Anwalt & Anwältin als Beruf: Jobchancen, Gehalt, Ausbildung & Tätigkeitsfelder

Anwält:innen sind nicht nur in eigenen Kanzleien tätig und vertreten die Interessen Ihrer Mandant:innen vor Gericht. Juristische Expertise wird in immer mehr gesellschaftlichen Bereichen wichtig, weswegen die Jobaussichten und das Gehalt von Anwält:innen sehr attraktiv sind.

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Anwalt © Bild: Elke Mayr

Inhaltsverzeichnis:

Was macht ein/e Anwalt/Anwältin?

Hauptsächlich sind Rechtsanwält:innen in der Vertretung vor Gerichten und Behörden und in der Rechtsberatung tätig. Beraten werden dabei Unternehmen, juristische Personen, Vereine, Gesellschaften und Privatpersonen. Die Anliegen und Ansprüche der Klient:innen werden gegenüber anderen Behörden, Gerichten und Einzelpersonen in allen Rechtsangelegenheiten vertreten. In der Regel sind Rechtsanwält:innen auf ein bestimmtes Rechtsgebiet spezialisiert. Rechtsanwältinnen vertreten sowohl Angeklagte als auch Klägerinnen.

Rechtsanwält:innen unterstützen durch Beratung ihre Mandant:innen bei der Klärung von offenen Rechtsfragen. Ein solcher Beratungsbedarf entsteht bei Themen wie Abwicklung von Geschäftsfällen, bei Abschlüssen von Verträgen und Klärung von offenen Rechtsfragen. Dabei begutachten und bewerten Rechtsanwältinnen Vertragsentwürfe und -verfassungen und prüfen, ob diese Juristische Mängel oder Schwachstellen aufweisen. Das kann bei Schenkungs-, Dienst-, Miet- und Pachtverträgen relevant sein.

Privatpersonen werden von Rechtsanwältinnen beraten und juristisch vertreten. Dabei befragen sie Zeug:innen, bereiten Verteidigungserklärungen vor und kontrollieren die Beweismittel. Diese Tätigkeiten finden in folgenden Bereichen statt:

  • Mietrecht
  • Arbeitsrecht
  • Sozialrecht
  • Konsumentenrecht
  • Familienrecht
  • Strafrecht

Anwältinnen sind aber auch in der Unternehmensberatung und in der Vermögensverwaltung tätig. Dabei beraten Anwält:innen in diesem Bereich ihre Klient:innen bei der Verwaltung von Grund- und Hauseigentum bei Firmengründungen und informieren über Gesellschaftsrechte. Ein weiterer Tätigkeitsbereich ist das Führen von Archiven, Datenbanken, Protokollen, Kundenkarteien und Gerichtsakten. Die Tätigkeiten von Anwält:innen unterliegen der Schweigepflicht, um die Interessen Ihrer Mandant:innen und Klient:innen zu wahren und dürfen nur eine Partei in einem Rechtsstreit vertreten. Anwält:innen gehören zu den freien Berufen und unterliegen damit nicht der Gewerbeordnung. Die Tätigkeit muss jedoch der Sozialversicherung und dem Finanzamt gemeldet werden.

Anforderungen: Passt der Beruf Anwalt/ Anwältin zu mir?

Um in diesem Beruf zu arbeiten, muss eine ausgeprägte Lösungsorientiertheit und Problemlösungsfähigkeit vorhanden sein. Anwält:innen arbeiten oft unter einem massiven Druck, weswegen die psychische Belastbarkeit und die Konfliktfähigkeit hoch sein müssen. Selbstständiges Arbeiten und Verantwortungsbewusstsein sind ebenso Eigenschaften, die man in diesem Beruf haben muss. Wichtig sind auch Kommunikationsstärke, Durchsetzungsvermögen und Überzeugungsfähigkeit. Auch das Logisch-Analytische Denken muss stark ausgeprägt sein. Logisch-analytisches Denken muss stark ausgeprägt sein, weil von Anwält:innen klare und schlüssige Argumentationen gefordert werden.

Anwalt/Anwältin: Einsatzbereiche

Es gibt viele Einsatzbereiche. Anwält:innen können sich selbstständig machen und eine Kanzlei gründen. Alternativ dazu können Sie in einem Angestelltenverhältnis bei folgenden Institutionen, Einrichtungen und Unternehmen arbeiten:

  • Unternehmen mit eigenen Rechtsabteilungen
  • Rechtsanwaltskanzleien
  • Ministerien
  • Unternehmen in der Steuerberatung
  • Öffentliche Ämter
  • Banken
  • Wirtschaftsgesellschaften
  • Versicherungen
  • Unternehmen in der Steuerberatung

Ausbildung

Im Rahmen der Rechtsanwaltsordnung ist das Berufsbild der Anwält:innen gesetzlich geregelt. Um in diesem Beruf tätig sein zu können, muss eine mehrstufige Ausbildung in Praxis und Theorie absolvieren.

