Mallorcas Traumstraße: Die Küstenstraße MA-10 von Andratx bis Pollenca

Wer diese Straße nicht gefahren ist, hat Mallorca nicht gesehen: 140 Kilometer zieht sich die MA-10 entlang der Westküste durch die Serra de Tramuntana und gilt als eine der schönsten Küstenstraßen Europas. Bilderbuchdörfer wechseln sich ab mit malerischen Schluchten und winzigen Häfen.

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Reisen - Mallorcas Traumstraße: Die Küstenstraße MA-10 von Andratx bis Pollenca © Bild: Getty Images/Pawel Toczynski
© News Wer nicht nah am Abgrund fahren möchte, startet seinen Roadtrip am besten in Andratx. Zum Vergrößern anklicken

Ungeübte Autofahrer sollten sich die Strecke besser zweimal überlegen: Eng, kurvig und oft einspurig schlängelt sich die knapp sechs Kilometer lange Straße bis zum winzigen Naturhafen von Port de Valldemossa hinunter. Unten angekommen, bietet sich ein Postkartenmotiv mit hübsch drapierten Holzbooten inmitten zerklüfteter Felsen. Der Blick von den Wochenendhäusern der Mallorquiner auf das Mittelmeer ist atemberaubend. Aber das ist er eigentlich überall, hier entlang der MA-10 auf Mallorca, die den Beinamen "die Traumstraße" völlig zu Recht trägt. 140 Kilometer zieht sich die spektakuläre Küstenstraße entlang der Westküste von Andratx im Südwesten bis Pollença und weiter bis zum Cap de Formentor im Norden. In rund drei Stunden könnte man sie theoretisch abfahren, würde aber praktisch viel verpassen - pittoreske Dörfer etwa, winzige Badebuchten, die spektakulärste Serpentinenstraße der Insel, zwei hübsche Klöster im Nirgendwo, ein verstecktes Restaurant inmitten der Felshänge und natürlich den spektakulärsten Sonnenuntergang der Insel.

© Shutterstock.com Banyalbufar liegt ebenso wie das Nachbardorf Estellencs inmitten von Terrassenfeldern, die bereits im zehnten Jahrhundert angelegt wurden. Noch heute wird hier Wein angebaut
© Kathrin Gulnerits Die Fahrt zum idyllischen Hafen von Valldemossa ist nichts für schwache Nerven

Wer nicht nahe am Abgrund fahren möchte, startet seinen Roadtrip auf der MA-10 in Andratx. Wer den Nervenkitzel sucht, nimmt den umgekehrten Weg und lässt das Meer zum Greifen nah Kilometer um Kilometer am Autofenster vorbeiziehen. Schon auf den ersten Metern des Teilstücks von Andratx in die in Terrassen angelegten Küstendörfer Estellencs und Banyalbufar bieten sich umwerfende Blicke auf die Serra de Tramuntana, die seit 2011 zum Unesco-Weltnaturerbe gehört. Ein Stopp in Estellencs lohnt sich. Ebenso wie ein Abstecher in das auf einem Hügel thronende Dorf Valldemossa, das der Komponist Frédéric Chopin als den "schönsten Ort auf Erden" beschrieben hat. Die kopfsteingepflasterten Gassen laden zu einem Spaziergang ein und sollten jedenfalls direkt in die winzige Bäckerei Ca'n Molinas in der Carrer de la Rosa führen. Spezialität ist hier die "Coca de patata", ein Kartoffelgebäck mit einer dicken Puderzuckerschicht, das in der 1921 gegründeten Bäckerei besonders gut schmeckt.

Ein Kloster und ein Lochfelsen

Auf halber Strecke zwischen Valldemossa und Deià, wo auch Hollywoodstar Michael Douglas ein feudales Anwesen bewohnt, lohnen gleich zwei Stopps. Weniger überlaufen ist das Kloster Miramar, dessen berühmtester Gast Kaiserin Elisabeth von Österreich war. In unmittelbarer Nähe liegt das Landgut Son Marroig mit seinem Pavillon aus weißem Marmor auf den Klippen über dem Meer. Der österreichische Erzherzog Ludwig Salvator kaufte 1870 das Anwesen und verlegte seinen Lebensmittelpunkt hierher. Direkt unter dem Landsitz erhebt sich Mallorcas berühmter Lochfelsen aus dem Meer: Sa Foradada. Wanderfreudige überwinden das Eisengatter am linken Rand des Landguts. Ein Serpentinenweg führt vorbei an knorrigen Olivenbäumen, Lämmern und Schafen zum Meer - und zu einem kleinen, versteckt in die Felsen gebauten Restaurant. Eine der besten Paellas der Insel wird hier auf offenem Feuer gekocht. Die meisten Gäste kommen mit dem Boot. Wanderer sind knapp eine Stunde hierher unterwegs. Spätestens zum Sonnenuntergang sollte man wieder oben bei der Bar nahe dem Parkplatz sein. Schließlich geht nirgendwo sonst auf der Insel die Sonne so kitschig und makellos unter wie vor Sa Foradada. Ein Geheimtipp ist dieser Aussichtspunkt schon lange nicht mehr. Parkplätze sind zu jeder Tageszeit rar und begehrt. Wer zu spät kommt, muss weiterfahren - etwa zum Bilderbuchdorf Fornalutx oder zu den türkisgrünen Stauseen Cúber und Gorg Blau, die die Stadt Palma mit Trinkwasser versorgen.

