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AT&S startet Großserienfertigung für AMD in Malaysia

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Aktualisiert
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7 min
Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S hat am Montag im malaysischen Kulim die Großserienfertigung für den US-Chiphersteller AMD in seinem 2024 eröffneten Werk gestartet. "AT&S ist auf dem Weg, einer der drei größten IC-Substratanbieter weltweit zu werden", sagte AT&S-Vorstandsmitglied Ingolf Schröder. Rund 1.500 Beschäftigte sind derzeit für den Konzern in Malaysia tätig. AMD war bereits vor der Eröffnung des Werks I in Kulim als Großkunde festgestanden.

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"Ursprünglich war Kulim nur für einen Kunden, nämlich AMD, geplant", so Schröder. Doch der Standort entwickle sich nun zu einer "Multi-Kunden-Produktion". Bis 2026/2027 dürften aus Kulim zumindest fünf Abnehmer beliefert werden. AT&S rechnet daher mittelfristig mit einem Erlösanstieg. Schröder unterstrich am Montag, dass unter anderem durch künstliche Intelligenz "Daten das neue Gold" seien. Er glaubt an die weiterhin hohe Nachfrage, was auch AT&S zugutekomme. Im Endausbau sollen in Kulim rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sein. Derzeit befinde man sich noch in Phase eins des Ausbaus.

Für die Substratproduktion in Kulim werde aufgrund der steigenden Nachfrage nach Central CPUs (Central Processing Units) und GPUs (Grafikprozessoren) für Rechenzentren, künstliche Intelligenz, Virtual Reality und AR-Technologien ein Wachstum prognostiziert. Mit dem erwarteten exponentiellen Anstieg des Datenvolumens sei die Nachfrage nach Datenspeicherung, -übertragung und -analyse robust, hieß es seitens AT&S. Man präsentiere sich als Technologiepartner, was mit ein Grund dafür war, dass weitere Kunden an Land gezogen wurden.

Der neue CEO Michael Mertin war bei der Pressekonferenz in Kulim übrigens noch nicht mit dabei. Er wird bei der Bilanzpressekonferenz am 15. Mai seinen ersten öffentlichen Termin für AT&S absolvieren. Mertin ist seit 1. Mai CEO und hat den Platz von Andreas Gerstenmayer übernommen, der im Vorjahr überraschend AT&S verließ.

Gerstenmayer hatte bei der Eröffnung des ersten von zwei Werken in Kulim noch Zuversicht versprüht. Er hatte sich ab Mitte 2024 wieder mehr Wachstum erwartet, doch es kam anders: Das Marktumfeld für AT&S ist weiterhin schwierig. Mehrere US-Tech-Konzerne zählen zu den größten Kunden von AT&S, darunter eben auch der amerikanische Intel-Konkurrent AMD. Zoll-Probleme beträfen AT&S allerdings derzeit nicht, sagte Schröder, da AT&S kein für den Endkunden fertiges Produkt herstelle.

Die Niederlassung im Hightech-Park Kulim im Bundesstaat Kedah - rund 350 Kilometer nördlich der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur - umfasst eine Fläche von rund 200.000 Quadratmetern, auf die innerhalb weniger Monate zwei mehrere Geschoße hohe Produktionswerke und ein ebenfalls mehrgeschoßiges Bürogebäude gebaut wurden. Werk I sowie das Bürogebäude wurden im Jänner 2024 eröffnet. Die Bruttogeschossfläche von Werk I beträgt rund 255.000 Quadratmeter. Darauf gehen nun rund 500 Hightech-Maschinen in Vollbetrieb. Etwa 100.000 Quadratmeter der Fläche werden als Reinräume ausgeführt. In ihnen werden ab sofort die hochwertigen IC-Substrate für Prozessoren für AMD hergestellt. Bisher floss ein Investitionsvolumen von rund 1 Mrd. Euro in den Bau der Niederlassung.

AT&S will vom "Substrat-Dreieck", bestehend aus den Werken in Chongqing (China), Kulim und Leoben, dem Hauptsitz in Österreich, profitieren, so Schröder. Know-how, Technologien und Forschung an diesen Standorten würden laufend ausgetauscht und verbessert, was allen drei Werken helfe, das Potenzial auszuschöpfen, hieß es. In Leoben-Hinterberg wird übrigens noch am Feinschliff für das neue Werk namens "Volt" gearbeitet. Bald schon soll auch dort die Werkseröffnung stattfinden. Das Werk II in Kulim dagegen wurde noch nicht wie ursprünglich geplant eröffnet. Das Marktumfeld hat das bisher nicht zugelassen. Auf APA-Nachfrage hieß es bei der Pressekonferenz, dass das zweite Werk innerhalb kurzer Zeit hochgefahren werden könne. "Wir werden damit starten, sobald sich der Markt erholt hat", sagte Schröder. Wann das genau sein werde, könne er natürlich nicht vorhersagen.

Bisher fand die Serienproduktion von IC-Substraten des börsennotierten Konzerns mit Hauptsitz in der Steiermark in den Chongqing-Werken I und III in China statt. Die IC-Substrate werden meist in Notebooks, aber auch Servern und Hochleistungsrechnern als Schnittstelle zwischen Mikrochips und Leiterplatten in Mikroprozessoren verwendet.

Dem Leiterplattenproduzenten machten zuletzt die anhaltende Marktschwäche samt Überkapazitäten und ein damit einhergehender Preisdruck zu schaffen. Die Mittelfristplanung musste im Vorjahr deutlich runtergeschraubt werden. Die Prognose für das Geschäftsjahr 2026/27 wurde angepasst: Erwartet wird ein Jahresumsatz zwischen 2,1 und 2,4 Mrd. Euro. Die EBITDA-Marge dürfte zwischen 24 und 28 Prozent liegen (zuvor: 27 bis 32 Prozent). Die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr werden in eineinhalb Wochen präsentiert.

Der steirische Leiterplattenhersteller mit weltweit rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchlebte im vergangenen Jahr turbulente Zeiten: Die Aktie des Unternehmens brach im vergangenen Jahr um 40 Prozent ein. Eine anvisierte Kapitalerhöhung wurde im Mai 2024 abgesagt, die Umsatzprognose musste mehrfach nach unten korrigiert werden. Vorstandschef Gerstenmayer trat im September 2024 überraschend zurück und AT&S-Miteigentümer und Aufsichtsratsvorsitzender Hannes Androsch verstarb im vergangenen Dezember im 87. Lebensjahr. Seit Jahresbeginn zeichnete sich bei der Aktie immerhin eine leichte Erholung ab.

AT&S ist bereits seit 1999 mit einem Produktionsstandort in Indien (Nanjangud) vertreten. Es folgten Werke in China (Shanghai und Chongqing) sowie Südkorea (Ansan), wobei Letzteres im vergangenen Herbst um rund 405 Mio. Euro an die italienische Technologiefirma Somacis verkauft wurde. Neu seit 2024 ist nun Malaysia. Das südostasiatische Land gilt als eines der führenden Halbleiterproduktionszentren der Welt. Die Elektro- und Elektronikindustrie (E&E) ist ein wichtiger Wirtschaftsmotor. Seit mittlerweile fünf Jahrzehnten werden Halbleiter in Malaysia hergestellt.

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