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„Trendwende“ am Immobilienmarkt – Mietmarkt bleibt aber weiter unter Druck

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©Unsplash / Jakub Zerdzicki

Immobilienpreise im ersten Halbjahr laut Raiffeisen Research erstmals wieder gestiegen.

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In den heimischen Immobilienmarkt kommt Bewegung. "Es werden wieder mehr Kredite vergeben, es werden wieder mehr Immobilien verkauft", erklärte Raiffeisen-Research-Ökonom Matthias Reith am Dienstag in Wien und sprach von einer "Trendwende". Wohneigentum sei im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren wieder leistbarer geworden; so leistbar wie in Zeiten der rekordniedrigen Zinsen werde es aber in absehbarer Zeit nicht. Der Mietmarkt bleibe jedenfalls unter Druck.

Wohnimmobilien so erschwinglich wie 2018

Seit Mitte 2022 ist die Erschwinglichkeit laut Raiffeisen Research um 27 Prozent gestiegen, Wohnimmobilien sind damit so leistbar wie zuletzt Anfang 2018. "Die Eiszeit auf dem österreichischen Immobilienmarkt ist vorbei", zeigte sich Reith überzeugt. Im ersten Halbjahr wurden die Immobilien allerdings auch erstmals wieder teurer – gegenüber Ende 2024 stiegen die Preise um 0,3 Prozent.

"Gestiegene Einkommen und einbrechende Fertigstellungszahlen bei wachsender Bevölkerung sprechen für steigende Preise", hieß es weiter. Allerdings würden absehbar kaum mehr sinkende Zinsen verhindern, "dass die Bäume in den Himmel wachsen". Reith sprach von einem "Jahr der Trendwende". Für 2025 rechnet Reith mit einem durchschnittlichen Wohnimmobilienpreisanstieg von 0,5 Prozent, für 2026 dann mit einem Plus von 2,5 Prozent.

Mietmarkt als "großer Gewinner"

Die Rückkehr hoher Zinsen samt strengeren Regeln für die Kreditvergabe – Stichwort: KIM-Verordnung – machten laut Reith vielen potenziellen Immobilienkäufern in den vergangenen Jahren "einen Strich durch die Rechnung". Gepaart mit dem Bevölkerungswachstum hatte dies jedoch entsprechende Auswirkungen auf den Immobilienmarkt: "Der Traum vom Eigenheim wird seit Herbst 2022 länger in der Mietwohnung geträumt", so der Experte. Im zweiten Quartal 2025 wohnten demnach 6.000 Haushalte weniger im Eigentum als im dritten Quartal 2022 - ein Minus von 0,3 Prozent.

"Der große Gewinner war der Mietmarkt", resümierte Reith. Gleichzeitig verwies er auf steigende Mieten – insbesondere in Bezirken mit hoher Bevölkerungsdichte und Nachfrage. Eingriffe in den Mietmarkt würden laut dem Ökonomen nur Symptome bekämpfen. "Das eigentliche Problem ist die Knappheit an Wohnraum", betonte Reith, "und die werde durch Eingriffe in den Mietmarkt nicht verringert, sondern ganz im Gegenteil noch erhöht". Das Angebot der Mietwohnungen am Markt würde in der Folge sinken.

Außerdem erklärte Reith, dass die Mieten in den vergangenen 20 Jahren zwar deutlich gestiegen seien, Einkommen allerdings auch. In Relation zu den Löhnen seien Mieten nur um 0,3 Prozent teurer geworden, betonte er.

Eine "zarte Pflanze"

Dass die vergangenen Jahre am Immobilienmarkt sehr schwierig waren, kann Hans-Christian Vallant von der Raiffeisen Bausparkasse nur bestätigen. Er berichtete von Einbrüchen bei der Finanzierungsleistung von über 60 Prozent. Aber: "Der Markt kommt zurück", betonte Vallant. In den ersten drei Quartalen 2025 habe es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Steigerungsraten in den Nettodaten von weit über 50 Prozent gegeben. Es ist allerdings noch immer eine "zarte Pflanze, die da wächst, wir sind noch immer weit entfernt von Normaljahren", räumte er ein.

Außerdem hätte sich der "Verwendungszweck" in den vergangenen Jahren verschoben, sagte Vallant: "Früher war es der Neubau, heute der Kauf von Bestand und Renovierungen." Der Anteil des Neubaus bei der Vergabe von Neukrediten beträgt nur mehr 12 Prozent. Aufgrund der Zurückhaltung privater Investoren und des öffentlichen Sparkurses sieht Vallant die Zukunft zudem im gemeinnützigen Wohnbau.

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