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Gewerkschaft und Wirtschaftskammer haben sich nun auf Handelskollektivvertragsverhandlungen ab Anfang November verständigt. Der aktuelle Metaller-Abschluss unter der Inflation und die Beamten-Gehaltseinigung wird von manchen Wirtschaftsvertretern als Vorbild für andere Branchen bemüht. "Wir müssen nicht copy and paste machen", sagte WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik zur APA. Man wolle "in unaufgeregter Weise" verhandeln, um Arbeitsplätze und Betriebe zu erhalten. Der neue GPA-Bundesgeschäftsführer Mario Ferrari und gewerkschaftliche Chefverhandler für den Handels-KV pocht auf "eine entsprechende Abgeltung" der Inflation. "Lohnzurückhaltung ist nicht die Lösung", sagte Ferrari zur APA. Die Teuerung bei Energie, Dienstleistungen, Lebensmittel und Mieten sei für die Arbeitnehmer "schwer stemmbar".
Als freiwillige Interessenvertretung sitzt der Handelsverband nicht am Verhandlungstisch bei den KV-Verhandlungen, ortet aber einen Zusammenhang zu den Lebensmittelpreisen. "Aufgrund der von der SPÖ ausgelösten Billigpreisdebatte bei Lebensmitteln ist der Spielraum für die anstehenden KV-Neuverhandlungen stark begrenzt", so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer Aussendung. "Jede Lohnerhöhung wirkt sich natürlich auf die Preise im Regal aus". Die Arbeitsplatzsicherung müsse "jetzt im Vordergrund stehen", erklärte Willl.
Die Sozialpartner hatten sich im Vorjahr auf eine gestaffelte Gehaltserhöhung für 2026 abhängig von der Inflation geeinigt. Konkret sah die nun hinfällige Vereinbarung für den Handels-KV 2026 folgend aus: Bis zu einer rollierenden Inflation von 2,3 Prozent wären die Gehälter um 0,5 Prozent über der Inflationsrate angehoben worden. Bei einer Jahresinflation von 2,4 und 2,5 Prozent wären 0,4 Prozent aufgeschlagen worden. Bei 2,6 Prozent Teuerung hätte das Plus dann 0,3 Prozent betragen, bei 2,7 Prozent waren nur noch 0,2 Prozent über der Inflation vorgesehen und bei 2,8 Prozent lediglich 0,1 Prozent. Bei 2,9 Prozent Inflation wäre nur die Inflation abgegolten worden. Für einen rollierenden Verbraucherpreisanstieg von drei Prozent oder mehr hatten die Sozialpartner Neuverhandlungen vereinbart.
Der Handel beschäftigt in Österreich rund 450.000 Angestellte und Lehrlinge sowie 120.000 Arbeiterinnen und Arbeiter. Der Wirtschaftsabschwung in den Jahren 2023 und 2024 hat zu rückläufigen Realumsätzen im Handel geführt. Es gab zahlreiche Insolvenzen im Mode-, Schuh- und Möbelhandel, etwa Kika/Leiner. Von April bis Juli konnten die Händler heuer wieder ein reales Erlösplus verzeichnen, im August gab es laut Statistik Austria aber wieder ein reales Umsatzminus. Der Handel steht laut GPA-Bundesgeschäftsführer Ferrari "besser da als ursprünglich prognostiziert". WKÖ-Handelsobmann Trefelik will "eine Lösung" für die angespannte Situation im Handel finden. Für Änderungen im Handels-KV-Rahmenrecht läuft derzeit auch ein Reformprozess der Sozialpartner.