© Shutterstock.com Valldemossa ist bekannt für seine Kartause ...
© Kathrin Gulnerits ... und für "Coca de patata". Gebacken und verkauft wird die Spezialität aus Kartoffelteig in der winzigen Bäckerei Ca'n Molinas

14 Kilometer und zwölf Kurven

Und noch ein weiteres Highlight hat die Traumstraße zu bieten: die Felsenschlucht Torrent de Pareis. Der Weg dorthin führt über die in den 1930er-Jahren errichtete 14 Kilometer lange und spektakuläre Serpentinenstraße MA-2141 mit ihren insgesamt zwölf Haarnadelkurven. Im Sommer stauen sich die Mietautos und Reisebusse auf der Straße, auf der man einen Höhenunterschied von fast 700 Metern zurücklegt. Im Frühjahr hat man das Fahrspektakel mit dem berühmten "Krawattenknoten" - die Straße führt in einer 270-Grad-Kurve unter sich selbst hindurch - fast für sich allein. Die Idee soll dem italienische Ingenieur der Straße, Antonio Paretti, beim Binden seiner Krawatte gekommen sein. Unten angekommen, führt ein Fußweg durch einen engen Felsentunnel zum abgelegensten Strand der Insel, dem Torrent de Pareis mit seinem Kiesstrand in einem ausgetrockneten Flussbett, der von zwei steil aufragenden Felsen eingerahmt ist.

© Shutterstock.com Zwölf Haarnadelkurven, ein "Krawattenknoten" und 700 Höhenmeter: Der Weg zur Bucht von Sa Calobra und zur Schlucht Torrent de Pareis gehört zu den atemberaubendsten Straßen Europas

Zurück auf der MA-10 lohnt ein Stopp im beschaulichen Kloster LLuc. Der Wallfahrtsort ist vor allem bei Wanderern als Startpunkt für Touren durch die Serra de Tramuntana beliebt - etwa zum Massanella, dem mit 1.348 Metern zweithöchsten Gipfel Mallorcas. Der Aufstieg dauert rund drei Stunden. Vergleichsweise überschaubar sind da jene 365 Stufen, die zum Kalvarienberg in Pollença und zu einer kleinen Kirche aus dem 18. Jahrhundert führen. Den wohlverdienten "café con leche" ordert man am besten auf der Plaça Mayor, wo sonntags einer der besten Wochenmärkte der Insel stattfindet. In Pollença endet die MA-10. Und doch sollte man von hier aus noch in die Verlängerung gehen und auf die MA-2210 abbiegen. An deren Ende steht der Leuchtturm Cap de Formentor. Um den Touristenmassen Einhalt zu gebieten, ist seit Kurzem die Zufahrt zum beliebten Ausflugsziel auf der Halbinsel Formentor zwischen zehn und 22.30 Uhr für Mietautos verboten. Wer auf einen Besuch nicht verzichten will, muss auf den halbstündig fahrenden Shuttlebus ausweichen.

140 Kilometer zieht sich die Küstenstraße MA-10 von Andratx bis nach Pollença und weiter bis zum Cap de Formentor und gilt als eine der spektakulärsten Küstenstraßen Europas.

Das Beste zum Schluss

Weit vor dem Leuchtturm (und mit dem Auto erreichbar) liegt die am meisten besuchte Aussichtsterrasse der Insel, der Mirador Es Colomer. Eine knapp zwei Kilometer lange und unscheinbare Bergstraße führt direkt zum Wachturm Talaia d'Albercutx, der 360 Meter über dem Meer thront und den wohl besten Rundumblick der Insel bietet. Die Straße ist eng und es gibt auch nur wenig Platz zum Parken und Wenden. Der Aufstieg zu Fuß dauert knapp eine halbe Stunde.

© iStockphoto.com 365 Stufen führen zum Kalvarienberg in Pollença. Aber auch der Marktplatz mit seinen angrenzenden Gassen lädt zu einem Bummel ein
© Kathrin Gulnerits Ein Abstecher zum Talaia d'Albercutx lohnt vor allem zum Sonnenuntergang

Wagemutige können außen am Turm über Steigeisen bis zum Eingang und von dort auf die Plattform klettern. Alle anderen genießen den Panoramablick von einem der Felsen. Und spätestens wenn die Sonne vor spektakulärer Bergkulisse im Mittelmeer versinkt, weiß man einmal mehr: Das Beste kommt bekanntlich doch immer zum Schluss.

QUALITÄTSOFFENSIVE

Viele Regeln und neue Betten

Für Sauftouristen ist auf unserer Insel kein Platz mehr", sagt Iago Negueruela. Und erstmals scheint es so, also ob den Worten des Tourismusministers in der Saison 2022 tatsächlich Taten folgen. Ab sofort gelten nämlich an der Playa de Palma neue Benimmregeln. Feiern mit nacktem Oberkörper oder ein Lokalbesuch ohne Schuhe sind tabu. Auch der Verkauf von Alkoholika und Essen für den Verzehr auf der Straße ist verboten.

Weniger ist mehr. Doch auch dem Massentourismus will man Adios sagen. So dürfen künftig nur drei (statt wie bisher bis zu acht) Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Palma ankern. Beliebte Touristenattraktionen wie etwa der Leuchtturm auf der Halbinsel Formentor werden gesperrt -die Zufahrt ist bis 22.30 Uhr verboten. Auch die Schaffung neuer Hotelbetten ist in den nächsten vier Jahren untersagt. Hotels können zwar um 15 Prozent ihrer Fläche vergrößert werden, aber nur, wenn sie die Anzahl ihrer Betten um fünf Prozent reduzieren. Bei der Vergabe von Sternen für Hotels spielt künftig die Umweltbilanz eine Rolle. Ab 2023 müssen zudem alle Hotelbetten durch höhenverstellbare Betten ersetzt werden. Um die Rücken der Reinigungskräfte zu schonen, werden binnen sechs Jahren 300.000 Betten getauscht.

Der Beitrag erschien ursprünglich im News 16/2022.