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ÖH-Wahl - Die ÖH ist wieder Sprungbrett in die Politik

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Derzeit wohl prominentester pinker Ex-ÖH-Mandatar ist Christoph Wiederkehr
©APA, GEORG HOCHMUTH
Seit Jahrzehnten ist die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) als "Polit-Kindergarten" und "Kaderschmiede" verschrien, oft sammelten hier späteres Regierungspersonal und Parteieliten erste Politerfahrung. Während ab den 1980ern die Studierendenfraktionen als Rekrutierungspool unwichtiger wurden, hat ihre Bedeutung zuletzt wieder zugenommen. Aktuell haben ein guter Teil der NEOS-Spitze, zwei aktuelle Regierungsmitglieder und der Nationalratspräsident ÖH-Vergangenheit.

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Derzeit wohl prominentester pinker Ex-ÖH-Mandatar ist Christoph Wiederkehr. 2013 bis 2015 war er Vorsitzender der JUNOS - Junge liberale Studierende, mittlerweile ist er Bildungsminister. Auch NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos, Klubobmann Yannick Shetty, sein Vize Nikolaus Scherak und die frühere EU-Abgeordnete und aktuelle Vorarlberger Landessprecherin Claudia Gamon kennen einander aus der Zeit bei den JUNOS bzw. früher JuLis.

Sophie Wotschke, Spitzenkandidatin von 2021, sitzt für die NEOS im Nationalrat und ist als JUNOS-Vorsitzende auch Teil des pinken Vorstands. Auch NEOS-Gründer und Teilzeit-Techno-Jodler Matthias Strolz kam ursprünglich aus der Studentenpolitik, an der Uni Innsbruck war er einmal ÖH-Chef für die ÖVP-nahe AktionsGemeinschaft (AG).

Prominente ÖH-Aufsteigerin ist auch Grünen-Vizeklubchefin Sigrid Maurer, die es wegen der Audimax-Besetzung schon in ihrer Zeit als Bundesvorsitzende zu vergleichsweise viel Medienpräsenz brachte. Der ehemalige stellvertretende ÖH-Chef Ralph Schallmeiner sitzt seit Längerem als Grünen-Gesundheitssprecher im Nationalrat und Jugendsprecherin Barbara Neßler hat eine Vergangenheit als lokale GRAS-Spitzenkandidatin an der Uni Innsbruck.

Die ÖVP rekrutiert zwar schon seit Längerem vor allem aus anderen Nachwuchsorganisationen wie der JVP. Derzeit ist mit Dominik Ramusch der Spitzenkandidat der AktionsGemeinschaft (AG) von 2019 aber immerhin schwarzer Bundesgeschäftsführer. Die aktuelle Wirtschaftsstaatsekretärin Elisabeth Zehetner war einst ÖH-Referentin für Internationales.

Historisch gesehen kam in der Volkspartei ab den 1970ern einiges Spitzenpersonal aus der AG bzw. davor der Österreichischen Studenten Union (ÖSU), darunter Ex-Vizekanzler Wilhelm Molterer, der spätere Innenminister und ÖVP-Delegationsleiter im Europäischen Parlament, Ernst Strasser, der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner sowie Ex-Minister Harald Mahrer, der in seiner Rolle als Wirtschaftskammer-Präsident zuletzt eine prominente Rolle in den Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene gespielt hat.

In der ÖH werden die blauen Studentenvertreter zwar üblicherweise geschnitten und bekommen auch kaum Wählerzuspruch, als Personalreservoir der FPÖ dient der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) allemal. Mit Walter Rosenkranz sitzt derzeit ein ehemaliger RFS-Bundesvorsitzender an der Spitze des Nationalrats. Auch die langjährigen Abgeordneten Martin Graf und Harald Stefan engagierten sich früher in der blauen Studentenfraktion, der steirische Landesrat Hannes Amesbauer war einst RFS-Bundesgeschäftsführer. Ehemalige FPÖ-Vizekanzler wie Norbert Steger oder Herbert Haupt, aber auch die spätere Gründerin des Liberalen Forums (LiF) Heide Schmidt haben ebenfalls über den RFS in der Studierendenpolitik mitgemischt.

In der SPÖ sind die Ex-ÖH-Vertreter heute eher in der zweiten Reihe zu finden. Die frühere ÖH-Chefin Andrea Mautz sitzt etwa für die Partei im Wiener Gemeinderat, darüber hinaus tummeln sich ehemalige Funktionärinnen und Funktionäre des Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) in vielen Bereichen im Umfeld des Wiener Rathauses bzw. stadtnaher Unternehmen. Apropos zweite Reihe: Auch diverse Ex-ÖH-Mandatare aus anderen Fraktionen sind in dieser vertreten und kamen über frühere ÖH-Kontakte etwa in Ministerbüros unter.

Während sich unter der aktuellen SPÖ-Parteiprominenz keine früheren Studierendenvertreter finden, war gerade der VSStÖ früher Reservoir für künftige Spitzenpolitiker: Ex-Bundespräsident Heinz Fischer war einst ebenso Mandatar der SPÖ-Vorfeldorganisation wie die späteren SPÖ-Zentralsekretäre Fritz Marsch und Karl Blecha, die späteren Minister Peter Jankowitsch und Hannes Androsch sowie Wiens früherer Bürgermeister Michael Häupl. Karl Öllinger führte zwar den VSStÖ an, ging später aber für die Grünen in den Nationalrat. Die Wiener Stadträtin Ulrike Sima hatte umgekehrt für die GRAS Studierende umworben, war dann aber zur SPÖ gewechselt. Auch Ex-Bundeskanzler Christian Kern hat Erfahrung in der Studentenpolitik, er war 1989 VSStÖ-Spitzenkandidat an der Uni Wien.

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH

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