Aktien, Immobilien oder Gold? Welche Anlageform passt zu mir?

Soll ich mein Geld in Aktien investieren? Oder doch lieber auf die Bank tragen? Wäre Gold eine Option? Oder tut es auch das Platzerl unter der Matratze? Ein Überblick über die gängigsten Anlageformen und unter welchen Voraussetzungen welche am besten passen.

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Die gängigsten Anlageformen

Hier finden Sie einen Überblick über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Sparform sowie deren Bewertung anhand einzelner Kriterien. Die Bewertung erfolgt nach dem Schulnotensystem. 1 ist dabei die beste, 5 die schlechteste Note.

Die Entscheidungskriterien

  1. In welcher Lebensphase befinde ich mich?
  2. Wie lange will ich sparen?
  3. Wie gut kenne ich mich mit dem Kapitalmarkt aus?
  4. Wie viel Zeit will ich investieren?
  5. Wie risikobereit bin ich?
  6. Will ich alles auf einmal oder nach und nach investieren?


Sparen zu Hause

  • Sicherheit: 1
  • Rendite: 5
  • Kosten: 3
  • Liquidität: 1
  • Bequemlichkeit: 1
  • Mindestveranlagung: -

Vorteile: Es fallen keinerlei Gebühren an und Sie können jederzeit auf Ihr Erspartes zugreifen. "Die größten Herausforderungen sind, ein gutes Versteck zu finden und vor allem, dieses nicht zu vergessen", heißt es im VKI-Ratgeber "Gut anlegen"*.

Nachteile: Im Falle eines Einbruchs ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Ihr Erspartes auf einen Schlag weg ist. Wer auf diese Sparform setzt, sollte sich daher einen Safe zulegen, der jedoch wieder mit Kosten verbunden ist. Abgesehen davon wirft das zuhause deponierte Geld nicht nur keinen Ertrag ab - es verliert auch tagein, tagaus an Wert.

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Spareinlagen

Hierbei handelt es sich um Sparbücher, Online-Sparkonten, Sparcards oder Termingelder, die allesamt unbefristet oder auf eine bestimmte Zeitspanne gebunden sowie mit fixem oder variablem Zinssatz angelegt werden können.

  • Sicherheit: 1
  • Rendite: 4
  • Kosten: 1
  • Liquidität: 1
  • Handhabung: 1
  • Mindestveranlagung: unterschiedlich

Vorteile: Das auf diese Weise angelegte Geld unterliegt keinen Kursschwankungen. Ein Losungswort reicht, um es vor Diebstahl zu schützen. Folglich bieten Spareinlagen maximale Sicherheit. Einmal angelegt, muss man sich kaum mehr um das Geld kümmern. Es gilt lediglich, sich das Losungswort zu merken und die Bindefrist im Auge zu behalten. Wer sich für eine Variante ohne Bindung entscheidet, hat mehr oder weniger permanenten Zugang zu seinem Ersparten. Was man einzahlt, erhält man für gewöhnlich garantiert auch wieder zurück - üblicherweise mit ein paar Zinsen drauf. Anders als bei Sparcards fallen bei Sparbüchern und Online-Sparkonten meist keine Kosten an.

Nachteile: Die Rendite ist so gering, "dass oft nicht einmal die Kaufkraft des angelegten Geldes erhalten bleibt", bemängeln die Experten des VKI. Länger gebundene Spareinlagen, bei denen einmal ein größerer Betrag deponiert wird, bieten üblicherweise mehr Rendite als kurzfristig gebundene oder täglich fällige Spareinlagen. Auch Online-Sparprodukte sind üblicherweise etwas besser verzinst.

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Bausparen

Die Spardauer reicht von sechs bis zu zehn Jahren. Gewählt werden kann meist zwischen fixer und variabler Verzinsung. Hinzu kommt eine jährlich festgelegte staatliche Prämie.

