"Ich mache gut, was Eltern vermurksten": Barbara Wussow erzählt aus ihrem Leben

Über späte Mutterfreuden, den Gerichtsstreit & mehr Am 28. März feiert Barbara ihren 50. Geburtstag

"Ich mache gut, was Eltern vermurksten": Barbara Wussow erzählt aus ihrem Leben

News : Sie feiern am 28. März Ihren 50. Geburtstag. Ein Freudentag oder eine Zäsur?
Barbara Wussow : Geburtstage werden bei uns immer groß gefeiert. Schon allein wegen der Kinder. Und warum Zäsur? Einige meiner Freundinnen sind schon mit 30 oder 40 ausgerastet, ich hatte nie Probleme mit runden Geburtstagen. Zum Glück zwickt und zwackt es noch nirgends. Nach einem anstrengenden Tag fühle ich mich zwar manchmal wie 120, wenn ich mit meiner kleinen Tochter spiele, bin ich dann wieder sechs. Die Kinder halten jung.

News : Würden Sie Ihr bisheriges Leben noch mal genauso leben? Oder gibt es Dinge, die Sie bereuen?
Wussow : Ich würde nichts anders machen. Mit einer Ausnahme: Wenn ich gewusst hätte, wie wunderbar es ist, Kinder zu haben, hätte ich schon viel früher damit begonnen. Ich hätte die Hochzeitsnacht nicht verblödelt, vertanzt und verlacht, sondern genutzt (lacht)! Mit 30 wollte ich meinen Mann noch für mich allein genießen, aber später hat es mich gepackt. Ich bin ein absolutes Muttertier, für mich gibt's nichts Schöneres, als Kinder zu haben und natürlich, schöne Rollen zu spielen.

News : Hätten Sie gerne noch ein Kind?
Wussow : Nein, jetzt nicht mehr. Das wäre verantwortungslos gegenüber dem Kind und meinem Körper. Alles über 40 ist verrückt. Ich bin bei Johanna eine späte Mutter, ich weiß wovon ich rede. Aber ich wollte so sehr noch ein zweites Kind haben und habe davor drei Kinder in der Schwangerschaft verloren. Meine Tochter war also ein Wunschkind. Sie gibt unheimlich viel Kraft und Freude. Ich genieße unsere Kinder, aber auch meinen Beruf.

News : Ihr Mann und Sie sind seit 20 Jahren verheiratet, 29 Jahre zusammen, was ist das Geheimnis Ihrer Liebe
Wussow : Wir haben miteinander Glück gehabt. Zuerst hatten wir einander sehr intensiv (lacht), wir haben gelebt wie Gott in Frankreich. Wir sind einander nachgeflogen, wenn der Andere gerade gedreht hat, haben lange in Los Angeles gelebt. Es war wunderschön! Wir versuchen nicht, Dinge am anderen zu ändern. So wie Alberts extreme Sportleidenschaft. Wir haben immer mit vielen Freiräumen gelebt. Die längste Trennung waren sieben Monate. Dann sind wir mit einem Zweipersonenstück gemeinsam auf Tournee gegangen, haben uns von Früh bis spät gesehen. Auch da ist es nicht schief gegangen. Natürlich gibt es Höhen und Tiefen, sowie Meinungsverschiedenheiten in einer so langen Beziehung. Man passt sich an und akzeptiert den Anderen. Und berufsbedingte Auszeiten sind manchmal gar nicht so schlecht.......

News : Wie gehen Sie mit dem Gerichtsstreit Ihres Ehemannes mit seinem Bruder um?
Wussow : Es tut weh. Ich bin entsetzt darüber, wie viel Hass uns von ihm entgegenschlägt. In guten wie in schlechten Zeiten - das haben mein Mann und ich uns doch versprochen. Ich stehe Albert zur Seite und er mir. Diese Geschichte hat uns schreckliche Momente beschert. Wenn endlich alles ausgestanden ist, werden wir sehr froh sein.

