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Kohlenstoffneutrale Mobilität: Vielfalt als Schlüssel zur Verkehrswende

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©Daniel Mikkelsen

Beim IFWK-Dialog in Wien diskutierten Expert:innen aus Industrie, Wissenschaft und Medien über realistische Wege aus der Abhängigkeit von fossilen Antrieben

Die Herausforderungen einer klimafreundlichen Mobilität standen im Zentrum einer Veranstaltung des Internationalen Forums für Wirtschaftskommunikation (IFWK), das im Vorfeld des 46. Internationalen Wiener Motorensymposiums im Österreichischen Journalisten Club zum Austausch lud. Im Fokus: die Praxistauglichkeit nicht-fossiler Antriebssysteme und die Frage, ob Europa für die anstehende Mobilitätswende gut aufgestellt ist.

Technologieoffenheit statt Einzellösungen

Für den langjährigen Motorenforscher und TU-Professor Bernhard Geringer steht fest: „Es braucht nicht nur eine, sondern alle technisch möglichen Lösungen.“ Der Wandel hin zur kohlenstoffneutralen Mobilität könne nur gelingen, wenn batterieelektrische Antriebe, Wasserstofftechnologien, synthetische Kraftstoffe und alternative Konzepte gemeinsam gedacht würden. Geringer kritisierte, dass Europa die Entwicklung der Lithium-Ionen-Batterietechnik und deren Relevanz für den Durchbruch der Elektromobilität lange unterschätzt habe.

Industrie fordert Planungssicherheit

Ähnlich argumentierte Markus Schermann, Geschäftsführer der BRP-Rotax Vienna GmbH, einem Anbieter von Antriebssystemen für Sportflugzeuge und Powersportgeräte: Sein Unternehmen sei auf alle Technologien vorbereitet – ob E-Mobilität, Brennstoffzellen oder synthetische Kraftstoffe. Wichtig sei vor allem eines: klare gesetzliche Vorgaben, um langfristig planen zu können. „Veränderung ist keine Bedrohung, sondern eine Chance – aber sie braucht Verlässlichkeit“, so Schermann.

Konkrete Umsetzung in der Logistik

Im Nutzfahrzeugsektor hat sich Christoph Bichler, CEO von MOPRO+CO Kühllogistik, ehrgeizige Ziele gesetzt: Bereits seit Anfang 2024 werden Lebensmittel in Wien CO₂-neutral ausgeliefert – bald soll das österreichweit geschehen. Bis 2030 soll die gesamte Flotte auf Elektromobilität umgestellt sein. Für die Umsetzung braucht es laut Bichler nicht nur technische Lösungen, sondern auch wirtschaftlichen Mut: „Wir machen das – jetzt.“

HVO-Diesel als sofort verfügbare Option

Auch Werner Eichinger von Energie Direct warb für mehr Offenheit gegenüber HVO-Diesel – einem Kraftstoff auf Basis hydrierter Pflanzenöle, der aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird. Er sei bereits in der Praxis im Einsatz und könne kurzfristig zur CO₂-Reduktion beitragen, werde jedoch politisch bislang kaum beachtet.

Infrastruktur als zentrale Stellschraube

Ohne flächendeckende Ladeinfrastruktur keine flächendeckende Elektromobilität – so der klare Appell von Alexander Decker, Leiter Smart Charging bei VERBUND Energy4Business. Sein Unternehmen biete Komplettlösungen für die Immobilienwirtschaft, Hotellerie, Gastronomie und den Handel. Ziel sei es, die Energie- mit der Mobilitätswende zu verknüpfen – inklusive intelligentem Lastmanagement und Integration erneuerbarer Energien.

Europa: Stärken nutzen, Schwächen angehen

Während Karl Huber von CNH Industrial Europas Vielfalt als Innovationsmotor lobte, wies Motorjournalist Timo Völker (Die Presse) auf strukturelle Herausforderungen hin: Während Länder wie Norwegen bereits 80 bis 90 Prozent E-Anteil bei Neuzulassungen verzeichnen, liege dieser in Teilen Osteuropas noch unter einem Prozent. Einheitliche Regulierungen seien daher nur schwer durchsetzbar.

Transformation als europäische Gemeinschaftsaufgabe

Moderator und IFWK-Vizepräsident Klaus Schmid, früher im Management bei BMW tätig, erinnerte in seinem Schlusswort daran, dass die Antriebswende nicht nur technologisch, sondern auch gesellschaftlich begleitet werden müsse. Der Abend zeigte: Die Mobilitätswende ist machbar – aber nur durch ein Zusammenspiel von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Infrastruktur.

Das kommende Internationale Wiener Motorensymposium am 15. und 16. Mai in der Hofburg wird diese Fragen weiter vertiefen – mit Beiträgen aus allen Bereichen der Mobilität: von Pkw über Nutzfahrzeuge bis zur Schifffahrt und Luftfahrt.

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