Kryptowährung: So versteuert
man Bitcoin & Co. in Österreich [Tipps]

Die 14 wichtigsten Fragen und Antworten

Das bestgehütete Investment-Geheimnis, das derzeit jeder kennt, sind Krypto-Währungen. Was aber viele bei Bitcoin & Co. nicht wissen und gerne vergessen: Auch diese hochspekulative Anlageform unterliegt in Österreich einer strengen Steuerpflicht. Wir haben deshalb bei Steuerberaterin und Krypto-Profi Natalie Enzinger nachgefragt, was man dabei alles beachten muss.

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Krypto-Währungen sind eine relativ junge Anlageform, dementsprechend ist auch die Versteuerung nicht ganz ausgereift. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. "80 Prozent der Fälle, die bei mir am Tisch liegen, betrifft Leute, die in den letzten Jahren begonnen und nichts dokumentiert haben. Die sitzen dann wochenlang daran, das nachzuholen und zu rekonstruieren", sagt Natalie Enzinger.

Um im schlimmsten Fall Selbstanzeige oder hohe Geldstrafen zu vermeiden, ist es am allerwichtigsten, die eigenen Trades von Anfang an mit einem eigenen Steuer-Tool zu dokumentieren, gibt der gefragte Krypto-Profi Interessierten mit auf den Weg. Wer Enzingers Hilfe in Anspruch nehmen möchte, muss sich momentan tatsächlich gedulden: Da es immer noch sehr wenige Steuerberater in Österreich gibt, die sich auf diese Materie spezialisiert haben, muss man bei ihr eine zweimonatige Wartefrist in Kauf nehmen. Wir haben deshalb die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema mit ihrer Unterstützung zusammengefasst.

Inhaltsverzeichnis


Wann muss man Kryptowährungen in Österreich versteuern?
Wenn man Einheiten einer Kryptowährung kauft, passiert noch gar nichts, das ist ein reiner Anschaffungsvorgang. Relevant ist der Veräußerungsvorgang, bei dem man sich die Frage stellen muss, ob er innerhalb oder außerhalb eines Jahres passiert. Nach einem Jahr vom Kaufzeitpunkt gerechnet ist eine Veräußerung steuerfrei, da endet nämlich die sogenannte Spekulationsfrist.

Das gleiche Prozedere gilt im Übrigen auch für jeden Tausch von einer Kryptowährung zu einer anderen. Tauscht man zum Beispiel Bitcoin innerhalb der Jahresfrist in Ethereum, dann ist auch das ein steuerpflichtiger Vorgang. Der Gewinn ist dann in Euro zu berechnen und ebenso in der Steuererklärung auszuweisen.


Wo versteuert man Kryptowährungen?
Steuerpflichtige Gewinne aus Kryptowährungen sind in die jährliche Steuererklärung aufzunehmen. Man muss die Arbeitnehmerveranlagung umstellen lassen auf eine Einkommenssteuererklärung, weil man nur dort die Felder zum Eingeben der Spekulationsgewinne vorfindet. Die Einkommenssteuererklärung erfolgt dann zum Beispiel zusammen mit den Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit plus den Einkünften aus den Spekulationsgeschäften.


Wie hoch ist der Steuersatz?
Die Besteuerung erfolgt anders als bei Aktien oder Anleihen nach dem Einkommenssteuertarif und kann je nach individuellem Gesamteinkommen der versteuernden Person bis zu 55 Prozent betragen. Dementsprechend zahlt man dann auch bis zu 55 Prozent seiner Gewinne an den Staat, wenn man die Einheiten der Kryptowährung vor Ablauf der Spekulationsfrist von unter einem Jahr in andere Kryptowährungen oder wieder in FIAT-Geld (Euro) umwandelt.


Sind bestimmte Stichtage zur Versteuerung zu berücksichtigen?
Es gibt schon Fristen, die zu berücksichtigen sind. Wenn man als Arbeitnehmer Kryptogewinne zu versteuern hat und keinen Steuerberater hat, muss die Steuererklärung bis 30. Juni des Folgejahres abgegeben werden. Wird die Frist nicht eingehalten, kann es zu Problemen mit der Finanzbehörde kommen.


Welche Probleme sind zu erwarten, wenn man die Kryptogewinne nicht in der Steuererklärung deklariert?
In erster Linie hängt es davon ab, wie hoch der Verkürzungsbetrag ist, also die Steuer, die man nicht abgeführt hat. Unter 100.000 Euro handelt es sich um ein verwaltungsbehördliches Finanzstrafverfahren, bei dem in der Regel Geldstrafen verhängt werden. Macht man sich der vorsätzlichen Abgabenhinterziehung schuldig, kann zusätzlich zur abzuführenden Steuer eine Geldstraße bis zum Zweifachen des Verkürzungsbetrages verhängt werden.

Will man seine Steuer im Nachhinein, zum Beispiel für 2017, nacherklären, muss man formell den Weg der Selbstanzeige gehen und die Steuer innerhalb eines Monats nachzahlen, um Straffreiheit zu erlangen.


Gibt es einen Freibetrag, bis zu dem man nicht versteuern muss?
Wenn der Gewinn aus dem Spekulationsgeschäft in einem Jahr unter 440 Euro liegt, muss man es gar nicht in die Steuererklärung aufnehmen. Kommt man aber über 440 Euro, muss der komplette Betrag mit dem entsprechenden Einkommenssteuersatz versteuert werden.


