Wie rassistisch ist der
geschminkte "Mohr"?

Sternsingen: Gelbe Schminke für Asien und Schwarze für Afrika. Wo Rassismus beginnt

Bald ist der Feiertag Heilige drei Könige und die Sternsinger ziehen bereits durch die Straßen, um Spenden zu sammeln. Die Kinder sind entsprechend ihrer Rollen gekleidet: königliches Gewand, eleganter Kopfschmuck und Farbe im Gesicht. Gelb für Asien, Schwarz für Afrika. Ist das eine Würdigung des Brauchtums oder schon Rassismus?

von Brauchtum - Wie rassistisch ist der
geschminkte "Mohr"? © Bild: Katholische Jungschar Österreich

Die Thematik ist nicht neu. Vor wenigen Wochen sorgte der Zwarte Piet als dunkelhäutiger Helfer des Nikolaus bei öffentlichen Auftritten in den Niederlanden für Aufruhr. Jedes Jahr melden sich Kritiker zu Wort, die schwarze Schminke mit roten Lippen als rassistisches Überbleibsel der Sklavenzeit sehen. Auch Markus Lanz musste sich bei in der TV-Sendung „Wetten das..?“ dem Vorwurf des Blackfacing stellen, als er seine Zuschauer aufforderte sich „schwarz geschminkt“ mit „Schuhcreme oder Kohle“ in Jim Knopf den Lokomotivführer zu verwandeln. Geschichtlich betrachtet steht das Schminken von heller Haut mit dunkler Farbe in einer schwierigen Tradition. In den USA wird der Begriff Blackfacing verwendet, der in den Minstrel Shows des 19. Jahrhunderts seinen Ursprung hat. Hier verkleideten sich weiße Schauspieler als Dunkelhäutige, um sich in stereotyper Darstellung über sie lustig zu machen.

Rassismus ist kein Thema

Wenn in den nächsten Tagen Sternsinger der katholischen Kirche durch die Straßen des Landes ziehen, dann werden auch hier zu lande wieder geschminkte Gesichter zu sehen sein. Die drei Könige sollen der Tradition nach aus Europa, Asien und Afrika kommen und werden gerne mit gelber und vor allem schwarzer Farbe geschminkt. Ist diese Darstellung rassistisch? „Eigentlich passiert es nicht, dass wir auf das Schminken angesprochen werden“, so Christian Herret, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Dreikönigsaktion zuständig ist. Weder Intern noch Extern werde das Schminken in Frage gestellt: „Es ist ein Brauchtum“. Für ihn hat das Schminken der Kinder nichts mit Rassismus zu tun, sondern sei im Gegenteil ein Symbol der Solidarität: „Es ist ein Zeichen, das alle Menschen eingeladen sind, Jesus zu folgen, unabhängig von ihrer Hautfarbe“. Mittlerweile seien häufig Sternsinger in Gruppen unterwegs, von denen niemand geschminkt ist. „Dies hat meistens pragmatische Gründe“, erläutert Herret. Die Kinder wollen nicht geschminkt werden weil es juckt, die Kleidung ist so leichter sauber zu halten und gerade bei Besuchen von Prominenten möchten die Kinder auf den Fotos gerne erkannt werden. Der Verzicht auf Schminke, weil diese Hautfarben stereotypisierend darstellt, sei praktisch kein Thema.

© Katholische Jungschar Österreich

Gelb für Asien, schwarz für Afrika - und weiß?

Auf der Website der Dreikönigsaktion gibt es zahlreiche Fotos von Sternsingern mit und ohne Schminke. Einige Kinder sind mit gelber Farbe geschminkt und stellen Balthasar aus Indien dar, als Vertreter des Orients. Viele Kinder haben schwarze Schminke im Gesicht und Vertreten Caspar, den Äthiopier als Repräsentant Afrikas. Die meisten Kinder bleiben bei ihrer natürlichen Hautfarbe. Ein dunkelhäutiges Kind, das weiß geschminkt ist, findet man allerdings nicht. Melchior, als Vertreter Europas, scheint keine Verkleidung zu sein.

© Wikimedia/Jose Luiz Bernardes Ribeiro Bildunterschrift: Darstellung der Heiligen drei Könige in der Kirche Sant’Apollinare Nuovo im italienischen Ravenna

„Es gab sicherlich auch mal ein Kind, das sich weiß geschminkt hat“, rückt Herret den Eindruck der Website zurecht, „grundsätzlich finden wir es natürlich wunderbar, wenn Kinder mit unterschiedlichem Hintergrund am Sternsingen teilnehmen“. Die Einteilung der Könige variiert je nach Erzählung und so ist auch manchmal Melchior aus Afrika und Caspar aus Europa. Dies liegt daran, dass die Namen erst ab dem 6. Jahrhundert gebräuchlich waren. Im Matthäusevangelium hieß es zuvor, dass „Magiern aus dem Osten“, dem Stern folgten, um dem neu geborenen „König der Juden“ zu huldigen. Aus diesen Magiern wurden im 10. Jahrhundert dann Könige und im 12. Jahrhundert Heilige. Diese verkörperten ursprünglich als weißbärtiger Greis, schwarzbärtiger Mann und bartloser Jüngling, die drei Lebensalter. Erst in der Renaissance kam die Interpretation hinzu, dass die drei Könige aus den - damals bekannten - Erdteilen Europa, Afrika und Asien stammten. Zu dieser Zeit begannen die ersten Eroberungszüge von Europäern in fernen Kontinenten. Eine Begeisterung für das Exotische schwingt zu dieser Zeit genauso mit, wie eine verachtende Haltung gegenüber des Fremden und das Ausnutzen jener Menschen als Sklaven.

Tradition im Wandel

Die heutige Verkleidung der Sternsinger hat wenig mit der biblischen Erzählung zu tun, sondern ist eine christliche Tradition, die sich über viele Jahre hinweg verändert hat. Heute entscheiden die Pfarren oder die Kinder selbst, wie sie diese Tradition weiter führen.

In der offiziellen Position der Dreikönigsaktion zeigt man durchaus Bewusstsein für den Spagat zwischen Brauchtum und einer zeitgemäßen Darstellung von Menschen mit verschiedenen Hautfarben. Denn schließlich, so heißt es, gebe es auch in Österreich Dunkelhäutige, die hier geboren sind und nicht den Kontinent Afrika repräsentieren: "„Du bist schwarz, du kommst aus Afrika“, ist ein Klischee, das es in einer globalisierten Welt aufzubrechen gilt".