Sam Altman: Das Mastermind hinter der KI-Chat-Software ChatGPT

Seinem Spitznamen im Silicon Valley macht Sam Altman höchste Ehre. Der 37-Jährige ist das Mastermind hinter der KI-Chat-Software ChatGPT, die Texte wie von Menschen erdacht verfasst. Altmans Ziel ist nichts weniger als die Rettung der Menschheit.

von Sam Altman - Mastermind von Chat GPT © Bild: Getty/Angerer

Steckbrief Sam Altman

  • Name: Samuel H. Altman
  • Geboren: 22. April 1985 in Chicago
  • Beruf: Unternehmer, Investor, Programmiere
  • Ausbildung: Informatik-Studium an der Stanford University
  • Firmen: CEO von Open AI und Präsident von Y Combinator
  • Familienstand: unbekannt
  • Kinder: unbekannt

Im Silicon Valley ist es eine Auszeichnung, mit dem grünen, spitzohrigen Jedi-Meister aus dem Filmklassiker "Star Wars" verglichen zu werden. Yoda verkörpert den erleuchteten, mächtigsten und weisesten Jedi aller Zeiten. Seit geraumer Zeit trägt der 37-jährige Sam Altman den Spitznamen des grünen Meisters. Seit Jahresbeginn scheint er -zumindest für Investoren -alle damit verbundenen Hoffnungen endgültig zu erfüllen.

Sam Altman: ChatGPT und OpenAI

Altman ist das Mastermind hinter der Software ChatGPT, die in der Tech-Welt aktuell als das Größte seit der Erfindung des Rads gefeiert wird. Konkret geht es bei der ChatGPT-Software des Unternehmens OpenAI um einen Chatbot, der binnen Sekunden Gedichte, Kurzgeschichten, Liedtexte oder Aufsätze schreibt. Auch Antworten auf komplexe Fragen liefert er. ChatGPT basiert auf künstlicher Intelligenz, die mit Texten aus Büchern, sozialen Medien, Nachrichten sowie gesprochener Sprache trainiert und durch menschliches Feedback verfeinert wurde.

Das Niveau der Texte von ChatGPT ist derart überzeugend, dass an US-Schulen bereits helle Aufregung herrscht. Eine Kontrolle, ob ein Text von einem Schüler oder der Software stammt, sei unmöglich, so der Tenor. Die Bildungsbehörde von New York City sah sich bereits gezwungen, ChatGPT für Hausaufgaben zu verbieten. Kritiker befürchten wiederum, dass der Chatbot benutzt werden könnte, um einseitige Meinungen zu verbreiten.

In der Tech-Branche hat das Werkzeug indes seit seinem Launch im November 2022 einen unvergleichlichen Hype ausgelöst. Microsoft, das bereits 2019 eine Milliarde Dollar in OpenAI investiert hat, steht laut Berichten kurz vor einer weiteren Finanzierungsrunde in der Höhe von zehn Milliarden Dollar im Gegenzug für 75 Prozent der Gewinne. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos schwärmen Firmenchefs vom Umbruch, den die KI-Software mit sich bringt. Investoren stehen Schlange.

Sam Altman: Sein Lebenslauf

Im Zentrum des Tech-Orkans steht Sam Altman, Mitgründer und CEO von Open AI, dem Unternehmen hinter ChatGPT. Der Vater der auf künstlicher Intelligenz basierenden Chat-Software hält eine Vita, die durch das Who is Who des Silicon Valley führt. Altman kam in Chicago zur Welt, wuchs in St. Louis auf und studierte zweiJahre lang Informatik an der Eliteschmiede Stanford University. Wie viele aus der "Forbes"-Liste der reichsten Milliardäre unter 30, brach auch er das Studium nach zwei Jahren ab, um 2005 ein Start-up zu gründen. Loopt war ein standortbasiertes mobiles Social-Networking-Start-up, das einen Dienst für Smartphone-Benutzer bereitstellte, um ihren Standort selektiv mit anderen Personen zu teilen. Die Startfinanzierung kam vom gleichzeitig etablierten Gründerzentrum Y Combinator, das sich zum Ziel setzte, vielversprechende Startups zu fördern. Altman war 20 Jahre alt.

Y-Combinator

Seine Karriere entwickelte sich fortan raketengleich. Loopt nahm über 30 Million Dollar Risikokapital ein und wurde nach sieben Jahren um 43,4 Millionen Dollar von der Green Dot Corporation übernommen. Indes hatte sich Altman mit Y-Combinator-Gründer und Mentor Paul Graham angefreundet und kam 2012 an Bord des Gründerzentrums.

Y Combinator brachte über 500 Firmen, darunter Airbnb, reddit oder Dropbox, auf den Weg. Gleichzeitig gründete Altman mit seinem Bruder Jack die Risikokapitalgesellschaft Hydrazine Capital und investierte in Unternehmen aus unterschiedlichsten Märkten: Biowissenschaften, Spezialnahrung, Big Data, Gesundheitswesen, Verbrauchernetzwerke, Unternehmens-Software und Bildung.