News: Im Gegensatz dazu haben Sie zu Ihrem Bruder Sascha ein sehr inniges Verhältnis...
Wussow: Ich habe mit meinem Bruder gemeinsam vieles ganz gut gemacht, was unsere Eltern vermurkst haben. Wir waren eine sehr eigenartige Patchwork-Familie mit sehr vielen Höhen und Tiefen. Natürlich waren wir schon als Kinder eng miteinander verbunden, da unsere Eltern oft nicht da waren. Nicht weil sie ohne uns auf Urlaub gefahren sind, sondern weil sie gearbeitet haben. Beide haben am Burgtheater gespielt und auch Filme gedreht. Die Eltern hatten es nicht immer leicht miteinander und es auch anderen nicht leicht gemacht. Aber wir konnten da einiges glätten. Ich sehe meinen Bruder täglich, wenn er in Wien ist. Meine Kinder wachsen mit ihrem Onkel auf. Wir haben die Krankheit unserer Mutter gemeinsam durchgestanden, waren 24 Stunden abwechselnd an ihrer Seite. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals gestritten hätten, auch nicht als Kinder.

News: Woran liegt das?
Wussow: Ich bin ein sehr verträglicher Typ und er ein ruhiges Wesen. Wir haben uns schon immer sehr lieb gehabt.

News: Stehen Sie sich auch in Liebesangelegenheiten mit Rat und Tat zur Seite?
Wussow: Natürlich. Er weiß alles von mir und ich alles von ihm. Er ist mein Bruder. Ich wünschte, er hätte jemanden an seiner Seite mit dem er seine eigene Familie hat. Er ist ein schöner, lieber, künstlerischer und romantischer Mann. Aber er ist kein Aufreißertyp.

News: Haben Sie Kontakt zu Ihrem Halbbruder Benjamin, aus der dritten Ehe Ihres Vaters mit Yvonne Viehöfer?
Wussow: Ja, aber eher lose. Benjamin lebt in Hamburg beim letzten Lebensgefährten seiner Mutter. Er ist jetzt 17 Jahre alt und hat sich unglaublich gemausert: Er ist Pfadfinder, sehr sportlich, hat gute Noten. Er war schon zweimal in Wien, einmal in Gmunden, als mein Mann noch dort drehte. Wir haben uns erst beim Begräbnis unseres Vaters kennen gelernt. Das hat mein Vater zuvor leider verabsäumt, genau wie mit meiner Halbschwester Constanze aus seiner ersten Ehe. Ich habe sie erst kürzlich bei der Berlinale getroffen und darum gebeten, ihre Mutter kennen lernen zu dürfen. Das war für mich ein sehr schönes Erlebnis. Ich war ein bisschen aufgeregt, schließlich war meine Mutter damals der Grund für das Ende dieser Ehe . Als ich ihre Wohnung betrat, stand da eine zierliche ältere Dame und hat ihre Arme ausgebreitet. Das war sehr berührend!

News: Denken Sie so kurz vor Ihrem 50er noch stärker an Ihre zu früh verstorbenen Eltern?
Wussow: Oh ja! Ich hätte sie beide so gerne noch hier. Meine Mutter wäre heute erst 83, mein Vater 81. Mein Sohn Nikolaus war drei Monate alt, als meine Mutter starb. Ich hatte endlich, mit 38, ein Kind bekommen, und dann starb sie. Das tat sehr weh. Ich hätte meinen Kindern gerne gezeigt, wie schön es ist, Großeltern zu haben. Ich vermisse meine Mutter unbeschreiblich. Ich würde sie wenigstens einmal, einen Tag lang, bei mir haben wollen und fragen: Habe ich es richtig gemacht bis jetzt? Wie schaue ich aus? Wie bin ich als Mutter, als Schauspielerin, als Frau? Bist du zufrieden? Es gibt so viele Situationen in denen ich ihre Präsenz spüre und sie frage möchte, wie würdest du es machen?

