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Tamar Valkenier: Die Vollzeit-Abenteurerin

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Tamar Valkenier

Tamar Valkenier

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Sie wollte mehr von der Welt sehen und Abenteuer erleben. Also kündigte Tamar Valkenier ihren Job und zog los. Mittlerweile ist sie seit acht Jahren unterwegs und eine Rückkehr in ihr altes Leben ist für sie nicht mehr vorstellbar

Steckbrief Tamar Valkenier

  • Name: Tamar Valkenier

  • Geboren: 1986 in den Niederlanden

  • Wohnt in:

  • Ausbildung: Jus- und Psychologie-Studium

  • Beruf: früher Köchin und Kriminalpsychologin bei der Polizei, heute Abenteurerin

  • Familienstand: verheiratet

  • Kinder: keine

Eigentlich sei ihr Leben ziemlich perfekt gewesen, erinnert sich Tamar Valkenier zurück. Bereits mit 15 arbeitete sie als begeisterte Köchin in verschiedenen Lokalen im niederländischen Harleem, jener Stadt, in der sie aufwuchs. Nebenbei studierte sie Jus und Psychologie und ergriff den Beruf, von dem sie schon als Kind geträumt hatte: Kriminalpsychologin bei der Polizei. "Ein Job, den ich liebte", wie sie betont.

Dennoch fehlte der damals 28-Jährigen etwas. "Es gab keinen bestimmten Auslöser", so Valkenier. "Es war nicht so wie bei vielen Menschen, die nach einem Herzinfarkt, einem Burn-out oder dem Verlust eines geliebten Menschen ihr Leben auf den Kopf stellen."

Ich hatte immer das Gefühl, dass die Welt so viel mehr zu bieten hat

Immer am 1. Jänner nahm sie bereits ihren gesamten Jahresurlaub, um möglichst lange und weit verreisen zu können. So besuchte sie unter anderem Südafrika, Kolumbien und China. Das Zurückkommen fiel ihr jedes Mal schwer. "Ich fürchtete mich stets vor der Rückkehr, weil ich wusste, dass ich den ganzen Rest des Jahres arbeiten musste, bevor ich wieder rausgehen und die Gegend erkunden konnte", beschreibt Tamar Valkenier einige ihrer damaligen Gedanken. "In meinem Hinterkopf tickte eine Zeitbombe, jemand anders entschied über meinen Zeitplan und ich hatte immer mehr das Gefühl, dass die Welt so viel mehr zu bieten hat. Einen guten Job und ein Haus zu haben, dazu ab und zu in den Urlaub fahren - das kann doch nicht der Höhepunkt des Lebens sein, oder?"

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TAMAR VALKENIER ist immer wieder gerne mit dem Pferd unterwegs. Auch zu Fuß legt die ehemalige Köchin und Kriminalpsychologin immer wieder weite Strecken zurück

© Tamar Valkenier

Tamar Valkenier hatte "alles erreicht, was die Gesellschaft von mir erwartete". Daher beschloss sie, eine Auszeit zu nehmen, kündigte und zog los.

Tamar Valkeniers "Auszeit" dauert schon 8 Jahre

Sie hatte kein Ziel und nahm nur jene Dinge mit, die auf ihr Fahrrad passten. "Ich wollte frei sein", so Valkenier: "Kein Wecker, kein Zeitplan, der meinen Tag steuert. Ich wollte dann essen, wenn ich hungrig war, und schlafen, wenn ich müde war."

Sie wollte ein Jahr lang unterwegs sein, um für sich herauszufinden, ob ihr der Job, ein geregeltes Einkommen und Holland fehlen. Für Tamar Valkenier stellte sich in dieser Zeit allerdings heraus, dass "ich nichts davon vermisse. Und jetzt, mehr als acht Jahre später, reise ich immer noch und liebe das Leben."

Im März 2015 verließ sie Holland. Das Wetter war extrem schlecht. "Ich hielt jedoch durch und meine Radtour führte mich durch Europa, Australien und Indonesien." Sie bereiste die Mongolei mit Pferd, Kamel und Hund, durchquerte Jordanien mit dem Esel und wanderte durch ganz Island. Sie nahm an einer Jagdexpedition nur für Frauen in den neuseeländischen Alpen teil und besuchte indigene Kanadier genauso wie sibirische Rentierhirten und die Massai in Kenia.

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Nicht nur Pferde, auch ein Kamel dient Tamar Valkenier immer wieder als Fortbewegungsmittel

© Tamar Valkenier

Mittlerweile bereiste die Abenteurerin mehr als 50 Länder. "Fast immer zu Fuß, mit dem Fahrrad, auf Skiern, auf Schlittschuhen oder mit einem Tier", beschreibt Valkenier ihre Art des Reisens.

