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Noch laufen in einigen Bundesländern die Bewerbungsprozesse. Wie viele Pädagoginnen und Pädagogen diesmal fehlen werden, konnte Wiederkehr deshalb bei einem Pressetermin eineinhalb Wochen vor Beginn des neuen Schuljahrs in Ostösterreich noch nicht konkret sagen. Die Lage sei weiter herausfordernd. Gleichzeitig "sehen wir eine Renaissance des Lehrerberufs", sagte er mit Blick auf 16.000 Bewerbungen für die über 6.500 ausgeschriebenen Stellen. Bei den Quereinsteigern gab es dabei mit 2.000 ein Drittel mehr Interessierte. Für Wiederkehr ist das eine gute Nachricht, sei deren Perspektive von außen doch eine Bereicherung für die Schulen. Aktuell gibt es Quereinsteiger nur in der Sekundarstufe, mit Herbst startet in Wien ein erstes Pilotprojekt auch an Volksschulen.
Unter den Neuerungen für das kommende Schuljahr hob Wiederkehr besonders den Ausbau der Deutschförderung hervor, dafür gibt es 747 zusätzliche Planstellen. Durch eine Umstellung des Systems gibt es keine Deckelung mehr, jedes Kind mit Deutschförderbedarf soll auch ein Angebot erhalten. Ab 2026 soll zudem die Sommerschule für Schüler mit Deutschproblemen verpflichtend werden. Anders als die Lehrergewerkschaft hält Wiederkehr dieses Modell sowohl für umsetzbar als auch pädagogisch sinnvoll. Für Kinder, die im Sommer neun Wochen kein Deutsch sprechen, seien auch zwei Wochen zusätzliche Förderung in den Ferien ein entscheidender Vorteil, betonte er.
Entlastung für die Direktionen und Lehrpersonal sollen die neu geschaffenen pädagogisch-administrativen Fachkräfte bringen. 190 sind es im ersten Jahr, bis zum Schuljahr 2027/28 sollen es dreimal so viele sein. Wie angekündigt sollen die Schulen außerdem im neuen Schuljahr vom Ministerium 80 Prozent weniger Rundschreiben erhalten, weitere Maßnahmen zur Entbürokratisierung sollen bald folgen.
Außerdem wird mit September das psychosoziale Unterstützungspersonal weiter ausgebaut. Konkret kommen diesmal 70 zusätzliche Stellen in der Schulpsychologie dazu. Außerdem gibt es erstmals auch an Bundesschulen (AHS, berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS) Schulsozialarbeit, im ersten Jahr sind 30 Posten vorgesehen.
Bei den Lehrinhalten gibt es ebenfalls Neuerungen. Für Kinder mit Beeinträchtigungen werden schrittweise die modernisierten Lehrpläne für die Sonderpädagogik eingeführt, die stärker auf den individuellen Förderbedarf der Kinder und Jugendlichen Rücksicht nehmen sollen. An den Wirtschaftskundlichen Realgymnasien (WIKU) wird mit je zwei Stunden in Unter- und Oberstufe schulautonom der neue Unterrichtsgegenstand "Wirtschaft, Innovation und Nachhaltigkeit" eingeführt, auch die Überarbeitung der Lehrpläne im berufsbildenden Bereich soll die Finanz- und Wirtschaftsbildung an den Schulen stärken.
Weitergeführt wird das mit Mai eingeführte Handyverbot bis zur achten Schulstufe. "Die Etablierung hat gut geklappt", so Wiederkehr, der gleichzeitig zusätzliche Aus- und Fortbildung des Lehrpersonals im Bereich der "Digitalen Grundbildung" ankündigte. Um die Schulen im Bereich der Künstlichen Entwicklung auf den aktuellen Stand zu bringen, soll es ab 2026 Selbstlernkurse für die Sekundarstufe 1 (Mittelschule, AHS-Unterstufe) geben, für das Lehrpersonal gibt es an den Pädagogischen Hochschulen (PH) Fortbildungsangebote zum Thema.
Rechtlich möglich ist im neuen Schuljahr auch das Führen von Orientierungsklassen für geflüchtete Kinder und Jugendliche, die ohne schulische Vorerfahrung nach Österreich kommen. Dort sollen ihnen erste Deutschkenntnisse und Grundfertigkeiten für den Schulbesuch, aber auch das Verhalten in der Schule und hiesige Grundwerte vermittelt werden. In der Praxis werden diese vorerst aber kaum eine Rolle spielen. Der Familiennachzug ist seit Juli und noch bis Ende des Jahres ausgesetzt. Geht es nach Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), soll er auch danach gegen null gehen.
Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) im Rahmen der Pressekonferenz "Neues im neuen Schuljahr" , am Freitag, 21. August 2025 mit Schülern einer Klasse der Sommerschule ,in der Sportmittelschule Donaustadt in Wien.