Welche Aktionen im Markt sind alle steuerpflichtig und welche nicht?
Sobald man Einheiten einer Kryptowährung innerhalb der Jahresfrist in andere Kryptowährungen oder in Euro umwandelt, müssen Gewinne versteuert werden.

Das gilt nicht nur für die Veräußerung, sondern auch für die Verwendung. Eine Steuerpflicht besteht also auch dann, wenn man Einheiten einer Kryptowährung innerhalb der Jahresfrist für Kreditkartenzahlungen, die Konsumation von Dienstleistungen oder den Kauf von Gütern verwendet und dadurch Gewinne realisiert werden.


Können Verluste aus dem Verkauf von Kryptowährungen mit Gewinnen aus dem Verkauf von Kryptowährungen verrechnet werden?
Hier gilt es zu unterscheiden. Da Gewinne außerhalb der Jahresfrist steuerfrei sind, sind auch Verluste außerhalb der Jahresfrist nicht relevant. Man kann Verluste innerhalb der Jahresfrist nur mit Gewinnen innerhalb der Jahresfrist gegenverrechnen.


Wie weist man seine Trades am besten aus? Welche Daten müssen vorhanden sein, welche Nachweise müssen dem Finanzamt vorliegen?
Da die Finanzbehörde eine aufbereitete, aggregierte Dokumentation verlangt, ist grundsätzlich ein Steuer-Tool wie Blockpit, Accointing oder Cointracking empfehlenswert. So ein Hilfstool zieht die Daten vom Account der Börse heran und berechnet nach einem bestimmten Berechnungssystem und einer dahinterliegenden Kurstabelle die Steuerlast.

Es ist grundsätzlich anzuraten, alle möglichen Datensätze von Anfang an herunterzuladen und Trades gegebenenfalls auch zu screenshotten. Je besser die Dokumentation ist, umso geringer ist die Gefahr, einer stichprobenartigen Untersuchung der Finanzbehörde nicht standhalten zu können.


Können Gebühren wie Wallet-Transferkosten oder Gas-Fees, also die ganzen „Nebengeräusche“ im Rahmen des Tradens, auch von den Gewinnen in Abzug gebracht werden?
Grundsätzlich können Gebühren mit Gewinnen innerhalb der Jahresfrist gegengerechnet werden, bei steuerfreien Trades (nach der Jahresfrist) geht das nicht. Kostenpflichtige Übertrage von Wallet zu Wallet stehen können dann abgesetzt werden, wenn diese mit Gewinnen innerhalb der Jahresfrist in Verbindung stehen. Eine konkrete Aussage seitens des BMF gibt es dazu allerdings noch nicht.


Wie sieht die Versteuerung bei Staking oder Lending aus?
Wenn mit Staking eine Passivleistung gemeint ist, aus der man Staking-Rewards gutgeschrieben bekommt, sind diese zum Zeitpunkt des Einlangens in Euro umzurechnen. Das fällt in der Steuererklärung dann unter „sonstige Einkünfte“ und ist nach dem progressiven Einkommenssteuertarif zu versteuern. Eine konkrete Regelung des BMF gibt es dazu aber noch nicht.

Wenn man bei Lending jemand anderem einen Kryptowährungsbetrag überlässt, liegt laut BMF der Fall einer zinstragenden Veranlagung vor. Das ist dann Einkünften aus Kapitalvermögen zuzurechnen und wäre mit 27,5 Prozent zu versteuern. Allerdings mit dem Nachteil, dass laut BMF die Kryptowährung, die man zum Lending zur Verfügung gestellt hat, nach einem Jahr nicht mehr steuerfrei verkaufbar wäre. Das ist in der Literatur allerdings sehr umstritten und wird von Steuerexperten als verfehlt betrachtet.


Wie ist Mining zu versteuern?
Beim Mining geht die Finanzverwaltung von einem Gewerbebetrieb aus. Dort besteht keine Spekulationsfrist, das heißt die Rewards, die man aus dem Mining bezieht, müssen in Euro umgerechnet und mit dem Einkommensteuertarif besteuert werden.


Macht Coin-Flipping, also der häufige Tausch zwischen Kryptowährungen untereinander, steuerlich Sinn?
Aus steuerlicher Sicht kommt das in der Regel für die meisten nur teuer. Jeder Tausch ist innerhalb der Jahresfrist ein steuerrelevanter Vorgang und im schlimmsten Fall löst man damit einen Einkommenssteuersatz von 55 Prozent aus.


Was kostet der jährliche Krypto-Steuernachweis vom Profi?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten und hängt in erster Linie davon ab, wie viele Trades im Jahr getätigt worden sind. Es ist ein Unterschied, ob nur 1.000 Trades zu berechnen sind oder beispielsweise 100.000 Trades. Es hängt aber auch davon ab, wie vollständig die Aufzeichnungen sind und wieviel Aufwand damit verbunden ist, diese Daten zu rekonstruieren.

Steuerberaterin Enzinger gibt ihren Kunden aber auch die Möglichkeit, die Daten selbst in die Programme einzupflegen, was Kosten für die Eingabe erspart. Grundsätzlich gilt: Je weniger Trades und je vollständiger die Aufzeichnungen, desto weniger Geld wird für das Hinzuziehen einer Steuerberatung fällig.