Tamara Valkeniers Kletterpartner wurde ihr Ehemann

Vor allem in den ersten Jahren war die junge Frau bewusst ganz ohne Begleitung unterwegs, da es für sie "prägend und befreiend" war. Allerdings, gibt Tamar Valkenier zu bedenken, sei man nie wirklich alleine: "Ich habe mich zwar alleine auf den Weg gemacht, aber unterwegs habe ich Menschen mit der gleichen Einstellung und dem gleichen Ziel getroffen. Einige von ihnen sind mittlerweile meine besten Freunde und wir treffen uns hin und wieder, um neue Abenteuer zu erleben."

Ich habe mich zwar alleine auf den Weg gemacht, aber unterwegs habe ich Menschen mit der gleichen Einstellung und dem gleichen Ziel getroffen
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Mit einer Freundin zog Tamar Valkenier (li.) monatelang durch die Wildnis Neuseelands, um zu jagen

© Tamar Valkenier

Auch ihren Mann lernte sie unterwegs kennen. Sie war vor sieben Jahren in den Blue Mountains in Australien auf der Suche nach einem Kletterpartner. Sie kletterten gemeinsam und blieben viele Jahre in Kontakt. Vergangenes Jahr bereisten sie zusammen 18 Länder und heirateten schließlich im Dezember 2022.

In all den Jahren gab es gefährliche Momente, genauso wie besonders prägende. "Das Leben selbst birgt viele Risiken", so Valkenier. "Zum Glück besteht für mich kein großes Risiko, im Straßenverkehr zu sterben, arbeitsbedingte Krankheiten zu entwickeln oder Opfer von Burnout, Herzinfarkten und Depressionen zu werden. Aber ich war zum Beispiel schon in Situationen, in denen ich tagelang kein Wasser finden konnte." Ein Umstand, der in der Wildnis schnell tödlich enden kann.

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Selbst widrigste Wetterbedingungen können der Abenteurerin nichts anhaben

© Tamar Valkenier

Tamar Valkenier und die Kunst der Adlerjagd

Zu den prägendsten Momenten zählt Valkenier ihre erste Reise durch die Mongolei im Jahr 2017. "Ich reiste fast fünf Monate lang mit einem Pferd, einem Kamel und einem Hund durch das Altai-Gebirge der Mongolei und lernte die alte Kunst der Adlerjagd." Es war eine harte Zeit. Doch dass sie es schaffte, zeigte ihr, dass "alles möglich ist und Träume wahr werden können". "Mir wurde nach den Monaten in der Mongolei bewusst, dass ich das Leben in vollen Zügen gelebt habe. Von diesem Moment an hatte ich keine großen Träume mehr, keine Wunschliste, kein Muss. Alles, was noch kommen würde, war ein Bonus." Durch diese Erkenntnis ließ der Druck nach. "Ich konnte mich jetzt entspannen und einfach jeden Moment genießen."

Ich betrachte jeden Fremden als Freund, den ich nur noch nicht kennengelernt habe
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Fünf Monate lange reiste Tamar Valkenier mit Pferd, Kamel und Hund durch die Mongolei und erlernte die Kunst der Jagd mit Adlern

© Tamar Valkenier

Durch das Reisen hat sie außerdem gemerkt, dass die Menschen auf der Welt alle gleich sind. "Dass ich als Stadtmädchen aus Haarlem die beste Freundin eines Adlerjägers in der Mongolei werden konnte, war für mich zunächst schockierend und macht jetzt so viel Sinn. Es hat mir wirklich das Gefühl gegeben, mit jedem einzelnen Menschen auf diesem Planeten verbunden zu sein, und ich betrachte jeden Fremden als einen Freund, den ich nur noch nicht kennengelernt habe."

Doch wie finanziert Valkenier all die Jahre des Reisen? "Indem ich fast nichts ausgebe", erklärt sie. "Seit acht Jahren lebe ich in einem Zelt." Im ersten Jahr ihrer Reise auf dem Fahrrad benötigte sie gerade einmal 2.000 Euro. "Ich scherze oft, dass ich es mir nicht leisten könnte, einen Job zu haben, denn das wäre zu teuer. Man muss irgendwo wohnen und Miete zahlen, man verwendet Transportmittel und benötigt anständige Kleidung."

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Sie fühle sich mit jedem Menschen verbunden, wurde sich Tamar Valkenier im Laufe ihrer Reise bewusst

© Tamar Valkenier

Eine Heimkehr in ihr altes Leben ist für Valkenier nicht mehr vorstellbar. Gemeinsam mit ihrem Mann will sie sich nun allerdings eine Basis, zu der sie immer wieder zurückkehren können, aufbauen. Das geeignete Grundstück dafür haben sie bereits gefunden. Am anderen Ende der Welt, in der Wildnis Tasmaniens.

Das Buch
Auf 320 Seiten beschreibt Tamar Valkenier in "Die Vollzeit-Abenteurerin" * Eindrücke und Begegnungen ihrer jahrelangen Reise. Edel Books, 20,60 Euro

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 28+29/2023 erschienen.

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