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"Es gibt nicht diesen einen Hebel, den ich umlege, und dann senken sich die Preise, sondern ich muss eben viele Maßnahmen treffen, um die Situation zu verbessern", sagte die BWB-Generaldirektorin. Transparenzmaßnahmen wie zum Beispiel bessere Preisvergleiche könnten bis zu 4 Prozent geringere Preise bewirken, so Harsdorf unter Verweis auf internationale Studien. Zusätzlich müsse man sich aber auch noch andere wettbewerbliche Themen wie die großen Unterschiede im EU-Binnenmarkt bei den Einkaufspreisen ansehen. Auch die Energiepreise insgesamt spielten eine große Rolle in der gesamten Wertschöpfungskette und erhöhten letztlich die Kosten. Aus Sicht der Wettbewerbsbehörde gehe es hier einmal darum, sich die grundsätzliche Marktstruktur anzusehen. Die Energieversorger sind hierzulande stark miteinander verflochten. "Das ist jedenfalls kein Anreiz sich Wettbewerb zu machen."
Für Preisvergleichsplattformen brauche es "einen klaren rechtlichen Rahmen". Privatinitiativen wüssten oft gar nicht, wie man sich die Preise überhaupt holen darf, merkte Harsdorf an. Die Supermärkte hätten vielleicht zum Teil auch nicht diese Echtzeitpreise. "Natürlich bräuchte man dann auch Garantien, damit Qualität und Regionalität entsprechend abgebildet werden kann von diesen privaten Initiativen." Auf Konsumentenseite sei der Wille für so eine Vergleichsplattform vorhanden. "Weniger bürokratisch wird es vielleicht nicht." Weiters müssten die Supermarktketten dann gewissermaßen eine Schnittstelle zu ihren IT-Systemen aufmachen, damit diese Vergleichsplattformen in Echtzeit zugreifen könnten.
Vorschläge zur Stärkung des Wettbewerbs bei den Supermarktketten gab es seitens der BWB bereits vor zwei Jahren. "Wir haben erhebliche Schwachstellen auch im Wettbewerb festgestellt", so Harsdorf. Die Behörde habe eine Reihe von Empfehlungen ausgesprochen, um die Verbraucherinnen und Verbraucher zu stärken - darunter auch die Erhöhung der Transparenz. Einer Befragung zufolge wünschten sich die Konsumentinnen und Konsumenten eigentlich weniger Aktionen, sondern mehr Dauertiefpreise, "aber das ist natürlich nur ein Baustein der Transparenz", so die BWB-Chefin.
Weiters spielten auch die sogenannten territorialen Lieferbeschränkungen in der EU eine Rolle bei den Preisen. Ein österreichischer Händler könne seine Ware vom Konzern "X" nicht billiger - beispielsweise in Deutschland - kaufen, sondern müsse teurer in Österreich kaufen. Ohne diese Beschränkungen, die vor allem die kleinen Mitgliedstaaten wie Österreich, Kroatien, die Slowakei, Tschechien und Luxemburg treffen würden, könnten Lebensmittel in Österreich im Schnitt um 8 Prozent billiger werden, betonte Harsdorf. Dazu gebe es Studien. "Ich sehe da wirklich einen Unterschied, ob ich in einem kleinen oder einem größeren Mitgliedstaat lebe - und das kann es eigentlich nicht sein." Es sei wichtig, das auf EU-Ebene anzugehen, damit es keinen Standortnachteil für einen einzelnen Staat gebe.
Der Handelsobmann in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Rainer Trefelik, weist die Vorwürfe des Sozialministeriums an die Lebensmittelkonzerne, ihre Kundinnen und Kunden bei Rabatten in die Irre zu führen, zurück. Grundsätzlich herrsche in Supermärkten "hohe Transparenz", sagte er am Freitag im Ö1-"Morgenjournal" unter Verweis auf wöchentlich aufliegende Flugblätter und Vergleichsmöglichkeiten. Die Politik versuche, der Lebensmittelbranche die hohe Teuerung in die Schuhe zu schieben, kritisierte er.
BWB-Chefin Natalie Harsdorf am Dienstag, 24. Juni 2025, anl. der PK E-Control, Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) "Abschlussbericht der Taskforce Strom und Gas" in Wien.