News: Ihr Vater wurde gegen seinen letzten Willen nicht im Grab Ihrer Mutter beigesetzt, sondern in Berlin. Bereuen Sie heute, dass Sie das nicht vehementer gegen seine letzte Frau Sabine Scholz durchgesetzt haben?
Wussow: Das Testament wurde zwei Tage vor der geplanten Beerdigung verlesen. Es stammte aus dem Jahr 2000, da standen ganz viele Dinge drinnen, die letztlich nicht berücksichtigt wurden. Er wollte beispielsweise keine lebenserhaltenden Maßnahmen und eine Beerdigung im kleinsten Familienkreis – beides ist nicht geschehen. Sie hatte alles schon organisiert, es war ihr zu kurzfristig, seine Wünsche umzusetzen. Und ich hatte nicht die Kraft, obwohl ich es eigentlich hätte machen müssen. Das tut mir heute noch sehr leid.

News: Wie ist der Kontakt zwischen Ihnen und Sabine Scholz?
Wussow: Wir haben keinen Kontakt, aber ich wünsche ihr alles Gute.

News: In Hollywood werden Rollenangebote für Frauen um die 50 meist weniger. Wie ist das bei Ihnen?
Wussow: Meine Rollen ändern sich vielleicht im Fach, aber sie passen zu mir. Ich habe immer das große, emotionale Fach bedient, war auf Rosamunde Pilcher und Co abonniert. Aber Gefühle kann man doch in jedem Alter spielen, das ist ja der Beruf! Jetzt zum Beispiel haben mich die Krimis entdeckt, das gefällt mir sehr! Ich habe im letzten Jahr zwei Psychothriller in Italien für rein italienische Produktionen gedreht. Ich bin auf einem guten Weg, möchte meine künstlerische Bandbreite erweitern, daher ist mir jede gute Rolle, die kommt und zu mir passt, hochwillkommen! Ich bin bereit!

News: Warum machen Sie kein Theater mehr? Schließlich haben Sie in der Josefstadt an der Seite von Helmut Qualtinger sehr viel versprechend Ihre Karriere begonnen und Ihre Eltern waren beide Burgschauspieler.
Wussow: Ich würde gerne wieder auf der Theaterbühne, zum Beispiel des Theaters in der Josefstadt, stehen. Dieses Haus hat sich unter der jetzigen Direktion in eine Richtung entwickelt hat, die mir sehr gefällt. Zuletzt kamen Theaterangebote aus Deutschland, aber ich möchte meine Kinder nicht zu lange allein lassen. Sie haben in Wien ihr Zuhause. Wir haben glücklicherweise ein Netzwerk von Freundinnen, Nachbarn und meinen Bruder, alles ist wunderbar eingespielt, das merke ich immer dann, wenn ich für längere Zeit zum Drehen im Ausland bin. Mein Mann und ich achten darauf, wenn es möglich ist, nicht zu lange gleichzeitig von zuhause weg zu sein

News: Wie werden Sie Ihren Geburtstag begehen?
Wussow: Ich werde zunächst im kleinen Familienkreis feiern. Irgendwann im Frühling möchte ich ein schönes Fest mit allen Freunden und Verwandten in Wien ausrichten!

News: Was wünschen Sie sich selbst zu Ihrem Freudentag?
Wussow: Ich wünsche mir, gesund zu bleiben. Früher habe ich immer die Augen verdreht, wenn das jemand gesagt hat, heute weiß ich, dass es tatsächlich das Wichtigste ist. Ich wünsche mir auch, stark zu bleiben, meinen Humor nicht zu verlieren. Meine Mutter sagte immer: Humor ist der Knopf auf den man drückt, bevor einem der Kragen platzt. Ich musste sehr oft "drücken" in letzter Zeit... Ich habe gelernt, meinen Kindern Wurzeln zu geben, jetzt muss ich noch lernen, ihnen Flügel zu geben – es ist für mich nicht leicht, die Kinder loszulassen. Beruflich freue ich mich darauf, unterschiedlichste Charaktere spielen zu dürfen. Mit 50 gibt es noch ganz viele Emotionen, die ich mich mich nicht scheue, zu zeigen, ich würde auch gerne Komödien spielen. Alles in Allem: Ich freue mich auf´s "Erwachsenwerden"!

Interview: Sandra Kartik