v.l.n.r: Vizekanzler und Wohnminister Andreas Babler, Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál, Innovationsminister Peter Hanke
©Stadt Wien/Martin VotavaDas Pilotprojekt in der Arenberggasse 4 in Wien-Landstraße demonstriert, wie serielle Sanierung große Wohnbauten binnen weniger Tage effizient und nachhaltig modernisiert. Ziel ist es, Bestandsgebäude rasch auf einen hohen energetischen Standard zu bringen und Energiekosten deutlich zu senken, ohne den laufenden Betrieb und die Wohnqualität einzuschränken.
Minimalinvasive Sanierung: Wie funktioniert das RENVELOPE-System?
Die Methode der seriellen Sanierung basiert auf vorgefertigten Fassadenmodulen mit integriertem Heiz- und Kühlsystem, die im Werk produziert und vor Ort wie ein großes Puzzle montiert werden. Durch den hohen Vorfertigungsgrad lässt sich die Modernisierung eines Wohnhauses wie in der Arenberggasse innerhalb von acht Tagen realisieren; Schmutz, Lärm oder ein Auszug der Bewohner entfallen völlig.
Diese modularen Vorhangfassaden vereinen tragende Strukturen, Dämmung, Fenster sowie gebäudetechnische Komponenten wie Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Lüftungssysteme. Das modulare Prinzip sorgt für Anpassungsfähigkeit auf unterschiedliche Gebäudestrukturen und Anforderungen, während eine zentrale Steuerung die Energieversorgung optimiert.
Der Einsatz einer zentralen Sole-Wasser-Wärmepumpe sowie Luft-Wasser-Wärmepumpen, gespeist von Erdsonden und einer Photovoltaikanlage, entkoppelt die zukünftigen Energiekosten der Bewohner von den Preisschwankungen am Energiemarkt. Nach der Sanierung werden die Wohnungen über die neue Fassade beheizt und im Sommer moderat gekühlt.
Vorteile der seriellen Sanierung für Gebäude und Bewohner
Die RENVELOPE-Methode bietet im Vergleich zu konventioneller Sanierung entscheidende Mehrwerte:
Schnelle, minimalinvasive Umsetzung: Sanierung in wenigen Tagen ohne Umsiedlung, Schmutz, Lärm oder Baustellenmüll.
Hohe Energieeffizienz: Reduktion des Heizwärmebedarfs um bis zu 80 Prozent; Energiekosten werden berechenbar und leistbar.
Klimaschutz: Jährliche Einsparung von rund 100 Tonnen CO₂ durch Verzicht auf fossiles Gas und Nutzung erneuerbarer Energien.
Ökonomischer und volkswirtschaftlicher Nutzen: Wertschöpfung bleibt in der Region, Sanierung schafft und sichert lokale Arbeitsplätze; Bestandsgebäude werden zukunftssicher und attraktiv gehalten.
Hoher Wohnkomfort: Gleichmäßige Beheizung und sommerliche Kühlung, geringe Vorlauftemperaturen sorgen für angenehmes Raumklima.
Flexible Skalierbarkeit: Lösung eignet sich besonders für großvolumige Gebäude mit klaren Fassadenstrukturen und ist auf verschiedene Gebäudetypen übertragbar; laut Potenzialstudie sind in Österreich rund 71.500 Gebäude technisch-ökologisch geeignet, davon 10.000 sofort wirtschaftlich umsetzbar.
Ein zusätzlicher Mehrwert ist, dass die Technik den Lebenszyklus eines Gebäudes verlängert und zugleich die Anforderungen an die Digitalisierung und Standardisierung im Bauwesen erfüllt.
Politische und gesellschaftliche Bedeutung
"Die Projekterfahrung zeigt: Gebäudeerneuerung wird zum Schlüssel für die Klimaziele und die Leistbarkeit von Wohnraum. Minister Andreas Babler hebt hervor, wie sehr die serielle Sanierung zur Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern beiträgt und den Bewohnern finanzielle Sicherheit verschafft", so Minister Peter Hanke.
Die Stadt Wien sieht durch großvolumige Gebäudesanierung die Chance, das Modell der leistbaren, nachhaltigen Wohnqualität weiter auszubauen und gleichzeitig Impulse für den gesamten Sektor zu setzen.


sehen (v.l.n.r.): DI Christoph Brunner (GF AEE – Institut für Nachhaltige Technologien), Bernd Vogl (GF Klima- und Energiefonds), Daniela Huber (Sozialbau AG), Vizekanzler und Wohnminister Andreas Babler, Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál, Innovations- und Infrastrukturminister Peter Hanke sowie Cornelia Ninaus, Projektleitung RENVELOPE, AEE
© BMIMI Tobias Holzer„Höchste Wohnqualität, leistbare Mieten und führende Innovationskraft – dafür ist das Wiener Wohnbaumodell weit über die Grenzen Österreichs als Vorbild bekannt. Mit 220.000 Gemeindewohnungen und zusätzlichen 200.000 geförderten Wohnungen trägt die Stadt für das zu Hause von rund 2/3 der Wiener*innen Sorge. Das sind enorme Zahlen, die sich durch die laufenden Neubauprogramme ständig vergrößern", erklärt Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.
Herausforderungen und Ausblick
Ein wesentlicher Faktor für die breite Umsetzung bleibt die Beseitigung technischer und rechtlicher Hürden, etwa durch mehr Automatisierung, digitale Standards und gezielte Förderungen. Das Forschungsprojekt RENVELOPE erprobt die Methode an drei Gebäuden – nach der Arenberggasse in Wien folgt ein Studentenwohnheim in Graz – und begleitet deren energetische Leistung mit Messtechnik. Ziel ist, die Erkenntnisse für die Skalierung und Markteinführung zu nutzen und die serielle Sanierung als Standardlösung für den Gebäudebestand in Österreich zu etablieren.
Bereits jetzt wurden weitere Projekte nach dem RENVELOPE-Prinzip geplant und erfolgreich umgesetzt, was das hohe Multiplikationspotenzial dieser Technologie für Klimaschutz und Bauwirtschaft unterstreicht.