Sein Weg ging auch bei Y Combinator steil nach oben. 2014 folgte er Paul Graham als Präsident, 2016 wurde er Präsident der neu erweiterten YC Group, die unter anderem einen 700-Millionen-Dollar-Beteiligungsfonds für Investitionen in vielversprechende Start-ups hielt. "Wir wollen etwas bewirken. Es ist cool, dass man eine Liste der Probleme in der Welt erstellen und dann Unternehmen finanzieren kann, die diese Probleme lösen", sagte Altman damals dem Magazin "Forbes".

So tickt Sam Altman

"Will der Kopf von Y Combinator die Welt verbessern oder das Silicon Valley übernehmen?", fragte zeitglich "The New Yorker" in einer der raren Reportagen, die Privates zum Tech-Yoda enthalten. Die Schilderung legte nahe, dass er beides anstrebt. Dabei wird Altman als hochintelligent und voll selbstironischem Humor beschrieben.

So habe ihn einst jemand gefragt, schildert "The New Yorker", wie er mit seinem Asperger-Syndrom zurechtkäme. Bevor Altman wütend klarstellen konnte, dass er keineswegs Asperger habe, erzählt er, sei ihm klar geworden, dass er auf Außenstehende so wirken kann. Altman: "Ich habe extremes Interesse an Technologie, ich habe keine Geduld für Dinge, die mich nicht interessieren, wie Partys und die meisten Leute. Und wenn jemand ein Foto betrachtet und subtile Emotionen dazu beschreibt, dann betrachte ich es mit fremder Faszination."

Als beunruhigend beschreibt der Journalist das völlige Desinteresse des Start-up-Millionärs an ineffektiven Menschen. Dazu passt, was Altman "Forbes" sagte: "Entschlossenheit ist das, wonach wir am meisten suchen. Es hat sich erwiesen, dass sie sogar wichtiger ist als Intelligenz."

Als der New Yorker Journalist bemerkt, dass Altman auch während eines langen Tages scheinbar nie aufs WC müsse, war dessen Antwort: "Ich werde üben, öfter auf die Toilette zu gehen, damit ihr Menschen nicht merkt, dass ich die künstliche Intelligenz bin."

Sam Altmans Ziel

Zu diesem Zeitpunkt, 2016, hatte Altman bereits OpenAI mitbegründet, das Unternehmen, das nun mit ChatGPT für Furore sorgt. Als Ziel formulierten Altman, sein Mitgründer Elon Musk und Unterstützer wie LinkedIns Reid Hoffman und Paypals Peter Thiel philanthrope Ambitionen: Es sei unbedingt zu verhindern, dass künstliche Intelligenz die Menschheit versehentlich auslöscht, wie es Wissenschaftler Stephen Hawking befürchtet hatte.

Im Blogeintrag von OpenAI-Chefentwickler Ilya Sutskever und OpenAI-Präsident Greg Brockman liest sich das so: "OpenAI ist ein gemeinnütziges Forschungsunternehmen für künstliche Intelligenz. Unser Ziel ist es, die digitale Intelligenz so voranzutreiben, dass sie der Menschheit als Ganzes zugute kommt, unabhängig von der Notwendigkeit, finanzielle Gewinne zu erzielen. Wir glauben, dass KI eine Erweiterung des individuellen menschlichen Willens sein sollte und im Geiste der Freiheit so breit und gleichmäßig wie möglich verteilt werden sollte."

Sam Altman: Bezug zu Geld und sein Einkommen

Im Jahr 2019 trennte sich Altman von Y Combinator und ist nur noch CEO von OpenAI. Elon Musk schied nach Interessenkonflikten aus. Altman hat große Pläne. "Wir müssen darüber nachdenken, wie wir den Reichtum auf eine ganz andere Weise als in der Vergangenheit verteilen", erklärte er im "Telegraph".

Er schlug einen "American Equity Fund" vor, der sich aus Steuern finanziert von "Unternehmen, die einen bestimmten Wert überschreiten. Jährlich in der Höhe von 2,5 Prozent ihres Marktwerts, zahlbar in Form von Aktien, die in den Fonds eingebracht werden. Dazu Steuern von 2,5 Prozent des Wertes auf Grundstücke in Privatbesitz, zahlbar in Dollar". Altman gilt als Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens. Der Mann mit einem Nettovermögen von geschätzten 200 Millionen Dollar hat beim Weltwirtschaftsforum in Davos einiges zu besprechen.

Es passt zu Altmans Spitznamen, dass er sein Leben mithilfe von Nectome beenden will. Das Start-up-Unternehmen will den Inhalt des Gehirns einer Person für ewiges Leben auf einem Computer speichern. Bei Yoda hieß das, als er starb, noch "eins werden mit der Macht".