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Fracking: Die umstrittene Methode zur Erdgas-Gewinnung

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Fracking ist ein oft kritisiertes Verfahren zur Förderung von unkonventionellem Erdgas. Zwar können durch Fracking zusätzliche Energiequellen gewonnen werden, allerdings birgt es auch potenzielle Gefahren für Mensch und Natur.

Was ist Fracking? [einfach erklärt]

Fracking ist ein Verfahren, durch das sich Erdgas aus undurchlässigen Gesteinsschichten herauslösen lässt. Beim Fracking wird mehrere Kilometer in die Tiefe gebohrt, um schwer zugängliche Schichten von gasreichem Schiefergestein zu erreichen. Anschließend werden diese Gesteinsschichten aufgebrochen, indem ein Flüssigkeitsgemisch mit hohem Druck eingepresst wird. Dieses Vorgehen erzeugt Risse und macht das Gestein gasdurchlässig. Das austretende Gemisch aus Erdgas (Schiefergas) und Flüssigkeit wird nun an die Oberfläche gepumpt. Dort angekommen, wird das Erdgas getrennt und aufbereitet.

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Die Fracking-Methode: Es wird in tiefe Gesteinsschichten gebohrt, die durch ein eingepresstes Flüssigkeitsgemisch aufgebrochen werden. Dadurch tritt Gas aus, das wiederum an die Oberfläche gepumpt wird.

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Was bedeutet der Begriff "Fracking" auf Deutsch?

Der aus dem Englischen stammende Begriff „Fracking“ ist eine häufig genutzte Abkürzung für „Hydraulic Fracturing“. Dabei bedeutet das Verb „to fracture“ übersetzt so viel wie „aufreißen“ oder „aufbrechen“. Im Deutschen wird Fracking daher als „hydraulische Fraktierung“ beziehungsweise „hydraulisches Aufbrechen“ übersetzt.

Fracking in 3 Minuten erklärt

Welche Chemikalien werden beim Fracking in die Erde gepumpt?

Die für das Fracking erforderliche Flüssigkeit besteht zum Großteil (bis 99,5%) aus einem Wasser-Quarzsand-Gemisch. Darüber hinaus enthält die Fracking-Flüssigkeit weitere Chemikalien, die in ihrer Zusammensetzung und Konzentration jedoch stark variieren. Hierzu zählen unter anderem Methanol, Ethylenglycol, und Biozide. Einige der beim Fracking verwendeten chemischen Substanzen stehen unter Verdacht das Grundwasser zu verunreinigen und die Gesundheit zu gefährden.

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Wie tief wird beim Fracking gebohrt?

Die Tiefe einer Fracking-Bohrung hängt davon ab, wie tief die gasreichen Gesteinsschichten in der jeweiligen Region liegen. Bohrtiefen variieren typischerweise zwischen rund 500 und 5.000 Metern. Nach der vertikalen Tiefenbohrung wird die gasreiche Gesteinsschicht anschließend horizontal angebohrt.

Kann man Fracking auch zur Erdöl-Gewinnung anwenden?

Laut des BVEG wird Fracking nicht nur als Verfahren zur Erdgas-Gewinnung genutzt. Es kann auch zur Erdöl-Förderung dienen, da sich dieses teils ebenso in tiefen und undurchlässigen Gesteinsschichten befindet. Die technische Vorgehensweise für die Erdgas- und Erdöl-Förderung durch Fracking unterscheidet sich dabei nicht.

Was sind die Gefahren beim Fracking?

Gerade im deutschsprachigen Raum gilt Fracking als umweltschädlich und genießt keinen guten Ruf. Dabei macht das Verfahren wegen folgender potenzieller Gefahren von sich reden:

  • Die mit Chemikalien versetzte Fracking-Flüssigkeit kann zu einer Verunreinigung des Trink- und Grundwassers führen.

  • Teile der Fracking-Flüssigkeit verbleiben im Boden und können diesen langfristig verseuchen.

  • Die durch Fracking entstehenden CO2-Emissionen sowie das während der Bohrungen austretende Methan fördern den Treibhauseffekt und wirken sich negativ auf die Luftqualität aus.

  • Durch Fracking können Erdstöße ausgelöst werden, die zum Teil oberflächenschädigend sind.

  • Fracking verbraucht große Wassermengen, die wiederum anderen Sektoren (z.B. der Landwirtschaft) fehlen.

Risiken: Wie gefährlich ist Fracking wirklich?

Die Meinungen über die tatsächliche Gefahr von Fracking gehen weit auseinander. Befürworter:innen argumentieren, dass Fracking unter Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt hat.

Andererseits fanden verschiedene Studien heraus, dass sich Fracking durchaus negativ auf die Trinkwasser- und Luftqualität auswirkt. Menschen, die unweit einer Fracking-Stelle leben, haben laut wissenschaftlicher Untersuchungen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leukämie, Asthma und Fehlgeburten.