  • Sicherheit: 1
  • Rendite: 4
  • Kosten: 2
  • Liquidität: 3
  • Handhabung: 1
  • Mindestveranlagung: 20 €/Monat

Vorteile: Da Bausparverträge der österreichischen Einlagensicherung unterliegen, ist ein Kapitalverlust nicht zu befürchten. Es fallen kaum Spesen an. Lediglich für die Kontoführung werden jährlich 4 bis 7 Euro verbucht. Hat man sich erst einmal entschieden, wie viel man monatlich einzahlen will und welche Art der Verzinsung man präferiert, kann man sich für die restliche Laufzeit entspannt zurücklehnen.

Nachteile: Die oft beworbenen Zinssätze von 3 bis 4 % gelten oft nur für das erste Jahr. Danach werden variable Zinsen verrechnet, die unter 1 % liegen. Seit längerem schon können Bausparverträge in puncto Rendite daher nicht mehr mit Kapitalsparbüchern oder Termingeld mithalten. Zudem verursacht eine vorzeitige Kündigung oft enorme Einbußen. Zum einen wird dann die staatliche Prämie rückverrechnet. Zum anderen werden die ohnehin schon niedrigen Zinsen im Nachhinein noch reduziert. Der dadurch entstehende Schaden kann laut VKI-Experten mehr als 200 Euro ausmachen. Wer das umgehen will, hat für mindestens sechs Jahre keinen Zugriff auf das angelegte Geld. Da die staatliche Prämie Jahr für Jahr vom Finanzminister festgelegt wird, weiß man außerdem nie so genau, was am Ende der Laufzeit herauskommt.

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Anleihen

Wie bei Fonds oder Aktien handelt es sich auch bei Anleihen um Wertpapiere.

  • Sicherheit: 1-4
  • Rendite: 2-4
  • Kosten: 3
  • Liquidität: 2
  • Handhabung: 2-3
  • Mindestveranlagung: 4.000 €

Vorteile: Anleihen bringen meist etwas höhere Erträge als Sparbücher und unterliegen im Gegensatz zu Aktien und Investmentfonds geringeren Kursschwankungen. Grundsätzlich sind sie eine sehr sichere Form. Ausnahmen bestätigen aber die Regel. Hat man sich erst einmal dazu entschieden, in welche Anleihen man investieren möchte, ist das Gros der Arbeit getan.

Nachteile: Mit einer großen Portion Pech kann es passieren, dass man das ganze investierte Geld verliert. Daher ist es wichtig zu wissen, wo hier die Gefahren lauern. Es gibt viele verschiedene Varianten, über die man, will man in Anleihen investieren, erst einmal Bescheid wissen muss. Vorarbeit ist folglich gefragt. Grundsätzlich gilt - vereinfacht gesagt: Je mehr Sicherheit, desto weniger Rendite. So kann es kommen, dass manche Anleihen nach Abzug sämtlicher Kosten weniger als ein Online-Festgeld-Sparkonto abwerfen.


Fonds

Fonds bieten dem Anleger die Möglichkeit, in verschiedenste Finanzinstrumente und Märkte zu investieren.

  • Sicherheit: 1-3
  • Rendite: 2-4
  • Kosten: 2-4
  • Liquidität: 1-2
  • Handhabung: 2
  • Mindestveranlagung: ab 50 € monatlich; bei Einzelinvestitionen ab 4.000 €

Vorteile: "Von grundsoliden Papieren bis zu hoch riskanten Hedgefonds" weisen Fonds eine Vielfalt auf, die bei sonst kaum einem Anlageprodukt gegeben ist, wie es im Ratgeber "Gut anlegen" heißt. Dementsprechend breit gefächert sind auch die Renditechancen. Entdeckt man während der Laufzeit eine bessere Variante, kann man in der Regel jederzeit wechseln, sprich ver- und neu ankaufen. Für Börse-Laien sind Investmentfonds deutlich einfacher abzuwickeln als etwa Investitionen in einzelne Wertpapiere, allen voran Aktien. Eine fix vorgegebene Laufzeit gibt es nicht.

