Was Sie über Opus Dei wissen sollten

Konservativ, einflussreich und von Verschwörungstheorien umwittert

Der langjährige Chef des von Verschwörungstheorien umwitterten katholischen Opus Dei ist tot. Bischof Javier Echevarria starb am Montagabend mit 84 Jahren in Rom an den Folgen einer Lungenentzündung. Die katholische Organisation ist enorm umstritten. Was über das Bündnis bekannt ist und welche Rolle sie in Österreich spielt.

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Religion - Was Sie über Opus Dei wissen sollten

Was ist Opus Dei?

Die Priester- und Laienorganisation Opus Dei ("Werk Gottes") genießt in der katholischen Kirche einen Sonderstatus. Es ist eine sogenannte Personalprälatur. Diese kirchenrechtliche Sonderform mit der Möglichkeit, unter Leitung eines Oberhirten eine eigene Einheit innerhalb der Kirche zu bilden, wurde 1969 vom Zweiten Vatikanischen Konzil eingeführt und bisher nur Opus Dei gewährt.

Die Organisation gilt als eine der einflussreichsten und konservativsten Gruppierungen in der katholischen Kirche. Der spanische Priester Josemaria Escriva (1902-1975) gründete sie 1928 in Madrid. Nach einer göttlichen Eingebung vertrat er die Überzeugung, dass jeder Mensch im Alltag Gott begegnen könne, mit dem Streben nach "christlicher Vollkommenheit". Heiligkeit sei deshalb nicht das Ungewöhnliche, sondern das Gewöhnliche für jeden Getauften.

Die Mitglieder von Opus Dei

Die sehr einflussreiche Organisation hat etwa 90.000 Mitglieder in etwa 90 Ländern. Am beliebtesten ist die Organisation in Spanien. In Deutschland hängen ihr 600 Menschen an.

Die meisten Opus-Dei-Mitglieder sollen verheiratet sein. Mitarbeiter könnten aber auch aus anderen Konfessionen kommen und beispielsweise Muslime, Buddhisten oder gar Atheisten sein, heißt es in einer Info-Broschüre der Organisation.

Das Ziel von Opus Dei

Opus Dei soll das Verlangen der Mitglieder nach "christlicher Vollkommenheit" fördern. Ziel ist die "Heiligung des Alltags": Die Mitglieder sollen ihr Leben und ihre Arbeit ganz in den Dienst Gottes stellen sowie Gesellschaft und Staat "christianisieren". Außerdem gibt es strenge Gehorsams- und Bußregeln für die Mitglieder. "Wir haben den Ehrgeiz, die Institutionen der Völker, der Wissenschaft, der Kultur, Zivilisation, Politik, Kunst und sozialen Beziehungen zu heiligen und zu christianisieren", heißt es in einer Opus-Dei-Zeitschrift.

Warum wird Opus Dei so heftig kritisiert?

Für Kritik sorgten in der Vergangenheit unter anderem Bußpraktiken, die bewusst Schmerzen bereiten, oder auch das Prinzip unbedingten Gehorsams.
In den 1980er Jahren hatte die Organisation besonders negative Schlagzeilen gemacht: Ehemalige Mitglieder berichteten von fragwürdigen und sektenähnlichen Bekehrungsversuchen, vor allem bei jungen Leuten. Kritiker werfen Opus Dei vor, es arbeite der Öffnung der Kirche nach dem zweiten Vatikanischen Konzil entgegen.
Weltweit in die Schlagzeilen geriet das "Werk Gottes" durch die Verfilmung des Kirchenkrimis "The Da Vinci Code", in dem ihn US-Autor Dan Brown als düsteren Geheimbund darstellte.

Sprecher des Opus Dei mussten sich schon zuvor immer wieder gegen Kritik verteidigen, man versuche wie ein "Geheimbund", Mitglieder systematisch in Schaltstellen der Gesellschaft einzuschleusen. Auch Bischöfe und Kardinäle gehören Opus Dei an oder sympathisieren mit der Organisation, die vor allem von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) gefördert wurde. Er machte mit Joaquin Navarro-Valls einen Opus-Dei-Mann zum Vatikansprecher und ließ Opus-Dei-Gründer Escriva im Jahr 2002 im Schnellverfahren heiligsprechen. Escrivas Nachfolger als Opus-Dei-Chef, Bischof Alvaro del Portillo y Diez de Sollano (1914-1994) wurde im Jahr 2014 unter Papst Franziskus freigesprochen.
Die Organisation geriet auch in den Strudel der "Vatileaks"-Ermittlungen. So wurde der Opus-Dei-Priester Lucio Vallejo Balda im zweiten Vatileaks-Prozess im heurigen April zu einer Haftstrafe von 18 Monaten verurteilt, weil er Vatikan-Gelder veruntreut haben soll.

