Quantencomputer könnten schon bald herkömmliche Verschlüsselungstechniken aushebeln. Im Rahmen eines Events im Wiener weXelerate beleuchtete der Verbund, warum Quantenkryptographie mehr als ein Zukunftsthema ist – und wie Unternehmen sich jetzt rüsten können.
Was nach Science-Fiction klingt, ist in Wahrheit bereits bittere Realität in Planung: Mit der rasanten Entwicklung von Quantencomputern geraten klassische Verschlüsselungsverfahren zunehmend unter Druck. RSA, ECC & Co – bislang unverzichtbare Säulen der digitalen Sicherheit – könnten bald reihenweise geknackt werden. Dass es dafür nicht erst eines globalen Blackouts bedarf, machte das vom Verbund initiierte Quantum Pioneer Event mehr als deutlich.
Das österreichische Energieunternehmen lud rund um Projektleiterin Julia Dewitz-Würzelberger in das weXelerate im 2. Wiener Gemeindebezirk – mit dem klaren Ziel, Entscheidungsträger:innen aus Technik, IT-Sicherheit und Industrie für die Chancen und Herausforderungen quantensicherer Kommunikation zu sensibilisieren.
Zwischen physikalischer Sicherheit und strategischem Handlungsbedarf
Den Auftakt machte Quantenphysiker Hannes Hübel vom Austrian Institute of Technology. Seine Keynote gab Einblick in die Grundlagen der Quanten-Schlüsselverteilung (QKD) – jener Technologie, die physikalische statt mathematische Sicherheit verspricht und damit potenziell abhörsichere Kommunikationskanäle ermöglicht. Was nach reiner Theorie klingt, ist längst Gegenstand konkreter Machbarkeitsstudien – auch bei Verbund selbst.
„Wir sehen es als unsere Verantwortung, künftige Risiken heute schon strategisch zu adressieren“, erklärte Thomas Michael Zapf, Managing Director der Verbund Digital Power, in seinem Vortrag. Dabei gehe es nicht nur um Forschung, sondern um praxisnahe Evaluierung: Wie lässt sich quantensichere Kommunikation in bestehende OT- und IT-Sicherheitsarchitekturen integrieren? Und was bedeutet das für kritische Infrastrukturen?


Thomas Michael Zapf
© VERBUNDInternationaler Schulterschluss von Forschung und Industrie
Internationale Perspektive lieferte Axel Föry von ID Quantique: Der EVP für Strategie und Business Development skizzierte das Potenzial globaler Netzwerkarchitekturen, die auf Quanten-Sicherheit ausgelegt sind. Ergänzt wurde der technologische Rundblick durch Hitachi Energy: Martin Naedele und Rouven Flöter präsentierten konkrete Anwendungsszenarien aus dem Energiesektor – inklusive bereits erprobter Ansätze zur sicheren Datenübertragung in Netzleitzentralen.
Was jetzt zu tun ist
Im Zentrum der abschließenden Paneldiskussion stand eine zentrale Botschaft: Handeln beginnt heute. Ob „Crypto Agility“, die frühzeitige Planung von Migrationspfaden oder gezielte Fortbildung – Unternehmen tun gut daran, das Thema nicht auf die lange Bank zu schieben.
Neben Vertreter:innen von AIT, Cancom Austria, Hitachi Energy und ID Quantique betonten auch die Panelgäste unisono: Quantenkryptographie ist kein Randthema der Forschung mehr, sondern eine Schlüsselfrage für den Schutz sensibler Infrastruktur.