Gefährliches Superfood?

Goji-Beere kann angeblich zu Leberschäden, inneren Blutungen und Allergien führen

Zuletzt hieß es, Goji-Beeren würden nicht halten, was sie versprechen. Nun legt "huffingtonpost.de" noch eins drauf und warnt, das neue Superfood stünde im Verdacht, Allergien auszulösen, Atemstillstände zu begünstigen und Leberschäden zu verursachen. Im schlimmsten Fall könne der Genuss sogar zum Tod führen. Reine Panikmache oder berechtigte Sorge? News.at fragte nach.

von Goji-Beeren in einer Schüssel © Bild: iStockphoto.com

Goji-Beeren sind das neue Superfood schlechthin. Sie stärken das Immunsystem, senken hohen Blutdruck, lindern Stress, verbessern die Konzentrationsfähigkeit, liefern jede Menge Energie und halten darüber hinaus noch jung. Angeblich. Denn wissenschaftliche Belege gibt es hierfür nicht. Und ganz abgesehen davon, dass derartige gesundheitsbezogene Aussagen für Goji-Beeren laut Dr. Reinhard Länger von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) gar nicht zulässig sind, werden auch schon erste Warnrufe laut.

Innere Blutungen

So behauptet etwa der Lebensmittelwissenschafter Udo Pollmer laut "huffingtonpost.de", dass Goji-Beeren blutverdünnend wirken. Bei gleichzeitiger Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten könne es so zu inneren Blutungen kommen. Klingt beunruhigend. Müssen wir uns Sorgen machen? Dazu Länger: "Einer Fachinformation eines blutverdünnenden Arzneimittels ist zu entnehmen, dass bei gleichzeitiger Einnahme des Arzneimittels mit Goji-Beeren und -saft Vorsicht geboten ist, da eine Interaktion nicht ausgeschlossen werden kann." Zudem würden einzelne Fallberichte eine Wirkungsverstärkung blutverdünnender Arzneimittel nach dem Konsum der Beeren beschreiben. Man wisse allerdings nicht, welche Mechanismen und Inhaltsstoffe hierfür verantwortlich seien. Und abgesehen davon gebe es "in der Literatur keine Befunde dafür, dass Goji selbst blutverdünnend wirkt", beruhigt Länger.

Leberschäden

Des weiteren meint Pollmer, Goji-Beeren könnten die Leber schädigen. "Der Leber-Stoffwechsel wird von vielen Substanzen, die wir einnehmen, beeinflusst. So auch von Lebensmitteln", erklärt Länger. So kommt es zu Änderungen der Aktivität spezieller Leberenzyme, der sogenannten CYP-Enzyme. Diese Änderungen sind grundsätzlich normal und ermöglichen die Entgiftung und Ausscheidung von Substanzen. Mit anderen Worten: Wenn eine Substanz die Aktivitäten der Leber-Enzyme beeinflussen, heißt das noch lange nicht, dass sie die Leber schädigt. "Sonst wäre auch die Grapefruit leberschädigend", erläutert Länger. Abgesehen davon gebe es keine Belege dafür, dass Goji-Beeren die Aktivität der CYP-Enzyme beeinflussen, von Leberschäden ganz zu schweigen.

Allergien, Atemstillstand, Tod

Letztlich behauptet Pollmer, Goji-Beeren könnten Allergien hervorrufen, die in weiterer Folge zu einem Atemstillstand, der wiederum im schlimmsten Fall zum Tod führen könnte. Müssen wir also um unser Leben bangen, wenn wir die roten Beeren essen? Dazu Prof. Eva Untersmayr-Elsenhuber vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien: "Goji-Beeren beinhalten einen bestimmten Eiweißbestandteil, nämlich das Allergen LTP, das in verschiedenen Pflanzen und Nahrungsmitteln vorkommt und für eher heftige Beschwerden verantwortlich ist." LTP findet man beispielsweise auch in Pfirsichen, wo es der Expertin zufolge für schwere allergische Beschwerden v.a. im mediterranen Raum verantwortlich ist.

Kreuzallergien möglich

Und jetzt der Haken: Die von Pollmer erwähnten Allergiestudien wurden v.a. im mediterranen Raum durchgeführt, wo besagte Eiweißbestandteile eine wichtige Rolle als Auslöser einer Nahrungsmittelallergie spielen. Aus den bisher publizierten Daten könne man der Allergieexpertin zufolge nur schwer schließen, ob Goji-Beeren der Auslöser der Allergieentwicklung waren oder ob die allergische Reaktion über bereits bestehende Allergien, etwa gegen Pfirsich, ausgelöst wurde und es somit zu einer Kreuzreaktion gekommen ist. Zudem hätte eine Placebo-kontrollierte Studie gezeigt, dass beim Konsum von Goji-Beeren zwar die Ansprechrate auf Grippe-Impfungen erhöht, sonst aber kein überschießender Effekt auf das Immunsystem zu sehen war. Letztlich gibt die Expertin aber zu bedenken, dass Goji-Beeren für Personen mit einer bestehenden Allergie gegen LTP bedenklich sein können.

Kommentare

Erst der böse Chia Samen, nun die Goji. Medien können verrückt machen, das steht fest. Wurden wir Monate darüber nur informiert wie gesund das alles ist, wird es nun plötzlich zur Gefahr.

Da hat die Wissenschaft also „Interaktionen mit Blutverdünnungsmitteln“ gefunden, aber leider, leider keine geschäftsstörende Blutverdünnungswirkung der Goji. Würde man diese nachweisen, wäre es für die Pillenfabriken traurig, weil es noch keine Patente auf Naturheilmittel gibt.

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