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Pockenerkrankung "Lumpy Skin Disease" bei Rindern

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++ ARCHIVBILD ++ Die Wiederkäuer bekommen davon schmerzhafte Pockengeschwüre an der Haut
©APA, dpa, Friso Gentsch
Die Hautknotenkrankheit Lumpy Skin Disease ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Rindern, Wasserbüffeln, Bisons, Giraffen, Antilopen und Kamelen. Menschen können von dieser Rinderpockenart nicht infiziert werden. Die Wiederkäuer bekommen davon schmerzhafte bis fünf Zentimeter große Pockengeschwüre an der Haut, Fieberschübe und die Lymphknoten schwellen an. Die einst auf Afrika und Asien beschränkte Krankheit sucht seit Juni zum zweiten Mal Europa heim.

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Der Erreger der Lumpy Skin Disease (LSD) ist ein "Capripoxvirus", die Ansteckung passiert hauptsächlich durch blutsaugende und beißende Insekten sowie Milben, so die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Welche dies in Europa alle sein können, sei wissenschaftlich nicht fundiert abgeklärt.

Die Wiederkäuer stecken einander aber auch direkt an. Das Virus bleibt nicht nur in ihren Körpern für mehrere Monate infektiös, sondern auch außerhalb, zum Beispiel auf Kleidung und Gerätschaften, und kann von dort auf die Tiere übertragen werden. Kälber werden teilweise vor der Geburt im Mutterleib, später durch die Muttermilch oder beim Trinken über LSD-Geschwüre an den Zitzen infiziert.

Hygiene- und Desinfektion können die Rinder demnach vor der Krankheit schützen, eine wichtige Vorbeugemaßnahme ist auch der Einsatz von Insekten-Repellentien und Fliegengittern an den Stallfenstern. Die Verbreitung würde zudem durch einen Impfstoff eingedämmt, wenn er flächendeckend eingesetzt wird, so die AGES: "Der Impfstoff ist in Österreich aber nicht generell zugelassen; die Anwendung bedarf einer Bewilligung der zuständigen Behörden." Eine Impfung der Tiere führe außerdem zu Handelsrestriktionen.

Von der Übertragung bis zu den ersten Symptomen vergeht eine Inkubationszeit von einer bis fünf Wochen. Anfänglich können die Hautknötchen mit Insektenstichen verwechselt werden, so die AGES: "Im Laufe der Tage nehmen Größe und Anzahl der Knötchen aber zu". Später bildet sich dort Schorf, der sich ablöst und Geschwüre hinterlässt, die anfällig für Fliegenbefall sind.

Die Krankheit kann bei den Rindern auch chronisch werden. Bei manchen Individuen ist sie kaum zu erkennen, manche leiden unter schweren Symptomen. Etwa jedes hundertste Tier stirbt daran.

LSD ist in den meisten afrikanischen Ländern endemisch, das heißt gebietsweise verbreitet. Seit 2015 breitet sie sich aber auch auf andere Weltregionen aus und erreichte etwa Südosteuropa, den Nahen Osten und Teile der Russischen Föderation, sowie Indien, Bangladesch, China, Nepal, Indonesien und Singapur.

Das Virus kann in Hautknötchen, Schorf und Krusten, aber auch im Blut, Speichel, Augen- und Nasenausfluss sowie Sperma nachgewiesen werden. Das funktioniert wie bei Covid-19 mit PCR- und Antikörper-Tests. Die Krankheit ist meldepflichtig, das heißt, bei Verdachtsfällen müssen die Behörden verständigt werden. "Eine frühzeitige Diagnose und Isolierung infizierter Tiere können dazu beitragen, die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern", so die AGES.

"Erfahrungen aus betroffenen Regionen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die jeweilige Infektionskette nur erfolgreich unterbrochen werden kann, wenn eine möglichst rasche Keulung (Tötung, Anm.) der infizierten Bestände erfolgt", erklärte Gesundheits- und Konsumentenschutzministerin Korinna Schumann (SPÖ) zuletzt in einem Vortrag an ihre Kolleginnen und Kollegen der Bundesregierung: Ergänzend dazu sollte sichergestellt werden, "dass durch eine großflächig angelegte Impfung eine Durchimpfungsrate von 80 bis 100 Prozent innerhalb der Rinderpopulation gewährleistet wird."

Sollte es also zu einem LSD-Ausbruch in Österreich kommen, würden gemäß Tierschutzgesetz und Ministerin Notfallimpfungen bei allen Rindern in einem Umkreis von etwa 50 Kilometern durchgeführt. Die meisten Rinder sind laut AGES rund vier Wochen nach der Impfung durch Antikörper geschützt. Im betroffenen Betrieb selbst würde der gesamte Bestand an Rindern, gegebenenfalls auch Bisons und Büffel getötet, er wäre zu desinfizieren und unterläge einem "Verbringungsverbot". Dann würden auch mindestens 50 Kilometer große Sperr- und Überwachungszonen ringsum eingerichtet.

BAD SASSENDORF - DEUTSCHLAND: ++ ARCHIVBILD ++ (ARCHIVBILD VOM 17.6.2022) - FOTO: APA/APA/dpa/Friso Gentsch

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