Nachteile: Neben Ausgabeaufschlägen fallen Depotkosten, Spesen beim Verkauf sowie für gewöhnlich auch Kosten für ein Verrechnungskonto an. Die riesige Bandbreite an Fonds bringt die Qual der Wahl. Um eine Entscheidung zu treffen, muss man sich schon ein bisschen mit dem Thema auseinander setzen. Darüber hinaus empfiehlt es sich, die eigenen Papiere, auch wenn das Fondportfolio von professionellen Fachleuten gemanagt wird, immer ein wenig im Auge zu behalten, um abschätzen zu können, wann ein Ausstieg profitabel ist.


Zertifikate

Zertifikate basieren auf verschiedenen Wertpapieren. Welche das sind, legt der Herausgeber fest. Zertifikate gewähren keine feste Verzinsung, sondern einen Anteil am Erfolg oder Misserfolg eines Börsengeschäfts.

  • Sicherheit: 2-4
  • Rendite: 1-4
  • Kosten: 3
  • Liquidität: 3
  • Handhabung: 4
  • Mindestveranlagung: 4.000 €

Vorteile: Weil Zertifikate für gewöhnlich einen fest vorgegebenen Korb an Aktien, Rohstoffen und dergleichen haben, kann man die Entwicklung des Intvestments genau nachvollziehen. Zudem bieten sie die Möglichkeit, in Märkte und Wertpapierbereiche zu investieren, die einem mangels entsprechend großem Kapital ansonsten verwehrt blieben.

Nachteile: Weniger rentable Aktien und Anleihen können nicht durch rentablere ersetzt werden. Geht der Schuldner Pleite, fällt man um sein ganzes Investiertes um. Wer nicht nur in ein, sondern in mehrere Wertpapiere gleichzeitig investiert, kann das Risiko streuen. Wer Pech hat, bekommt am Ende aber nur den Betrag heraus, den er einbezahlt hat. Wer sich während der Laufzeit für einen Verkauf entscheidet, muss einen Aufschlag zahlen. Zudem sind Zinsen und Kursgewinne steuerpflichtig. Zwar kann man die Zertifikate jederzeit wieder verkaufen. Ist der Kurs schlecht, wird man davon aber absehen. Wer in Zertifikate investiert, sollte ein gewisses Grundwissen mitbringen sowie die Bereitschaft, sich mit dem Thema zu beschäftigen.

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Aktien

Wer in Aktien investiert, erwirbt einen Teil eines Unternehmens. Hier ergibt sich der Ertrag nicht durch Zinsen, sondern durch Kurssteigerungen und mögliche Ausschüttungen der Dividenden, also des Unternehmensgewinns, auf den man anteilig Anspruch hat.

  • Sicherheit: 3-4
  • Rendite: 2
  • Kosten: 3
  • Liquidität: 2
  • Handhabung: 4
  • Mindestveranlagung: 4.000 €

Vorteile: Wer in Aktien investiert, muss sich an keine Laufzeiten halten. Der eigentliche Vorteil liegt hier aber in den hohen Renditechancen.

Nachteile: Kein Unternehmen ist gegen Markteinbrüche oder Fehlentscheidungen des Managements gefeit. Dementsprechend hoch ist hier das Risiko. Läuft ein Unternehmen über Jahre hinweg gut, heißt das noch lange nicht, dass das auch in Zukunft der Fall sein wird. Wer zur falschen Zeit ein- oder aussteigt, muss dies mitunter mit einem gewaltigen Verlust bezahlen. Diese Anlageform bedarf einer intensiven Auseinandersetzung nicht nur vor dem Kauf, sondern auch während der gesamten Haltedauer.

