Wo Sparer die höchsten Zinsen bekommen

Angesichts der niedrigen Zinsen bei Österreichs Banken suchen Sparer nach Alternativen

So mancher ist früher bei der ING-DiBa fündig geworden - doch die Direktbank löst nun die Sparkonten der österreichischen Kunden auf. Geld stattdessen in Aktien anzulegen, trauen sich viele nicht zu. Auf der Suche nach etwas mehr Ertrag, fallen Angebote von Zinsportalen auf. Was sie bringen und was man beachten muss.

von Zinsportale - Wo Sparer die höchsten Zinsen bekommen © Bild: istock images

1. Was genau machen Zinsportale?

Zinsportale sind Problemlöser. Sie vermitteln Konten im europäischen Ausland und ermöglichen Sparern damit Zugang zu höheren Zinsen (siehe Punkt 4). Denn eigentlich darf man ein Konto bei einer ausländischen Bank in der Regel nur dann eröffnen, wenn man auch einen Wohnsitz in dem jeweiligen Land hat oder zumindest persönlich vorstellig wird.

2. Wie funktioniert das Prinzip?

Hier kommen Zinsportale ins Spiel. Sie sind die Schnittstelle zwischen Anleger und der jeweiligen Bank im Ausland. Kunden müssen sich nur auf der jeweiligen Plattform online anmelden. Dann können sie eine Partnerbank des Zinsportals wählen und ein Verrechnungskonto eröffnen. Und somit von höheren Renditen als bei heimische Banken profitieren. Ganz legal.

Passend zum Thema: Geld: 5000 € anlegen - lohnt sich das überhaupt?

Die Portale heißen weltsparen.at, savedo.at oder zinspilot.de. Verdient wird im Übrigen nicht an den Kunden (der Service ist kostenlos), sondern an den Provisionen der Partnerbanken.

Wichtig: Geführt wird das Konto nicht von dem Zinsportal, sondern üblicherweise von der Partnerbank. Das Zinsportal ist nur Vermittler und tritt beim Abschluss von Tages und Festgeldangeboten auch nicht als Finanzberater auf.

3. Welche Anlageform ist beliebt?

"Die beliebtesten Produkte im österreichischen Markt sind Festgelder mit einjähriger sowie mit dreijähriger Laufzeit", sagt Mathias Paul von weltsparen.at. Im Schnitt hätten jene Produkte ein Anlagevolumen von knapp 47.000 Euro. Insgesamt hat Raisin (das Berliner Fintech mit Banklizenz, das hinter weltsparen.at steckt) bereits mehr als 330.000 Kunden aus ganz Europa. Das vermittelte Einlagevolumen beträgt 31 Milliarden Euro (Stand März 2021).


4. Warum Festgeld im Ausland anlegen?

Die Zinsentwicklung kennt seit Jahren nur eine Richtung: nach unten. Selbst das attraktivste Zinsangebot in Österreich kommen derzeit nicht an die Teuerung heran. Die Inflationsrate für Jänner 2021 lag laut Statistik Austria bei 0,9%, im Februar stieg sie auf 1,2 %. Den selben Wert wie im Dezember 2020: 1,2%. Die Inflation kann somit nur mit einer entsprechend besser verzinsten Festgeldanlage geschlagen werden.

Darum schielen viele Anleger ins Ausland. Dort können die Zinsen durch verschiedene Faktoren wie den Wettbewerb der Banken, die Sparquote und das Länderrating deutlich höher sein. Somit gibt es für Festgeld-Anlagen häufig mehr Rendite.

Literaturtipps

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5. Zinssätze im Vergleich

Laut aktuell erhobenen Daten (Bankenrechner, Februar 2021) bieten die drei größten Banken Österreichs einen durchschnittlichen Zinssatz von 0,088 Prozent p.a., während die drei besten verfügbaren 1-Jahres-Angebote im österreichischen Markt eine Verzinsung von 0,533 Prozent p.a. bieten. "Österreichische Sparer, die die besten verfügbaren Angebote auf weltsparen.at nutzen, können somit sechsmal so hohe Zinsen erzielen, wie Anleger, die ihr Geld auf einem Konto bei den drei größten Banken des Landes anlegen", preist Mathias Paul von weltsparen.at das Zinsportal an. Klingt zu schön, um wahr zu sein

6. Ein Zinsrechenbeispiel (Stand März 2021)

Das erfolgreiche Fintech unterstreicht seine Behauptung mit Beispielrechnungen. Eines ist von Anfang an klar: Die Renditen sind überschaubar. Doch immerhin vermehrt sich das Geld von selbst - wenn auch nur minimal.

