Leutasch: Im Einklang mit der Natur

von Reisen - Leutasch: Im Einklang mit der Natur © Bild: Region Seefeld

Bei jedem Schritt knirscht der Schnee unter den Füßen, denn bei minus zehn Grad ist er trocken und leicht. Die Eiskristalle glitzern in der Sonne, und die schneebedeckten Fichten vollenden die Winterlandschaft.

Leutasch in Tirol liegt auf dem Seefelder Plateau auf fast 1.200 Metern und ist damit ziemlich schneesicher. Die mächtigen, schroffen Berge des Wettersteingebirges und des Karwendels, viele von ihnen deutlich über 2.000 Meter hoch, umrahmen die Region -und dennoch ist Leutasch kein typischer Wintersportort.

Mit dem Sessellift auf den Katzenkopf gibt es nämlich gerade einmal eine Möglichkeit, im Ort Ski zu fahren. Und selbst diese Piste teilen sich Skifahrer und Rodler. Denn von der Bergstation führt eine rund 2,5 Kilometer lange Rodelstrecke ins Tal.

»Mein Ziel ist es, so viel wie möglich selbst zu produzieren - ohne Herbizide und Pestizide«

Walter Schweigl

In der Nacht gehört der Berg den Schlittenfahrern dann ganz alleine. Die Strecke verläuft größtenteils durch den Winterwald und ist, um in der Dunkelheit nicht falsch abzubiegen, in bunten Farben beleuchtet.

Der Schwerpunkt der Aktivitäten rund um Leutasch liegt auf sanften, umweltverträglichen Sportarten. So umfasst das Loipennetz des Hochplateaus 245 Kilometer. Darunter finden sich einfache, ebene Runden für Einsteiger genauso wie anspruchsvolle Routen mit etlichen Höhenmetern.

Kalbskopf und Binkel

Die Winterwanderwege sind gut ausgeschildert und geräumt. Ein eigener Weitwanderweg über vier Etappen verbindet die schönsten Plätze der Region. Und da es, anders als in vielen Wintersportorten, keine vielbefahrene Durchzugsstraße gibt, sind die Touren ruhig und malerisch.

Immer wieder führen die Wege an Bauernhöfen vorbei, die regionale Spezialitäten in ihren kleinen Hofläden anbieten. Simone Neuner vom Wirtseppelerhof spezialisierte sich beispielsweise auf Kräuter. Sie bietet neben frischen Bio-Eiern, Schweinefleisch und Würsten auch Tees und Sirupe an. Im kleinen Selbstbedienungshofladen des Muchhofs wiederum gibt es frische Produkte aus Ziegenmilch.

© Region Seefeld Das Seekirchl in Seefeld ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der Region. In Leutasch wiederum gibt es zwei Pfarrkirchen und 20 Kapellen

Von den regionalen Bauernhöfen bezieht Walter Schweigl viele seiner Zutaten. Der 29-Jährige betreibt gemeinsam mit Vater Franz und Mutter Gabi das Gasthaus Zur Brücke im Leutaschtal, ein traditionelles Tiroler Wirtshaus mit nachhaltigem Konzept. So werden hier z. B. sämtliche Teile der Tiere verwertet und damit alles von gebackenem Kalbskopf bis Ochsenschwanzsuppe serviert.

Walter Schweigl erweckte vor einigen Jahren zusätzlich die angeschlossene Landwirtschaft wieder zum Leben. Sein Ziel sei es, sagt er, "so viel wie möglich selbst zu produzieren". Das Klima des Hochplateaus ist allerdings rau, die Böden sind karg. Daher entschloss sich Schweigl alte Sorten, die bereits früher hier wuchsen, anzubauen.

© Satellite Creative House 2,5 Kilometer lang ist die Rodelbahn am Katzenkopf. Dreimal wöchentlich ist Nachtrodeln möglich. Die Strecke ist dann mit bunten Lichtern beleuchtet

Aus Binkel, einer 3.000 Jahre alten Weizenart, bereitet er mittlerweile seinen Kaiserschmarrn zu. Als Beilage zu den Fleischspeisen wird meist die "blaue Anneliese", eine violette Kartoffelsorte, serviert. Da Schweigl außerdem gerne reist, verpasst er der Tiroler Küche oft eine internationale Note. So zählt der Kimchi- Strudel aus selbst fermentierten Chinakohl zu seinen Spezialitäten.