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Edelmetall

  • Sicherheit: 2
  • Rendite: 3
  • Kosten: 4
  • Liquidität: 2
  • Handhabung: 3
  • Mindestveranlagung: ab ca. 1.000 €

Vorteile: Gold gilt als "Universalwährung, die vor allem in Krisenzeiten einen stabilen Wert besitzt", so die VKI-Experten. Wer in Gold oder ein anderes Edelmetall investiert, braucht kein besonderes Vorwissen.

Nachteile: Die Rendite ergibt sich allein aus der Preissteigerung zwischen Kauf- und Verkaufszeitpunkt. Wer in Gold investiert, braucht Geduld, da es mitunter dauern kann, bis der Wert ein Niveau erreicht, bei dem es sich lohnt, das Edelmetall zu veräußern. Doch auch in dem Fall eignet sich Gold nicht dafür, sein Vermögen sichtlich zu vermehren. Da es immer wieder zu Schwankungen kommt, muss der Anleger die Entwicklung des Markts laufend beobachten. Zu bedenken ist auch, dass jede sichere Verwahrung - sei es durch einen Bank- oder einen heimischen Tresor - mit Kosten verbunden ist. Apropos Kosten: Je kleiner der Barren, desto größer der Unterschied zwischen dem An- und dem Verkaufspreis. Kauft und verkauft man einen 1-Gramm-Barren, so beträgt die Differenz knapp 36 Prozent.


Immobilien

  • Sicherheit: 1-2
  • Rendite: 2
  • Kosten: 3
  • Liquidität: 4
  • Handhabung: 3
  • Mindestveranlagung: 1/3 des Kaufpreises

Vorteile: Immobilien bieten ein gewisses Maß an Wertbeständigkeit und Inflationsschutz. "Grund und Boden war und ist eine der besten Investitionen", schreiben die Experten des VKI. Wer im Eigenheim wohnt, spart sich die Miete. Das macht sich vor allem im Alter bezahlt, wenn man mit der zur Verfügung stehenden Pension auskommen muss.

Nachteile: Um sich eine Immobilie anschaffen zu können, muss man unter Umständen über Jahrzehnte hinweg Kredite abbezahlen. Zudem bieten Immobilien wenig Flexibilität. Ein schneller Verkauf ist oft nur mit Verlusten möglich. Mit dem Vermieten wiederum ist ein deutlich höherer Aufwand verbunden, von verschiedenen Risiken wie einem möglichen Leerstand ganz zu schweigen. Nicht zu unterschätzen sind darüber hinaus die beim Kauf anfallenden zusätzlichen Kosten, etwa für die Vermittlung, den Notar oder die Eintragung ins Grundbuch. Zu berücksichtigen sind auch Instandhaltungs- und mögliche Sanierungskosten.

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Welche Anlageform passt zu mir?

Welche Anlageform zu einem passt, hängt von einzelnen Faktoren ab, die im Laufe des Lebens variieren können. Grundsätzlich sollte die Veranlagung, so Bernd Lausecker, Finanzexperte des Vereins für Konsumenteninformation (VKI), eine gewisse Reihenfolge haben. "Das Allerwichtigste, wenn jemand ein bisschen Geld auf der Seite hat, ist, dass er eine Liquidität schaff", sprich ein bestimmtes Budget hat, auf das er im Notfall zugreifen kann. Etwa wenn die Waschmaschine kaputt ist oder das Auto in die Werkstatt muss. In der Regel rechnet man hier mit drei bis sechs Monatsnettoeinkommen. "Da liegen wir bereits in einem Bereich von 3.000 bis 7.000 Euro. Diese werden mit hoher Sicherheit, hoher Liquidität, dafür aber wenig Rendite angelegt. "Ist die Liquiditätsreserve erst einmal geschaffen, wird es bereits individuell." Ab hier kann und muss jeder für sich entscheiden, welche Anlageform die für ihn passende ist. Wobei man stets mit einem Produkt starten soll, das hohe Sicherheit bietet, und erst nach und nach auf mehr Risiko setzen sollte, um sein Geld schließlich auch zu vermehren.


