Bruno Kreiskys
Sekretärin erinnert sich

Kreiskys Lieblingsbuch war Robert Musils Jahrhundertroman "Der Mann ohne Eigenschaften". Für Margit Schmidt, engste Mitarbeiterin des Politikers, war Kreisky genau das Gegenteil.

von Politiker - Bruno Kreiskys
Sekretärin erinnert sich © Bild: imago images / Sven Simon

"Ich habe bis zu seinem Tod für ihn gearbeitet." Margit Schmidt war die persönliche Sekretärin des ehemaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky. 1966 arbeitete sie im Vorzimmer des damaligen Außenministers Kreisky, ein Jahr später wurde Kreisky Bundesparteivorsitzender der SPÖ. Schmidt folgte ihrem Chef. Von 1970 bis 1983 ging es zurück ins Bundeskanzleramt.

"Als Kreisky 1983 aus Gesundheitsgründen als Bundeskanzler aufgehört hat, habe ich mich verpflichtet gefühlt, ihn weiterhin zu unterstützen. Er wurde ja nicht gleich Privatmann, sondern hat noch eine europäische Kommission für Beschäftigungsfragen präsidiert, die einen Bericht an die EU und an die OECD geliefert hat", so Schmidt.

Für das Buch "Kult-Kanzler Kreisky – Mensch und Mythos"* interviewte der Journalist Christoph Kotanko die "gute Seele" Kreiskys. Was war Kreisky für ein Politiker? Was war er für ein Mensch?

Die mit Sternchen (*) gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn Sie auf einen Affiliate-Link klicken und über diesen Link einkaufen, bekommen wir von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine Provision. Für Sie verändert sich der Preis nicht.

Für seine engste Vertraute war er "ein Mann mit Eigenschaften. Er hatte Kreativität, Gestaltungswillen, Charisma, Leadership-Qualität, Humor." Doch was Schmidt am meisten an ihrem Chef beeindruckte, war "seine Menschlichkeit, sein soziales Engagement, die Art, wie er mit Menschen umgegangen ist". Kreisky interessierte sich für die Menschen, so seine Weggefährtin. Der Sozialdemokrat habe sich nicht nur mit den großen Fragen beschäftigt, sondern sich auch um die kleinen Dinge gekümmert, erinnert sich Schmidt. Das brachte ihm in Österreich und international große Wertschätzung ein.

»Eine Unterscheidung zwischen Dienstzeit und Freizeit hat er für sich nicht gemacht«

Eine Arbeitsweise, die auch viel Zeit in Anspruch nahm – "Eine Unterscheidung zwischen Dienstzeit und Freizeit hat er für sich nicht gemacht. Er war sozusagen immer im Dienst", so Schmidt. Als Druck habe sie das nie empfunden, auch ihre Kollegen nicht. "Wir waren jung, motiviert und politisch interessiert."

Was war Kreisky für ein Politiker?

Dieses Interesse an den Menschen, den Austausch, den müsse man "in sich haben", meint Schmidt. "So etwas kann ein Politiker nicht lernen." Kreisky habe das Gespräch mit den Menschen gesucht, er schätzte den Austausch. "Er wollte einfach wissen, was die Leute um ihn herum denken – oder auch andere. Diese Gespräche sind dann schon in seine Gedanken eingeflossen und haben ihn vielleicht in die eine oder andere Richtung gebracht."

Jeder kannte die Telefonnummer des Kanzlers. Ins Büro kam Kreisky immer mit Zetteln, auf denen er sich Namen und Wünsche notiert hatte, die seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dann zu bearbeiten hatten.

Auf die Frage Kotankos, ob Schmidt ihren Chef je ratlos oder verzweifelt erlebt hätte, sagt Schmidt: "Verzweifelt schon. Ratlos? Sicher hat er oft auch Zeit gebraucht, um die Dinge einzuordnen oder zu klären. Verzweifelt war er immer, wenn Menschen in Gefahr waren. Seine Maxime war, eine Lösung zu finden, bei der keine Menschen zu Schaden kommen."

Weitere Erinnerungen und Anekdoten rund um Bundeskanzler Bruno Kreisky können Sie im Buch "Kult-Kanzler Kreisky – Mensch und Mythos" lesen.

Kommentare