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Die als "T-Zell-Erschöpfung" bezeichnete langfristige eingeschränkte Funktionalität wichtiger Zellen des Immunsystems ist laut MedUni Gegenstand zahlreicher Forschungen in Zusammenhang mit chronischen Virusinfektionen. Dabei verlieren zentrale Akteure der körpereigenen Abwehr im Zuge lang andauernder Infektionen schrittweise ihre Fähigkeit zur effektiven Virusbekämpfung. Innerhalb der erschöpften T-Zellen bilden sich allerdings Untergruppen, die unterschiedlich stark geschwächt sind. Bemerkenswert dabei sei, dass eine dieser Gruppen, die sogenannten CX3CR1-positiven Zellen, sogar teilweise ihre Abwehrfunktion behält und trotz chronischer Infektion entscheidend für die - wenn auch eingeschränkte - Kontrolle des Virus ist.
Wie es dazu kommt, dass unterschiedliche Untergruppen von erschöpften T-Zellen entstehen, konnte bisher nicht restlos geklärt werden. Die Forschungsteams um Shinya Sakaguchi und Wilfried Ellmeier vom Institut für Immunologie des Zentrums für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien konnten nun mit Hilfe eines Tiermodells erstmals zeigen, dass das Enzym Histondeacetylase 1 (HDAC1) nötig ist, um diese funktionell wichtigen CX3CR1-Zellen zu bilden.
"Unsere Erkenntnisse legen nahe, dass gezielte Eingriffe in die Funktion von HDAC1 therapeutisch genutzt werden könnten - etwa durch Wirkstoffe, die dessen Aktivität beeinflussen", skizzierte Sakaguchi einen potenziell neuen Ansatz für die Entwicklung gezielter Immuntherapien. "T-Zell-Erschöpfung tritt aber auch bei der Immunabwehr gegen Krebszellen auf. Daher mahnen unsere Ergebnisse zugleich auch zur Vorsicht bei der Anwendung von sogenannten Pan-HDAC-Inhibitoren, die in der Therapie bestimmter Krebsarten eingesetzt werden und Tumore direkt angreifen. Diese könnten unbeabsichtigt jene T-Zell-Untergruppe schwächen, die zur Kontrolle des Tumorwachstums notwendig ist", so Ellmeier im Vorfeld weiterer Studien, die die neuen Erkenntnisse auch in menschlichen T-Zellen vertiefen sollen.
07.09.2020, Schleswig-Holstein, Kiel: Flüssigkeit wird mit einer Pipette beim Landeskriminalamt in Kiel in ein Behältnis gefüllt. (zu dpa "Vom Rüttelapparat zum Pipettierroboter: LKA im technischen Wandel") Foto: Frank Molter/dpa +++ dpa-Bildfunk +++.