In welcher Lebensphase befinde ich mich?

Erstes eigenes Gehalt: Wer gerade zu arbeiten begonnen hat, steht in puncto Vermögen in der Regel ganz am Anfang. Hier muss also erst einmal Liquidität geschaffen, sprich Schritt für Schritt ein gewisser Betrag auf die Seite gelegt werden, auf den man im Notfall zugreifen kann. Der Finanzexperte rät zu drei bis sechs Monatsnettogehältern. Das Motto lautet in dem Fall Sicherheit. Eine gute Option sind demnach Sparprodukte. Wer schon ein bisschen weiter in die Zukunft denkt, für den ist wohl auch ein Bausparer geeignet. Ebenso möglich wären Investmentfonds in Form eines Fondssparplans, auf den monatlich kleine Beträge für die längerfristige Vorsorge überwiesen werden.

Familiengründung: Ist erst einmal Nachwuchs da, gilt es für diesen finanziell vorzusorgen. "Hier haben wir einen Zeithorizong von 15, 16, 17 Jahren", sagt Lausecker. "Von der Geburt bis zur Schule, dem ersten Auto oder der ersten eigenen Wohnung." Alleinverdiener müssen sich zudem überlegen, wie sie ihr Kind bzw. ihre Kinder absichern, sollten sie selbst ausfallen. Da über viele Jahre investiert wird, stehen dem Anleger sämtliche Möglichkeiten offen. Da es sich um die Vorsorge fürs Kind handelt, empfiehlt es sich allerdings, nicht ganz so sehr auf Risiko zu gehen. Möglich wären hier etwa Fonds und Gold. Junge Familien, die grundsätzlich erste Ersparnisse ansammeln möchten, sind darüber hinaus mit Sparprodukten, Bausparern und Fondssparplänen gut beraten.

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Wohnungskauf/Hausbau: Wer in die eigenen vier Wände investiert, braucht eine Menge Geld auf einmal. Dieses kann man sich über einen Kredit holen, der allerdings stets mit hohen Zinsen verbunden ist. Es empfiehlt sich daher, den Kredit möglichst schnell abzubezahlen oder von vornherein einen niedrigen aufzunehmen. Dies lässt sich bewerkstelligen, indem man das bisher angehäufte Vermögen einsetzt. "Dann muss ich mit dem Vermögensaufbau wieder von vorne beginnen. Aber die Vermeidung von Kredit hat hier Vorrang", sagt Lausecker. Wobei natürlich darauf geachtet werden müsse, dass der Ausstieg aus langfristigen Verträgen keinen allzu großen Verlust bringt.

Vorbereiten auf die Pension: Zehn, 15 Jahre vor Pensionsantritt ist Lausecker zufolge ein guter Zeitpunkt für einen Kassensturz. Nun gilt es, in früheren Jahren angefangene risikoreichere Positionen zu überprüfen. Wäre jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt, das Geld rauszuholen und anderweitig anzulegen? Zehn bis fünf Jahre vor Pensionsantritt empfiehlt es sich, Fonds zu verkaufen, um vielleicht sogar - zumindest teilweise - auf verzinsliche Produkte zu wechseln. "Damit ich, wenn ich dann in Pension gehe, sofort die Möglichkeit habe, auf mein Geld zuzugreifen" - sei es, um sich einen lang ersehnten Wunsch zu erfüllen oder schlicht und einfach die staatliche Pension aufzufetten.

Pension: Während der Pension spielt das Thema Liqudität eine große Rolle. Das Geld sollte demnach eher kurzfristig angelegt werden. Natürlich verringert sich damit auch die Rendite. "Da muss ich unter Umständen in den sauren Apfel beißen", sagt der Experte vom VKI. Sparprodukte sind im Vergleich zu risikoreicheren Anlagen zwar weniger ertragreich, dafür aber bieten sie die Möglichkeit, je nach Bedarf auf das Geld zuzugreifen.

