalten. Im Tierpark und Forschungszentrum Affenberg kann man beobachten, wie das Alpha-Männchen, daher der Boss der 152 dort lebenden Japanmakaken, sich den Jungtieren annimmt, um Sympathiepunkte bei den einflussreichen Weibchen-Klans zu sammeln.

Die Aufgaben des Alpha

Neben dem Pflegen der „zwischenafflichen“ Beziehungen hat das Alpha-Männchen noch einige andere Pflichten. Eine seiner Hauptaufgaben besteht darin, Streitigkeiten zu schlichten. Dabei übernimmt das Tier die Funktion eines objektiven Mediators. Kommt es zu gröberen Ungereimtheiten innerhalb seiner Gruppe, wirkt er beschwichtigend und erzieherisch auf die Streithähne ein.

Affe
© shutterstock.com/Santhosh Varghese Besonders die Teenager müssen sich beweisen

Für artiges Benehmen belohnt er sie auch mal mit Fellpflege, was in der Fachsprache als „grooming“ bezeichnet wird. Die Mitglieder haben hohen Respekt vor ihrem Anführer und seiner kleinen Gruppe von treuen Beta-Tieren, die zusammen sozusagen die Chefetage der Affengruppe sind.

Diese berechnenden Umgangsformen innerhalb der Affengruppe erinnern stark an die komplizierte Sozialstruktur der Menschen.

Kommentare