Riesen-Jubel um
erneuerten "Jedermann"

Inszenierung wurde runder und schlüssiger - Großer Auftritt für Peter Lohmeyer als Tod

Mit Riesen-Jubel, vielen Bravos, gestoppten 5:50 Minuten Applaus und am Ende auch noch Standing Ovations ist am Sonntagabend im Großen Festspielhaus in Salzburg die Wiederaufnahme-Premiere der "Jedermann"-Inszenierung aus dem Vorjahr gefeiert worden. Michael Sturminger hat die nochmalige dreiwöchige Probenzeit gut genützt und seine Arbeit deutlich schlüssiger und runder gestaltet.

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Salzburger Festspiele - Riesen-Jubel um
erneuerten "Jedermann"

Einzig, dass infolge des Schlechtwetters (der Regen hatte erst am frühen Abend aufgehört, die Zeit, Bühne und Zuschauerränge zu trocknen, war zu kurz) bereits die vierte "Jedermann"-Premiere in Folge indoor stattfinden musste, tat der allgemeinen Begeisterung Abbruch. Ansonsten hat die im Vorjahr teilweise recht arg gescholtene Inszenierung deutlich gewonnen. Tobias Moretti präsentiert seine Titelfigur geschäftiger und weniger grüblerisch, ehe ihm die Todesahnung die finstersten Gedanken beschert. Peter Lohmeyer hat als Tod deutlich mehr Gewicht bekommen und legt Auftritte von gespenstischer Intensität hin.

Vorteilhaftere Kostüme für Reinsperger

Weiterhin zu Herzen gehen Edith Clever als Jedermanns besorgte Mutter und Mavie Hörbiger als schwindsüchtige Werke. Stefanie Reinsperger hat als Buhlschaft deutlich vorteilhaftere Kostüme erhalten und sorgt sich als ehrlich Liebende um ihren Freund, den sie schließlich doch verlässt. Ebenfalls als Gewinn erweist sich die neue Musik von Wolfgang Mitterer, die Facetten von Filmmusik einbringt. Nur der krampushafte Teufel Hanno Koflers will noch nicht so recht in das Gesamtbild passen, das dem Genius Loci auch ohne Domplatz um vieles gerecht wird als im Vorjahr.

Hugo von Hofmannsthals "Spiel vom Sterben des reichen Mannes", jenes Werk, das mit den Salzburger Festspielen verbunden ist wie kein zweites, steht bis 27. August noch 13 Mal auf dem Spielplan.

Feuchte Dusche bei Premierenfeier

Für eine Dusche trotz Indoor-Premiere sorgte im Anschluss an die Aufführung Tobial Moretti. Er schaffte es nach der Premiere erst nach einem guten Dutzend Schlägen, das Bierfass anzuschlagen. Und auch das nicht ganz reibungslos.

Eine kräftige Bierdusche schoss aus dem 25-Liter-Fass und erwischte neben der Buhlschaft - die ihm assistierte - auch viele der Gäste im Saal. "Es braucht wohl wieder ein bisschen Übung", erklärte der Jedermann, der die obligate Aufgabe im vergangenen Jahr noch mit einem Drittel der Schläge und ohne Bierdusche bravourös löste.

Seine Buhlschaft Stefanie Reinsperger nahm es gelassen. "Ich hatte eine tolle Premiere. Ich vertraute wie immer auf mein Glücksritual. Die Maskenbildnerin muss immer am linken Fuß beginnen, meine Nägel zu lackieren. Jetzt müssen die Kritiker beurteilen, ob es gut war. Ich bin rundherum zufrieden."

Auch Moretti haderte nicht mit dem Wettergott: "Natürlich ist es schade, dass wir nach dem Vorjahr auch heuer wieder die Premiere drinnen spielen mussten. Aber ich kann beiden Spielorten viel abgewinnen. So gesehen hatten wir heuer eigentlich zwei Premieren. Die Generalprobe am Domplatz und die erste Vorstellung im Großen Haus."

Ehe er von der Buhlschaft auf der Bühne in die Arme seiner Frau Julia wechseln konnte, musste er noch geduldig für Selfies herhalten. Unter anderen outeten sich dabei Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und ihre bayrische Kollegin, die Staatsministerin Dorothee Bär, als große Fans von des Tirolers. "Ich hab den 'Jedermann' heuer erstmals im Haus gesehen, bislang hatte ich immer Glück mit dem Wetter", so Schramböck.

Der Andrang an "Jedermann"- und Festspielprominenz war bei der Feier in Salzburger Stieglkeller gestern auf jeden Fall nicht gering. Unter anderem mit dabei: Bettina Hering (Schauspielchefin der Festspiele), Suzanne Harf (Protokollchefin Festspiele), "Jedermann-Tod" Peter Lohmeyer (kam wie immer mit dem Fahrrad und hatte alle Mühe es sicher zu verstauen, da er es nicht absperren konnte), "Teufel" Hanno Koffler, "Gute Werke" Mavie Hörbiger, "Gott" Johannes Silberschneider, "Mammon" Christoph Franken, "Armer Nachbar" Roland Renner" sowie das "Schuldknechtspaar" Fritz Egger und Martina Stilp.

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