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Wie lange will ich sparen?

Kürzer als 4 Jahre: Will man sein Geld für weniger als vier Jahre anlegen, sollte man Risiken vermeiden. Immerhin muss das Kapital ja nach einer nicht allzu langen Zeitspanne wieder entnommen werden. Hat man es nun in riskante Papiere investiert, deren Kurs zum angedachten Verkaufszeitpunkt auf Talfahrt ist, wird man einen Verlust nicht umgehen können. Daher empfiehlt es sich, auf Sicherheit zu setzen. Diese bieten Spareinlagen. Eine Rendite kann man mit solchen aber nicht erwirtschaften. "Eigentlich hab ich sogar weinen Wertverlust, weil die Zinssätze, die ich im Augenblick erziele, die Inflation nicht ausgleichen", gibt Lausecker zu bedenken.

4 bis 7 Jahre: Bei einer Spardauer von rund vier bis sieben Jahren kann man auf Garantieprodukte, sprich von Banken angebotene Zertifikate, eventuell auch auf Fixzinsprodukte wie Sparbücher oder den Bausparvertrag setzen. Ebenso möglich wäre - sofern man noch ganz am Anfang der Sparvorhabens steht - ein sehr sicherheitsorientierter gemischter Fonds wie zum Beispiel ein Immobilienfonds. Ein, zwei, vielleicht auch drei Jahre vor dem Ende der Spardauer heißt es, einen günstigen Zeitpunkt für den Ausstieg zu finden, um sodann auf Sparprodukte umzuschwenken. Von Investitionen in Einzelaktien ist bei einer mittelfristigen Spardauer abzuraten, es sei denn, es handelt sich um sehr sichere, sich gleichmäßig entwickelnde Aktien.

7 Jahre und länger: Ob nun Aktienfonds, strukturierte Produkte, fixverzinste Sparguthaben oder Wertpapiere - ab einer Zeitspanne von sieben Jahren hat man in puncto Anlageform relativ freie Wahl. "Aufgrund des langen Zeithorizonts können Dellen an den Kapitalmärkten problemlos durchgetaucht werden", erklärt Lausecker. Liegt der Kurs gerade nicht gut, so wartet man mit der Geldentnahme einfach, bis er wieder gestiegen ist. Was man allerdings vermeiden sollte, ist sein gesamtes Vermögen auf 25, 30 Jahre Laufzeit zu binden. So nimmt man sich nämlich die Möglichkeit, angemessen auf Veränderungen auf dem Kapitalmarkt zu reagieren. Abgesehen davon, dass man, wenn man unvorhergesehen Geld braucht, an dieses nur mit Verlusten herankommt.


Wie gut kenne ich mich mit dem Kapitalmarkt aus?

Grundsätzlich gilt: Je weniger Risiko, desto weniger Wissen und Zeit brauche ich. Je mehr Risiko, desto besser muss ich mich auskennen, um schnell reagieren zu können, und desto mehr Zeit brauche ich, um die wirtschaftlichen Entwicklungen zu verfolgen.

Wenig bis keine Kenntnisse: Wer wenig bis keine Kenntnisse über den Kapitalmarkt hat, ist mit Bankprodukten gut beraten ebenso wie mit breit gestreuten Fondsprodukten, bei denen man das Management auslagern kann. Auch Gold ist hier eine Option. Allerdings nur als Beimischung, sprich nur ein gewisser Teil des Kapitals sollte in das Edelmetall investiert werden.