Eine einjährige Anlage von 10.000 Euro bei den größten Banken Österreichs zu einem Zinssatz von 0,088 Prozent bringt im Schnitt einen Ertrag von 8,80 Euro.

Das beste einjährige Festgeld auf weltsparen.at der BAI Europe (Bank in Portugal) bietet aktuell (3.3.2021) bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro 0,80 Prozent p.a. und damit einen Zinsertrag von 80 Euro sowie für Neukunden einen Bonus von 25 Euro – so seien bis zu 105 Euro Ertrag möglich.

3-jähriges Festgeld werde bei weltsparen.at mit bis zu 1,31 pro Jahr verzinst. Dies entspricht bei einer Anlage von 10.000 Euro inkl. Zinzeszins einem Ertrag von 398,17 Euro.

7. Was passiert bei einer Bankinsolvenz?

Geld im Ausland zu parken bereitet dem Otto-Normal-Bürger Bauschmerzen. Doch auch hier haben die Fintechs eine Antwort parat: Durch die europäische Einlagensicherung sind im Falle einer Bankenpleite Beträge auf Konten im europäischen Ausland bis zu 100.000 Euro gesichert. Die jeweiligen Staaten müssen also für ihre betroffene Bank einspringen. Auffallend ist, das Zinsportale überwiegend Angebote von Banken im Programm haben, die laut Ratings in wirtschaftlich schwächeren Ländern sitzen - darunter Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Tschechien, Malta oder Portugal.

8. Und das Risiko? Das sagen Österreichs Verbraucherschützer

"Es kann in der Tat davon ausgegangen werden, dass 100.000 Euro per Einlagensystem abgesichert sind. Mögliche Problematiken können dabei durch die Leistungsfähigkeit der jeweils zuständigen Einlagensicherungssysteme entstehen," gibt Bernd Lausecker, Finanzexperte beim VKI, zu bedenken.

»Eine Garantie ist nur soviel wert wie der Garantiegeber«

Denn hier greife der Grundsatz: "Eine Garantie ist nur soviel wert wie der Garantiegeber". In extremen Fällen kann also die Sicherungssysteme überfordert sein (z.B. durch einen Dominoeffekt bei Banken). Inwieweit dann Staaten am Ende einspringen könne jetzt noch nicht endgültig beantwortet werden.

9. Insolvenz: Wie komme ich zu meinem Geld?

Im Falle einer Insolvenz könne laut VKI davon ausgegangen werden, dass man seine Einlage durch das Sicherungssystem und die gesetzliche Rückzahlungsfrist spätestens binnen 3 Wochen (in Österreich 7 Tage) erhält. Jedoch seien bei solchen Zinsportalen auch zusätzliche Aspekte wichtig:

Der Vertragspartner ist meist die ausländische Bank. Beschwerden, Reklamationen oder auch nur Anfragen können dabei durch unterschiedliche Sprachen erheblich erschwert werden. Weiterhin ist die Problematik der Versteuerung - eine ausländische Bank führt meist keine KESt ab - durch den Verbraucher zu regeln. Wichtig: Die Kapitaleinkünfte sind im Inland damit nicht endbesteuert und sollten in der Steuererklärung angeführt werden.

Fazit: Ob der zusätzliche Zins diesen Aufwand und ein etwas höheres Risiko rechtfertigt, muss jeder selbst für sich entscheiden. Anleger sollten einfach die persönlichen Lebensumstände in die Entscheidung mit einfließen lassen und genau überlegen, ob der höherer Zinsertrag die Unsicherheiten aufwiegt. Hier geht's zum übersichtlichen Zinsvergleich von Tagesgeld und Festgeld.