Im Rahmen des EU-Chips-Acts entsteht eine neue Designplattform für Halbleitertechnologie. Mit dabei: das österreichische Forschungszentrum Silicon Austria Labs (SAL), das künftig Start-ups und KMU europaweit Zugang zu Hightech-Entwicklung ermöglichen soll.
Ein europäisches Betriebssystem für den Mikrochips-Markt
Mit dem „EU Chips Act“ verfolgt Europa ein klares Ziel: sich unabhängiger vom internationalen Halbleitermarkt zu machen und technologische Souveränität zu gewinnen. Ein zentraler Baustein in diesem Bestreben ist die neue EU-Chips-Designplattform, die nun von einem Konsortium aus zwölf europäischen Partnerinstitutionen unter der Koordination des belgischen Forschungszentrums imec aufgebaut wird. Österreich ist dabei mit Silicon Austria Labs (SAL) prominent vertreten – und übernimmt eine tragende Rolle in einem Projekt, das als Türöffner für junge Unternehmen und die europäische Halbleiterlandschaft fungieren soll.
Chancen für Start-ups und KMU
Ziel der Plattform ist es, insbesondere fabless Start-ups und kleine bis mittlere Unternehmen – also solche ohne eigene Chipfertigung – mit Zugang zu modernster Infrastruktur, Ausbildungsangeboten und Finanzierung zu versorgen. Über eine cloudbasierte Umgebung sollen diese künftig Chipdesign-Tools, Open-Source-Lösungen, Bibliotheken und Know-how nutzen können – eine bislang oft unüberwindbare Hürde im Zugang zur Mikroelektronik. Die ersten Pilotnutzer werden ab dem Frühjahr 2026 in das System aufgenommen.
SAL wird im Rahmen dieses Programms nicht nur technischer Mitgestalter sein, sondern auch Mentoring und Schulung anbieten, Open-Source-EDA-Tools bereitstellen und aktiv an der Auswahl der Teilnehmer mitwirken. „Die EU-Chips-Designplattform wird den Zugang zu IC-Design und -Herstellung revolutionieren und Kosten- sowie Wissensbarrieren abbauen“, erklärt Emanuele Bottino, Senior Research Engineer bei SAL und Projektleiter. Österreich könne damit seine Position als Halbleiterstandort weiter stärken.
Innovation im Verbund
Innovationsminister Peter Hanke sieht in der österreichischen Beteiligung einen strategischen Schritt: „Wir haben uns im Regierungsprogramm das Ziel gesetzt, bis Ende 2025 eine Industriestrategie zu entwickeln, die den Standort Österreich wieder nach vorne bringt. Für mich steht fest: ein wettbewerbsfähiger Industriestandort Österreich ist Ergebnis eines starken Innovationsstandorts Österreich. Daher legen wir einen bewussten Schwerpunkt auf Förderung von Schlüsseltechnologien wie etwa der Halbleiterindustrie. Mit den Silicon Austria Labs verfügt Österreich über ein Spitzenforschungszentrum mit hoher Kompetenz und der Fähigkeit, unseren Standort langfristig als Schlüsselnation der europäischen Halbleiterszene abzusichern.“ Der Minister verweist darüber hinaus auf die stetig steigende globale Nachfrage nach Mikrochips, die sich laut EU-Prognosen bis 2030 verdoppeln könnte.
Auch der europäische Kontext ist klar: Die Plattform ist Teil der umfassenden Chips-Act-Initiative, die neben neuen Fertigungslinien auch Design, Packaging und Forschung abdeckt. Beteiligt sind neben Österreich Forschungseinrichtungen und Universitäten aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Portugal, Finnland, Tschechien, Polen und den Niederlanden. Das Projekt wird durch das EU-Programm „Digitales Europa“ finanziert und läuft bis 2028.
Österreich als Impulsgeber
Mit seiner Expertise im Bereich integrierter Schaltungen (IC-Design) und seinen bisherigen Beiträgen zu europäischen Mikroelektronikinitiativen sieht sich SAL nicht nur als Partner, sondern als aktiver Mitgestalter. „Unser Ziel ist es, wirksame und nachhaltige Strategien zu implementieren, damit die Plattform reibungslos funktioniert – vom Systemkonzept bis zum fertigen Produkt aus Silizium“, betont Bottino.
Die Beteiligung an der EU-Chips-Designplattform ergänzt auch nationale Bemühungen zur Stärkung der heimischen Industrie. So will das Innovationsministerium noch 2025 eine neue Industriestrategie vorlegen, die gezielt auf Schlüsseltechnologien wie die Halbleiterindustrie setzt.
Mit dem Eintritt in das europäische Designnetzwerk für Mikrochips positioniert sich Österreich nicht nur als Teil eines strategisch wichtigen Projekts – es beteiligt sich aktiv am Aufbau einer Infrastruktur, die die technologische Zukunft Europas mitgestalten soll.
Über Silicon Austria Labs (SAL)
Die Silicon Austria Labs GmbH (SAL) wurde 2018 als bundesländerübergreifendes, außeruniversitäres Spitzenforschungszentrum im Bereich der elektronik- und softwarebasierten Systeme (ESBS) gegründet. An den Standorten Graz, Villach und Linz wird an Schlüsseltechnologien in den Bereichen Microsystems, Sensor Systems, Power Electronics, Intelligent Wireless Systems und Embedded Systems geforscht.
SAL bringt dabei wesentliche Akteure aus Industrie und Wissenschaft und zusammen und betreibt kooperative, anwendungsorientierte Forschung entlang der Wertschöpfungskette. Ziel ist es, den Wertschöpfungsprozess von der Idee zur Innovation zu beschleunigen – mit exzellenter Forschung und wirtschaftlichem Nutzen. Eigentümerinnen sind die Republik (50,1 Prozent), die Länder Steiermark und Kärnten (je 10 Prozent), das Land Oberösterreich (4,95 Prozent) und der Fachverband für Elektro- und Elektronikindustrie (24,95 Prozent).