Gute Kenntnisse: Wer sich mit Anlageformen auskennt, dem steht die gesamte Bandbreite offen. "Jemand, der sich damit beschäftigt, hat schon seine Steckenpferde. Ob Aktien, Kryptowährungen ... der weiß, was läuft", sagt Lausecker. Dass ein grundlegendes Interesse vorhanden sein muss, erklärt sich von selbst. Etwa für spezielle Branchen, wenn man in einen Branchenfonds investiert, oder für spezielle Regionen, wenn man auf Regionalfonds setzt. Wer sich für Einzelaktien entscheidet, benötigt sowohl Kenntnisse über die entsprechende Branche als auch über das zugrundeliegende Unternehmen. Hier ist demnach noch mehr Wissen gefordert. Dasselbe gilt übrigens für Kryptowährungen.

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Wie viel Zeit will ich investieren?

Keine Zeit: Wer so wenig Zeit wie möglich in seine Anlagen investieren will, kann auf Spar- bzw. Bankprodukte wie zum Beispiel Sparbücher oder einen Bausparvertrag setzen. "Wenn ich ein größeres Vermögen habe, kann ich auch in einen breit gestreuten ETF investieren. Das sind Papiere, die zum Beispiel einen gesamten Index abbilden. Ich kaufe mir sozusagen ein Stück der österreichischen Wirtschaft. Oder der deutschen oder europäischen", erklärt der Experte. "Den muss ich nicht beobachten, den kann ich auch fünf Jahre lang liegen lassen." Denn sollte es tatsächlich zu einer Wirtschaftskrise kommen, bei der Handlungsbedarf besteht, bekommt man das aller Voraussicht nach ohnehin mit.

Etwas mehr Zeit: Wer bereit ist, etwas Zeit in seine Finanzen zu investieren, kann sich bis in die mittlere Risikokategorie hinein bewegen. "Wenn ich einmal im Jahr einen Kassensturz mache, schaue, was ich habe und wie es um die Anlage steht, dann kann ich sehr wohl in stark verteilte Produkte, zum Beispiel einen Aktienfonds, der in sämtliche Länder und Branchen streut, investieren", so der Finanzexperte. Anzudenken wären auch gemischte ebenso wie Immobilienfonds. Nicht zuletzt setzen auch gebundene Spareinlagen, festverzinsliche Wertpapiere und Gold eine gewisse Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der Thematik voraus.

Viel Zeit: Wer viel Zeit in seine Geldanlagen investiert, wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch über gute bis sehr gute Kenntnisse über den Finanzmarkt verfügen. Dementsprechend stehen hier sämtliche Möglichkeiten offen. Fast noch zeitaufwändiger als die Beschäftigung mit Investmentfonds, Einzelaktien oder Vorsorgeprodukten aller Art ist der Kauf einer Immobilie. Neben der Suche nach dem passenden Objekt müssen schließlich auch rechtliche Aspekte berücksichtigt werden. Zu bedenken ist auch, wie sich die Umgebung in nächster Zeit entwickeln könnte. Wird eine U-Bahn gebaut? Oder vielleicht eine Mülldeponie in nächster Nähe? Das alles beeinflusst den Wert der Immobilie.

»Bevor ich investiere, sollte ich verstanden haben, was mit meinem Geld passiert, wie ich wieder rankomme und welche Risiken die Anlage birgt. Wenn mir das nicht klar ist, sollte ich die Finger davon lassen«


Wie risikobereit bin ich?

Null Risiko: "Jemand, der jegliches Risiko vermeiden und wissen will, was er am Ende herausbekommt, ist in verzinslichen Bankprodukten zuhause", weiß der Experte. "Wenn er möchte, kann er sich noch eine Anleihe von Österreich ins Depot legen." Für jene, die langfristig sicher investieren wollen, wäre auch eine Lebensversicherung eine Option - sofern sie eine Garantiesumme hat, sprich man am Ende der Laufzeit mit einem gewissen Mindestbetrag rechnen kann.