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Wie umweltschädlich ist Fracking?

Die möglichen negativen Umweltauswirkungen von Fracking reichen von einer Grundwasserverunreinigung über Luftverschmutzung bis hin zu Erdstößen. Zu den direkten Schäden für die Umwelt zählen außerdem der durch Fracking verursachte Lärm, die Inanspruchnahme großer Flächen und die mögliche Kontaminierung von landwirtschaftlich genutzten Böden.

Ein Gutachten zu den Umweltauswirkungen von Fracking kam zu dem Ergebnis, dass selbst eine Optimierung aktueller Fracking-Methoden (z.B. durch den Verzicht auf Chemikalien) noch immer ein Gefahrenpotenzial für die Umwelt birgt.

Welche Vorteile hat Fracking?

Fracking steht primär wegen seiner potenziell negativen Auswirkungen in der Kritik. Dennoch hat das Verfahren einige Vorteile:

  • Durch Fracking lassen sich zusätzliche Energiequellen (Erdgas und Erdöl) gewinnen, die sonst nicht zur Verfügung stehen würden.

  • Erdgas ist im Vergleich zur Kohle eine sauberere Alternative, um den steigenden Energiebedarf in Österreich zu decken.

  • Fracking verringert die Abhängigkeit von unkonventionellen Erdgas-Importen und ermöglicht einen Wertschöpfungsprozess, der im Inland verbleibt.

  • Unter den richtigen Rahmenbedingungen lassen sich durch Fracking mögliche Umweltschäden minimieren.

Ist Fracking in Österreich erlaubt?

Offiziell ist Fracking in Österreich nicht per Gesetz verboten und somit erlaubt. Bislang sprach sich die Politik jedoch für ein Verbot der umstrittenen Methode zur Erdgasgewinnung in Österreich und der EU aus. Aufgrund des aktuellen Gasmangels in Europa findet Fracking in Österreich aber wieder mehr Befürworter:innen.

Wird Fracking in Österreich betrieben?

Aktuell wird kein Fracking in Österreich betrieben. Im Jahr 2012 wollte die OMV in einem ambitionierten Projekt damit beginnen, im Weinviertel Erdgas mit einem optimierten Fracking-Verfahren zu fördern. Das Vorhaben ist aufgrund massiver gesellschaftlicher Widerstände und eines fehlenden politischen Rückhalts aber wieder eingestellt worden. Seitdem gab es in Österreich keine neuen Fracking-Versuche mehr.

Wie viel Gas könnte man mittels Frackings in Österreich gewinnen und wo?

Das sich nördlich von Wien befindende Weinviertel gilt als die Region mit den größten Gas- und Erdölvorkommen in Österreich. Nach einer Probebohrung im Jahr 2012 ging die OMV davon aus, dass die Erdgasvorkommen im Weinviertel ganz Österreich für bis zu 30 Jahre mit Energie versorgen könnten. Aufgrund fehlender Messungen wurde die Höhe der Vorkommen aber nur geschätzt. Forscher:innen der Universität Leoben haben jedoch in einer aktuelleren Studie herausgefunden, dass die Vorkommen deutlich geringer sind als bislang angenommen.

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Erdöl- und Erdgas-Vorkommen in Österreich

© Geologische Bundesanstalt.

In welchen Ländern ist Fracking erlaubt?

Während Fracking in vielen Mitgliedsstaaten der EU umfänglich verboten ist, gibt es einige Länder, die das Verfahren erlauben. Hierzu zählen vor allem die USA, Kanada, Brasilien, Argentinien und China. Allerdings gibt es selbst in Ländern, die Fracking erlauben, starke regionale Unterschiede. So wurde selbst in den USA Fracking bereits in einigen Bundesstaaten verboten (z.B. in Oregon, Maryland und Vermont).

Könnte Fracking Europa zu einer Gas-Unabhängigkeit verhelfen?

Gerade in Zeiten der Energieknappheit sorgt das Thema Fracking in Europa wieder für Brisanz. Sowohl in Österreich als auch in anderen EU-Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Polen nimmt die Debatte über ein mögliches Umdenken bei der Energiegewinnung erneut Fahrt auf.

Obwohl die Schiefergasvorkommen in einigen Regionen Europas die Unabhängigkeit von außereuropäischen Gasimporten durchaus verringern könnte, verhindert bislang die Gesetzgebung vieler EU-Mitgliedstaaten Fracking für die Erdgas-Gewinnung zu nutzen. Es bleibt daher abzuwarten, ob sich eher die Gegner:innen oder die Befürworter:innen des Frackings in Europa langfristig durchsetzen werden.

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