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Bitcoin stürzt ab: Jahresgewinne fast vollständig eliminiert

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Bitcoin rutscht erstmals seit sieben Monaten unter 90.000 $ und ist mehr als 28 % vom Rekordhoch entfernt. Fed-Zinsunsicherheit, Gewinnmitnahmen und dünne Orderbücher erhöhen den Druck.

Einordnung

Bitcoin steht wieder im Minus für das Jahr. Sechs Wochen nach dem Rekordhoch von über 126.000 $ ist der Kurs um mehr als 28 % gefallen und erstmals seit sieben Monaten unter 90.000 $ gerutscht. Nach gängiger Wall-Street-Definition befindet sich Bitcoin damit im Bärenmarkt. Laut CoinMarketCap gingen im Absturz mehr als 600 Milliarden $ an Marktbewertung verloren.

Risikoflucht und die Fed als Bremsklotz

Anleger meiden zuletzt riskantere Anlagen wie KI-Aktien und Krypto. Die Unsicherheit, ob die Federal Reserve im kommenden Monat die Zinsen senkt, belastet die Stimmung zusätzlich. „Der Rückgang von Bitcoin ist Teil eines breiteren Wandels in der Risiko-Einstellung“, sagt Haider Rafique, globaler Managing Partner bei der Krypto-Börse OKX. Gerry O’Shea von Hashdex spricht von Verkaufsdruck durch Langfristinvestoren, die nach starken Gewinnen Kasse machen, und verweist auf die unklare Fed-Politik sowie ein fragiles Liquiditätsumfeld.

  • abnehmende Risikoneigung am Markt

  • Unsicherheit über den weiteren Zinspfad der Fed

  • Gewinnmitnahmen langfristiger Bitcoin-Anleger

  • angespannte Liquidität und dünnere Orderbücher nach jüngsten Turbulenzen

Diese Gemengelage macht eine ohnehin volatile Anlageklasse noch anfälliger für kräftige Ausschläge.

Dünne Orderbücher nach dem Flash-Crash

Seit einem Flash-Crash am 10. Oktober, als Präsident Donald Trump den Handelskonflikt mit China neu befeuerte, hat sich Bitcoin nur mühsam erholt. Laut Peter Chung, Leiter von Presto Research, haben sich seither Käufer und Verkäufer teils zurückgezogen, wodurch weniger Aufträge im Orderbuch stehen. Das erhöht die Anfälligkeit für starke Schwankungen. „Sein Abwärtspotenzial ist aufgrund eines krypto-spezifischen Faktors verstärkt, nämlich dass die Orderbücher nach den Liquidationen am 10. Oktober dünner geworden sind, was viele Market Maker geschädigt hat“, so Chung.

Bitcoins Rundreise vorerst

Bis vor wenigen Wochen lief 2025 für Bitcoin vergleichsweise robust. Vor Trumps Wiederwahl im November handelte die Kryptowährung um 69.000 $ und kletterte inmitten hoher Volatilität bis Anfang Oktober auf ein Rekordhoch von über 126.000 $. Bereits Anfang Dezember 2024 hatte Bitcoin erstmals die Marke von 100.000 $ überschritten, getragen von Hoffnungen auf kryptofreundliche Regulierungsschritte der Trump-Administration. Trump unterstützte die Branche, die Aufsicht wurde gelockert und mit dem GENIUS Act entstand ein neuer Rahmen für Stablecoins.

Auch personell gab es Weichenstellungen: Trump berief den Krypto-Befürworter Paul Atkins zum Vorsitzenden der SEC. Zudem treiben neue börsengehandelte Produkte die Verbreitung voran und erleichtern Anlegern den Zugang. Zu Jahresbeginn lag Bitcoin bei etwa 94.000 $ und hat inzwischen einen Großteil seiner Zuwächse wieder abgegeben.

Vergleich mit Aktien und Gold

Andere Anlageklassen zeigen ein gemischtes Bild. Der S&P 500 liegt im Jahresverlauf 13,4 % im Plus, Gold verteuerte sich um 53 %. Tech-Werte stehen ebenfalls unter Druck, doch es kommt zu Dip-Käufen: Nvidia fiel am Freitag zeitweise um 3,36 % und schloss 1,77 % höher; am Montag lag das Tagesminus am Ende bei 1,88 % nach zwischenzeitlich minus 3,08 %. Bitcoin hingegen pendelt um 90.000 $ und zeigt bislang keinen tragfähigen Rebound.

Einige Analysten sehen den Kryptomarkt an einem Wendepunkt, weil positive Katalysatoren bereits eingepreist seien und die Unsicherheit zunimmt. „Wie sich der Markt in den nächsten Tagen verhält, wird signalisieren, ob dies zu einem tieferen Reset oder nur zu einem scharfen, vorübergehenden Rückgang in einem ansonsten intakten Zyklus wird“, sagt Rafique.

Was Investoren jetzt sagen

Trotz der Kursverluste bleibt ein Teil der Szene optimistisch. Bitcoin fiel im April bis auf rund 74.500 $ und erreichte Anfang Oktober über 126.000 $. „Im Moment sehen einige Investoren eine seitwärts gerichtete Bewegung und werden nervös“, sagt Ryan Rasmussen, Forschungschef bei Bitwise Asset Management. „Aber unserer Ansicht nach ist es die perfekte Gelegenheit, bestehende Positionen auszubauen, und ein Einstiegspunkt für bisher Zaudernde.“

Der Blick richtet sich nun auf die nächsten makroökonomischen Signale. Entscheidend sind die Zinsdebatte in den USA, die Tiefe der Orderbücher und die allgemeine Risikoneigung. Bis klare Impulse kommen, bleibt die Volatilität hoch und Bitcoin anfällig für schnelle Richtungswechsel.

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