Mittleres Risiko: Wer mit seinem Geld Geld verdienen möchte, sprich wenn die Zinsen die Inflation übersteigen sollen, muss ein gewisses Risiko in Kauf nehmen. Eine Möglichkeit wären strukturierte Produkte von Banken. "Zum Beispiel solche, die zwar nur 80 Prozent des eingezahlten Kapitals garantieren, mit denen man dafür aber auch eine wesentlich höhere Rendite erwirtschaften kann", erklärt der Finanzexperte. Hier laute die Frage: Ist mir die Aussicht, über mehrere Jahre hinweg fünf, sechs Prozent zu verdienen, das Risiko, 20 Prozent zu verlieren, wert? Ebenso im mittleren Risikobereich angesiedelt sind offene Immobilienfonds sowie gemischte Fonds und Rentenfonds. Relativ sicher liegt man Lausecker zufolge auch mit Gold. "In den letzten 120 Jahren war Gold eigentlich nie verkehrt."

Was sind strukturierte Bankprodukte?

Hierunter fallen z.B. Garantiezertifikate. Sie garantieren, am Ende der Laufzeit das eingesetzte Kapital, vielleicht auch eine gewisse Garantieverzinsung, zu erhalten, und zählen somit zu den eher sicheren Produkten. Anders die sogenannten Hebelprodukte, die zwar hohe Ertragschancen haben, dafür aber in den mittleren bis spekulativen Bereich fallen. In puncto strukturierte Produkte gibt es eine ganze Reihe unterschiedlicher Angebote. Der Experte rät, sich diese von seinem Bankbetreuer oder Vermögensberater erklären zu lassen, bis man sagt: "Jetzt hab ich's kapiert. Das passt zu mir!"

Tipp: Achten Sie darauf, was genau garantiert ist. Oft ist nur das Kapital garantiert, sprich im schlechtesten Fall bekommt man genau so viel heraus, wie man hineingesteckt hat. Andere Produkte wiederum garantieren eine Minimalverzinsung, die sich allerdings auf die Rendite niederschlägt. Denn: Eine Garantie ist nie umsonst.

Risiko: Wer in Aktien investiert, geht immer ein Risiko ein. Auch dann, wenn dem entsprechenden Unternehmen ein grundsätzlich sicheres Geschäftsmodell zugrunde liegt und es sich bereits über Jahre hinweg am Markt bewährt hat. Stichwort Wirecard. "Alle dachten, da kann nichts passieren", blickt Lausecker zurück. Bis man eines Besseren belehrt wurde. Ebenso risikobereit muss man sein, wenn man in Kryptowährungen investiert.


Will ich alles auf einmal oder nach und nach investieren?

Grundsätzlich gilt: Man startet mit der sichersten Anlageform und geht, Schritt für Schritt, in Richtung Risiko. Ob man nun dies nun nach und nach tut oder die gesamte Summe auf einen Schlag investiert, ist einerlei.

Natürlich brauche es Disziplin, das nach und nach ersparte Geld auf die Seite zu legen und, wenn man einen gewissen Betrag beisammen hat, anzulegen anstatt zu sagen: Jetzt gönne ich mir einen schönen Urlaub. "Es wäre aber der falsche Ansatz, einen langen Vertrag wie zum Beispiel eine 25-jährige Lebensversicherung abzuschließen, nur weil das eine Möglichkeit ist, Monat für Monat 100 Euro einzuzahlen", betont Lausecker.

Wer eine größere Summe geerbt hat und alles auf einmal deponieren will, ist gut damit beraten, die Risiken zu verteilen. "Wenn ich eine gute Mischung habe, kann ich nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden", weiß der Experte vom VKI. Ein Betrag von Hausnummer 50.000 Euro könne zum Beispiel in fünf Teilbeträge zu je 10.000 Euro gesplittet werden, wovon einer in eine höchst sichere Anlageform wie Spareinlagen, einer in etwas Ausgefalleneres wie Gold und einer in einen gemischten Fonds gesteckt wird. Bleiben noch 20.000 Euro, von denen man zwei Mal 5.000 Euro in Aktien investieren kann.

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