Erziehung ohne Strafe: 9 Tipps für Alternativen

Strafen bringen meist wenig, dennoch sind sie weit verbreitet. Mit diesen Tipps kann man davon wegkommen.

„Es ist nie zu spät, neu zu beginnen und eine Beziehung, die auf Vertrauen und Liebe, anstatt auf Angst und Kontrolle beruht, zu leben“. Das schreibt Aida S. de Rodriguez in ihrem Buch „Es geht auch ohne Strafen“, in dem sie dafür plädiert, Kinder auf Augenhöhe zu begleiten, anstatt diese in gängige Vorstellungen „hineinzupressen“. Und sie präsentiert auch praktische Alternativen zur Strafe. Mit diesen neun Tipps können Eltern einfach damit anfangen!

von Mutter Kind © Bild: iStockphoto

1. Auf das Bedürfnis, nicht das Verhalten fokussieren

Dabei geht es darum, zu lernen, darauf zu hören, WAS das Kind mit seinem Verhalten sagen will, statt nur das Verhalten zu sehen. Ist es also laut, bockig oder was auch immer, will das Kind vermutlich damit etwas sagen oder ausdrücken und nicht die Eltern ärgern. Es geht darum, herauszufinden, was das Kind sagen will. Aber auch die eigenen Bedürfnisse sollen nicht außer Acht gelassen werden.

2. Stopptaste drücken und die Situation verlassen

Merkt man, dass die Situation eskaliert und sowohl Kind als auch Elternteil überfordert, empfiehlt es sich, die Situation zu „verlassen“ und die Stopptaste zu drücken. Zum Beispiel zu sagen, statt „Geh auf dein Zimmer“ etwas wie „Komme, setzen wir uns kurz gemeinsam hin.“ Dann kann man sich beruhigen und den Konflikt in Ruhe klären. Denn erst wenn man sich beruhigt hat, kann man ohnehin erst mit sachlichen Argumenten einen Konflikt ausreden.

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3. Eine zweite Chance geben

Jeder macht Fehler! Ist man noch zu sehr in seinen alten Mustern gefangen, kann man auch einfach mal über eine zweite Chance nachdenken. Also hat man sein Kind mal wieder bestraft im ersten Impuls, vielleicht einfach nochmal nachdenken, entschuldigen und noch eine Chance geben und auch mal „Fünf gerade sein lassen“.

4. Raus an die frische Luft

Es gibt kaum etwas, das so gut hilft wie frische Luft und mal durchatmen. Frische Luft „belüftet“ das Gehirn und lässt schlechte Schwingungen oft ganz schnell vergessen.

5. Atmen und Affekthandlungen vermeiden

Ein einfacher – aber oft sehr wirksamer – Tipp: Einfach dreimal ein und ausatmen bevor man handelt. Damit kommt man erstmal zur Ruhe und vermeidet Affekthandlungen. Statt Atmen geht natürlich auch gähnen, durchstrecken oder in Gedanken bis zehn zählen.

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6. Kind Raum für Rückzug geben

Etwas ganz wichtiges für Kinder ist ein Rückzugsort. Gerade wenn zuhause mal viele Menschen sind oder es sonst in der Schule oder im Kindergarten von vielen Menschen umgeben ist, ständig interagieren muss, braucht das Kind einen Ort, an dem es sich zurückziehen kann – auch wenn es wütend ist oder einfach nur Ruhe braucht. Das kann auch einfach nur eine private Ecke in einem Raum oder ein kleines Zelt im Wohnzimmer sein. Auf gar keinen Fall sollte man hingegen, sein Kind wegschicken – aufs Zimmer, den stillen Stuhl, ins Winkerl oder wo auch immer hin. Geht es aber von selber an seinen Rückzugsort, gilt es, das zuzulassen und ihm zu sagen, dass man da ist, wenn das Kind so weit ist.

7. Um Hilfe bitten

Kinder groß zu ziehen ist eine herausfordernde Aufgabe. Und auch Eltern sind oft großem Stress ausgesetzt, also ist es keine Schande, sondern zeigt eher von Reife, sich einfach mal helfen zu lassen, wenn man selbst merkt, es geht nicht. Es ist nämlich „nicht nur o.k. für sich zu sorgen – es ist unerlässlich“, so die Autorin. Das kann auch einfach sein, wenn man merkt, dass eine Situation zu eskalieren droht, etwa den Partner zu bitten: „Bitte übernimm du einmal, ich verliere gerade die Geduld.“

8. Erwartungen ablegen

Erwartungen werden oft enttäuscht und daraus entstehen oft Opfer-Täter-Abwärtsspiralen. Sie erzeugen zudem großen Druck – und lösten bei Kindern nicht selten Widerstand aus. Oder Kinder handeln dann nur danach, um es Erwachsenen gerecht zu machen. Also Erwartungen einfach mal ablegen. Man muss nicht immer funktionieren!

9. Gefühle annehmen

Das ist wohl etwas, dessen man sich oft nicht so bewusst ist. Wut von Kindern muss man nicht unterbinden oder beenden. Wut gehört dazu, sie darf auch mal da sein und das Gefühl muss eben einfach raus. Statt zu versuchen, das Kind irgendwie zur Ruhe zu bringen, empfiehlt es sich einfach nur da zu sein – und dafür zu sorge, dass niemand verletzt wird. „Wir Erwachsenen sind Meister der Verdrängung. Dass dies nicht immer eine gesunde Strategie ist, ist ebenfalls hinreichend bekannt“, bringt es die Autorin auf den Punkt.

Weitere Info:

Noch weitere Tipps und Infos zum Thema Erziehung ohne Strafen gibt es im Buch von Aida S. de Rodriguez "Es geht auch ohne Strafen! Kinder auf Augenhöhe begleiten".

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Zur Autorin:

Aida S. de Rodriguez war Projektmanagerin in einem Weltkonzern, bevor sie radikal ihre Wertorientierung in den Mittelpunkt ihrer Berufstätigkeit stellte. Sie ist eine der beiden Gründerinnen der APEGO-Schule in Berlin, die komplett ohne Straf- und Belohnungssysteme auskommt. Mit ihrem gemeinnützigen Verein Madrina Sophia e. V. setzt sie sich für das Recht von Kindern auf ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Aufwachsen ein. Sie hat selbst drei Kinder.