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"Wir stehen vor allbekannten Problemen. Es gibt leider keine Lösungen für die großen Herausforderungen", sagte die Wiener Grünen-Vorsitzende und Stadträtin Judith Pühringer und sprach von einem "rot-pinken Bildungsversagen". Die Hälfte der Erstklässler in Wien würden dem Unterricht aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse nicht folgen können, "und das obwohl 80 Prozent davon zwei Jahre einen Wiener Kindergarten besucht haben", so Pühringer. Die Sommerschulen für Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen stellen ihr zufolge keine Lösung dar. Man könne in zwei Wochen nicht aufholen, was in 36 Schulwochen vorher nicht gelernt wurde.
Die Grünen Wien schlagen eine Änderung bei der Schulwahl vor. Eltern sollten fünf Schulen angeben können. Die Bildungsdirektion solle dann auf Basis dieser Angaben zusätzlich zu den bisherigen Kriterien "Wohnort" und "Geschwister" auch die Kriterien "Erstsprache" und "Bildungsgrad der Eltern" bei der Zuteilung berücksichtigen.
Aus einer Anfragebeantwortung von Bildungsstadträtin und Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling (NEOS) an die Grünen geht hervor, dass es innerhalb der Wiener Bezirke große Unterschiede zwischen den Schulen gibt. In Wien-Brigittenau gibt es demnach eine Schule, in der fast 50 Prozent der Kinder außerordentlich geführt werden, während in einer anderen Schule dieser Anteil nur zwei Prozent beträgt.
Durch das vorgeschlagene Modell würden Extremfälle von wenig Durchmischung abgeschafft, so die Grünen. Bildungssprecher Felix Stadler sagte, Durchmischung sei "eine Frage der Bildungsgerechtigkeit", damit alle Kinder dieselben Bildungschancen erhalten würden.
In 22 Volksschulklassen würden klassenführende Lehrpersonen fehlen, an 37 Pflichtschulstandorten gäbe es derzeit nur interimistische Direktorinnen und Direktoren. Die Grünen fordern bessere Arbeitsbedingungen, höhere Gehälter an Schulen mit besonderen Herausforderungen, Aufstiegschancen für das Lehrpersonal, mehr Unterstützungspersonal und weniger Bürokratie. Um den Beruf der Schulleitung attraktiver zu gestalten, sollten die administrativen Aufgaben reduziert werden, damit Direktorinnen und Direktoren sich auf die pädagogische Leitung konzentrieren können.
Eine weitere Forderung der Grünen Wien ist eine fixe Stelle für Sozialarbeiterinnen oder Sozialarbeiter an jeder Pflichtschule. Diese gäbe es derzeit an 324 Wiener Schulen nicht. Von den von Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) versprochenen 95 Vollzeitstellen gebe es aktuell nur 53, so die Kritik.
Auch in Wiens Kindergärten würden noch mehr als 600 Pädagoginnen und Pädagogen fehlen. Ein weiteres Problem orten die Grünen in den mangelnden Ganztagsplätzen. Wenn Eltern in Karenz gehen oder arbeitslos würden, würden sie den gewährten Ganztagsplatz verlieren. "Das ist aus familien- und frauenpolitischer Sicht ein Armutszeugnis", so die stellvertretende Klubobfrau und Bildungssprecherin Julia Malle. Sie fordert einen weiter bestehenden Anspruch auf einen Ganztagesplatz.
Bei der 2024 geschaffenen Förderschiene für Inklusion sei bisher kein Geld ausbezahlt worden. Über 1.000 Kinder mit Behinderung oder Beeinträchtigung würden auf einen Kindergartenplatz warten.