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Wenn die KI die Kommunikation beim Online-Dating übernimmt

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Wer sehr schüchtern ist, kann sich von der KI helfen lassen
©APA, dpa-tmn, Sina Schuldt
Mal eben die Geschäftsmail mit ChatGPT formulieren oder mit Hilfe von Midjourney ein Bild für die Geburtstagskarte kreieren - das gehört mittlerweile für mehr und mehr Menschen zum Alltag. Doch inzwischen kommt auch auf Online-Dating-Plattformen Künstliche Intelligenz zum Einsatz, nicht nur im Backend.

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Jeder und jede Fünfte (19 Prozent) unter den Nutzerinnen und Nutzern von Dating-Plattformen hat schon einmal KI-generierte Texte eingesetzt, um sich bei Formulierungen im Chat unterstützen zu lassen. Ähnlich viele haben eine KI genutzt, um sich Bilder für ihr Dating-Profil erstellen oder zumindest verbessern zu lassen (18 Prozent).

Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung, die Anfang 2025 unter 1.006 Personen ab 16 Jahren durchgeführt wurde.

Stella Schultner sieht KI beim Dating problematisch. "Wir suchen jemanden, der oder die authentisch ist und uns so liebt wie wir sind", sagt die Psychologin. "Mit KI kann ich aber die Person erschaffen, die ich sein will, was nichts mit der Realität zu tun haben muss."

Dabei kann es leicht passieren, dass man dem Bild, das man von sich geschaffen hat, im echten Leben gar nicht entspricht. "Das kann nur zu Problemen führen, spätestens beim ersten Date im echten Leben."

Gleichzeitig haben die Plattform-Nutzerinnen und -Nutzer laut der Umfrage aber auch die Sorge, dass sich hinter dem sympathischen Match eigentlich ein KI-Chatbot verstecken könnte – darüber machen sich 63 Prozent Gedanken.

"Wenn das Online-Match beispielsweise schnell nach privaten Daten fragt oder zu jeder Tageszeit in Sekundenschnelle antwortet, kann das ein Hinweis auf eine Betrugsmasche sein, hinter der ein Bot steckt. Ob menschlich oder automatisiert, man sollte beim Online-Dating immer aufmerksam sein, um nicht auf Fake-Profile hereinzufallen", sagt Leah Schrimpf.

Wer sich nicht sicher ist, ob KI im Spiel ist, kann diese wiederum für die Analyse nutzen. Einfach den fraglichen Text kopieren und eine generative KI wie etwa ChatGPT fragen, ob dieser Text mittels KI erstellt wurde. Ansonsten kann es hilfreich sein, möglichst konkrete, persönliche Fragen zu stellen und Details wissen zu wollen. "Bots können das nicht beantworten und werden ausweichen", sagt Schrimpf.

Weitere Möglichkeiten: Im Verlauf des Chats auf etwas eingehen, was früher schon mal besprochen wurde oder absurde Fragen stellen. Eine KI würde versuchen, diese sachlich richtig zu beantworten. "Wenn man fehlerlose oder zu perfekte, wenig umgangssprachliche Formulierungen entdeckt, sollte ebenfalls Vorsicht geboten sein", sagt Schultner.

Aber kann KI beim Dating nicht auch Vorteile haben? "Wer sehr schüchtern ist und einen guten Einstieg sucht oder eine charmante Antwort, kann sich von einer KI helfen lassen", sagt Schultner. "Aber wenn man selbst nie darauf gekommen wäre und ohne KI nicht so antworten könnte, würde ich davon abraten."

Schultner hält es sogar für unangebracht, Rechtschreibfehler korrigieren zu lassen. Das provoziere eine Erwartungshaltung, die beim nächsten Chat über einen Messenger ohne Korrekturmöglichkeit zunichte gemacht werden könnte. Dann entpuppt sich der sonst so geschliffen formulierende Mensch plötzlich als Wesen mit Grammatikschwäche. "Das ist für viele Menschen ein K.O.-Kriterium."

Wer KI nutzen möchte, sollte laut Leah Schrimpf ein paar Dinge beachten. Für das Prompting, also die Befehlseingabe an die KI, sei es wichtig, einen guten Mittelweg zu finden zwischen menschlicher Kommunikation mit vielen persönlichen Details und dem, was die KI vorschlägt,.

Dass KI im Hintergrund von Dating-Apps als Dienstleistung zum Einsatz kommt, ist nicht neu. Sie wird für das Matching, also personalisierte Vorschläge, genutzt und scannt die Profile nach unangemessenen Inhalten, die dann gemeldet und blockiert werden.

Einige Portale bieten Schrimpf zufolge an, mit Hilfe von KI Texte und Bilder in Profilen zu optimieren. In manchen Chats werden darüber hinaus vorgefertigte Textbausteine vorgeschlagen wie "OK", "Danke", "Ja" oder "Nein", also keine komplexen Antworten.

Wer wirklich halbwegs auf Nummer sicher gehen will, sollte laut Stella Schultner die Dating-App lediglich als Verabredungsort sehen. "Das erste Kennenlernen passiert besser beim Kaffee", sagt sie. Das sehen wohl auch viele Nutzerinnen und Nutzer so. Laut Umfrage würden mehr als drei Viertel (78 Prozent) eine klassische Bekanntschaft bevorzugen und lieber jemanden im realen Leben kennenlernen.

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/dpa-tmn/Sina Schuldt/Sina Schuldt

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