Wer war der verstorbene Opus-Dei-Chef?

Echevarria war seit 1994 Leiter des Opus Dei. Er arbeitete schon ab 1953 bis zu dessen Tod 1975 als Sekretär für den zwischenzeitlich heilig gesprochenen Gründer des Opus Dei, Josemaria Escriva. Ab 1994 war er Generalsekretär des Opus Dei und wurde 1995 im Petersdom von Johannes Paul II. zum Bischof geweiht. Papst Franziskus stand in einer "herzlichen Beziehung" zu Echevarria und empfing ihn noch am 7. November dieses Jahres zu einer Privataudienz.

Der verstorbene Opus-Dei-Prälat war zuletzt Mitglied der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse und der Apostolischen Signatur. In die 22-jährige Amtszeit des Bischofs an der Spitze des Opus Dei fiel der Beginn der Prälatur in 16 Ländern, darunter Libanon, Südafrika, Panama, Rumänien, Kroatien, Lettland, Kasachstan, Indonesien und Sri Lanka. Echevarria hat laut Angaben des Opus Dei viele dieser Länder besucht und viele Impulse für neue Sozialwerke und Bildungseinrichtungen gegeben. Darunter sind u.a. Vereine zur Unterstützung von Migranten, Bildungsinitiativen für Jugendliche, Zentren zur Versorgung von Kranken und insbesondere Palliativeinrichtungen für unheilbar Kranke.

Opus Dei in Österreich

In Österreich begann das 1928 in Spanien gegründete Opus Dei seine Tätigkeit 1957 auf Wunsch von Kardinal Franz König. 1970 übertrug der damalige Erzbischof von Wien den Priestern des Opus Dei die Seelsorge der Wiener Peterskirche. Derzeit hat das Opus Dei in Österreich rund 400 Mitglieder, darunter 20 Priester. Die Zahl der Sympathisanten wird mit 1.000 angegeben.
Prominentestes Mitglied in Österreich ist der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng. Er war vor seiner Bischofsweihe in Vorarlberg im Jahr 1989 Chef von Opus Dei in Österreich. Regionalvikar für Österreich ist der frühere Wirtschaftsberater Ludwig Juza.
In Wien, Niederösterreich, Linz, Graz, Salzburg, Innsbruck und Dornbirn betreut die Prälatur Bildungseinrichtungen für Berufstätige, Jugendliche und Familien.
Der verstorbene Echevarria hat zeitlebens eine enge Verbindung zu Österreich gepflegt: Wie Ludwig Juza in einem Nachruf festhielt, habe Echevarria Österreich oft besucht, zuletzt noch im August dieses Jahres, und eine enge Verbindung zu Kardinal Franz König gepflegt. Er sei ein "unermüdlicher, heiterer und im Gebet tief verankerter Hirte im Dienste am Volk Gottes" gewesen, sagte Juza, der am Freitag (16. Dezember) um 17 Uhr in der Wiener Peterskirche ein Requiem für den Bischof feiern wird. Ebenso wie für seine Vorgänger sei das Gnadenbild Maria Pötsch im Wiener Stephansdom ein wichtiger Gebetsort für ihn gewesen.

Wie geht es nun mit Opus Dei weiter?

Die Leitung geht nun zunächst an Fernando Ocariz über. Er wird innerhalb eines Monats einen Kongress zur Wahl des neuen Prälaten einberufen. Der Kongress muss dann innerhalb von drei Monaten stattfinden. Die Organisation wählt nach Echevarrias Tod eigenständig einen Nachfolger, Papst Franziskus muss diesen aber bestätigen.

Kommentare

Oliver-Berg

Opus Dei könnte man als christliche Version von Scientology verstehen. Viele Ihrer Methoden sind denen der Scientologen nicht unähnlich. Auch so wird man "schein"heilig.

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