Eine Grundvoraussetzung in diesem Beruf ist ein abgeschlossenes Diplom- oder Masterstudium im Fachgebiet Rechtswissenschaften. In dem Studium werden unter anderem folgende Themenbereiche vermittelt:

  • Allgemeines Recht
  • Zivilrecht
  • Steuerrecht
  • Schenkungs- und Erbrecht
  • Politikwissenschaften

Um das Studium der Rechtswissenschaften aufnehmen zu können, muss eine Hochschulreife vorgewiesen werden. Die Hochschulreife kann durch eine abgeschlossene Matura, eine Berufsreifeprüfung oder eine Studienberechtigungsprüfung erlangt werden.

Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Studium der Rechtswissenschaften ist eine fünfjährige rechtsberufliche Tätigkeit erforderlich. Mindestens sieben Monate müssen davon bei einer sogenannten "Gerichtspraxis" abgeleistet werden und mindestens drei Jahre als Rechtsanwaltsanwärter:in bei einer Anwält:in in Österreich absolviert werden. Nach der rechtsberuflichen Tätigkeit müssen Ausbildungsveranstaltungen von mindestens 42 Halbtagen zu verschiedenen Themenbereichen absolviert werden, die von der Rechtsanwaltskammer verbindlich vorgeschrieben werden. Im Anschluss muss eine Rechtsprüfung absolviert werden. Wird diese erfolgreich bestanden, erfolgt eine Eintragung die Liste der Anwält:innen.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Acht bis zehn Semester dauert es, um in Rechtswissenschaften einen Master zu erlangen. Anschließend muss eine fünfjährige rechtsberufliche Tätigkeit erfolgen, woraufhin bestimmte Ausbildungsveranstaltungen absolviert werden müssen. Das bedeutet, dass die Ausbildung zur Anwält:in neun bis zehn Jahre dauert.

Wo kann man in Österreich die Ausbildung absolvieren?

An folgenden Universitäten kann Rechtswissenschaften studiert werden:

Weiterbildung

Es gibt eine Reihe von Weiterbildungs- und Fortbildungsangeboten für Anwältinnen. Diese werden z. B. in Form von Universitätslehrgängen bzw. postgradualen Ausbildungen angeboten. Angebote bestehen zu den folgenden Bereichen:

  • Europäisches Steuerrecht
  • Kapitalmarkt- und Bankrecht
  • Informationsrecht
  • Medienrecht
  • BWL
  • Rechnungswesen
  • Versicherungsrecht

Die Anwaltsakademie bietet ebenfalls Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu den Themenbereichen Liegenschaften, Gesellschaftsrecht, IP-Recht, Strafverfahren, Umgründungsrecht, Vergaberecht und Strafverfahren.

Auch das Bundesministerium für Justiz in Österreich bietet Weiter- und Fortbildungen in Form von Seminaren und Lehrgängen an. Die Angebote beziehen sich auf Themenbereiche wie Zivilprozessrecht, Jugendstrafrecht, Familienrecht, Unterhaltsrecht und Datenschutzrecht.

Weiterbildungsmöglichkeiten zu Bereichen wie Verwaltungsrecht, Medienrecht, Beihilferecht, Lizenzrecht, Bürgerliches Recht, Urheberrecht und Verlassenschaftsverfahren werden von der ARS Akademie angeboten.

Gehalt Anwalt/ Anwältin

Wie viel verdient man als Anwält:in in Österreich? Die Gehälter von Anwält:innen werden von vielen Faktoren wie Berufserfahrung, Bundesland und Unternehmensgröße bestimmt. Anwält:innen in einer Vollzeit-Anstellung verdienen normalerweise zwischen 2.500 und 4.300 Euro brutto. Auf selbstständiger Basis und mit einer eigenen Kanzlei kann das Einkommen davon stark abweichen und um ein Vielfaches höher liegen.

Jobaussichten im Beruf Anwalt/ Anwältin

In Österreich wird es in den kommenden Jahren zu einer großen Pensionierungswelle in der öffentlichen Verwaltung kommen. Ebenso geht man davon aus, dass es im Bereich der Justiz zu einer großen Personal- und Budgetaufstockung. Der Bedarf an Anwält:innen wird dadurch höchstwahrscheinlich steigen.

Das bedeutet, dass mit einer juristischen Ausbildung sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt bestehen. Die Rechtswissenschaft erfährt eine stetige Entwicklung und wird in immer mehr Bereichen eingesetzt und gefragt. Nicht nur in Kanzleien, sondern auch in den unterschiedlichsten Verbänden, Einrichtungen und Institutionen werden Anwält:innen immer stärker nachgefragt. Die rechtlichen Grundlagen werden in vielen Bereichen immer komplexer, wodurch ebenfalls eine Nachfrage entsteht. Außerdem muss man davon ausgehen, dass die Digitalisierung, gesellschaftliche Entwicklungen und internationale Beziehungen sich immer weiter verändern werden und hieraus eine zusätzliche Nachfrage entsteht und viele Jobs für Anwält:innen schafft.