Frisch gefischt

© Christine Lugmayr Andreas Neuner angelte beim Eisfischen am Weidachsee das Mittagessen

Ein paar Kilometer weiter betreibt Martina Neuner mit ihrem Mann Andreas den Kühtaierhof, ein gemütliches, uriges Gasthaus. Sie ist Wirtin aus Leidenschaft und erinnert sich gerne an den unerwarteten Besuch des thailändischen Königs zurück. Gleich viermal kam er hierher, um Wiener Schnitzel und Bratwürstel zu essen und Rad zu fahren. Auch die Neuners setzen auf regionale Qualität. So stehen je nach Saison zusätzlich Gams oder frisch gefangene Forelle auf der Karte. Wann immer es zeitlich möglich ist, fischt Andreas Neuner am Weidachsee selbst. Hier kann jeder sein Anglerglück versuchen -sogar im Winter. In die Eisdecke wird ein Loch gebohrt, und meist dauert es nicht lange, bis ein Fisch anbeißt. Und selbst wenn das nicht der Fall ist, ist Eisfischen eine weitere Möglichkeit, entspannte Zeit in der winterlichen Idylle zu verbringen.

Essen, übernachten und Aktivitäten

Wer in Leutasch urlaubt, dem geht es nicht um Sehen und Gesehenwerden. Es gibt weder Après-Ski-Partys noch Lokale, um am Abend fortzugehen. Vielmehr ist es eine Region, die einen ruhigen und nachhaltigen Winterurlaub mit Aktivitäten abseits des Skifahrens bietet. Etliche der Hoteliers, Wirte und Produzenten setzen auf Nachhaltigkeit. Eine Einstellung, die mit dazu führte, dass die Region als erste mit dem österreichischen Umweltzeichen zertifiziert wurde.

© David Johansson Das Bio-Hotel Leutascherhof bietet auch Zimmer inklusive private Sauna an. Abends gibt es verschiedene Menüs zur Auswahl, darunter immer ein veganes

Anreise

Um CO2 einzusparen, wird der öffentliche Verkehr in der gesamten Tourismusregion Seefeld forciert. Über Innsbruck gelangt man mit dem Zug bequem nach Seefeld. Von hier aus geht es weiter mit dem regelmäßig verkehrenden Bus nach Leutasch. Bei der Anreise gilt die Buchungsbestätigung im Bus als Ticket, danach die Gästekarte. Etliche Hotels bieten außerdem Gästen, die öffentlich anreisen, Vergünstigungen wie z. B. Reduktion der Zimmerpreise.

Bio-Hotel

Für Eveline und Christian Wandl ist es selbstverständlich, dass die angebotenen Nahrungsmittel so weit wie möglich aus der Gegend stammen und zu 100 Prozent biologisch sind. Ihr Betrieb wirtschaftet zudem nach dem Prinzip der Gemeinwohlökonomie, die das Wohl von Mensch und Umwelt als oberstes Ziel hat. Daher wird darauf geachtet, dass die Mitarbeiter fair entlohnt werden und zufrieden sind. "Das ist einer der Gründe, warum wir ausreichend Mitarbeiter haben", erklärt Wandl. www.leutascherhof.at

Vegan

Das Naturhotel "Aufatmen" liegt direkt an Langlaufloipe und Winterwanderweg. Kulinarisch wird eine kreative, vegane Küche aus lokalen Zutaten angeboten. www.aufatmen.at

Essen

Dass Genuss und Nachhaltigkeit einander nicht ausschließen, beweisen zahlreiche Wirte des Hochplateaus. Empfehlenswert sind etwa das Gasthaus "Zur Brücke" (www.zurbruecke-leutasch. com), in dem dienstags für Gäste der Region Seefeld ein Kochworkshop angeboten wird, und der Kühtaierhof.

Eisfischen

Thomas Angerer betreibt die Fischzucht am Weidachsee. Da die Aufzucht der Fische mit Wasser direkt von der Quelle erfolgt, sind keine Medikamente notwendig. Haben die Fische (Forellen und Saiblinge) eine gewisse Größe erreicht, werden sie in den Weidachsee umgesiedelt. Angeln kann hier jeder. In der Eintrittsgebühr von 25 Euro sind zwei Kilo Fisch inkludiert.

Museum

In der alten Dorfschule bietet das Ganghofermuseum einen Einblick in den früheren Alltag der Einwohner Leutaschs. Auch Erinnerungen an die Besuche des bayerischen Schriftstellers Ludwig Ganghofer in der Region sowie eine wechselnde Ausstellung regionaler Künstler sind zu sehen.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 4/2024.