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In den frühen Morgenstunden des 27. Mai erfolgten die Festnahmen, die von der Staatsanwaltschaft Wien angeordnet wurden, in einer koordinierten Aktion in Zusammenarbeit mit der Fremden- und Grenzpolizeilichen Abteilung Spielfeld. Die sechs Männer sollen Mitglieder eines streng hierarchisch aufgebauten Netzwerks sein. Auf der untersten Ebene fungierten hauptsächlich rumänische und moldawische Staatsangehörige als Schlepper, die bei Bewährung in verantwortungsvollere organisatorische Rollen aufstiegen, gab das Ministerium bekannt. Ein bereits verurteilter rumänischer Beteiligter gab an, nach zahlreichen eigenhändig durchgeführten Schleppungen später für die Organisation und Bereitstellung von Fahrzeugen verantwortlich gewesen zu sein. Mit dem Gewinn aus diesen Tätigkeiten konnte er Immobilien in Frankreich und Rumänien erwerben, so die Ermittler.
Die nun festgenommenen Männer agierten auf der obersten Organisationsebene. Sie nutzten insbesondere ihre Herkunft und bestehende Netzwerke nach Afghanistan, dem Ausgangspunkt vieler Schleppungen über die sogenannte Balkanroute - Türkei, Bulgarien, Griechenland, Serbien, Rumänien, Ungarn bis nach Österreich. Der Preis pro Schleppung lag je nach Route und Dauer zwischen 10.000 und 20.000 Euro.
"Der Kampf gegen die Schleppermafia wird trotz eines massiven Rückgangs der Aufgriffe weiterhin hart und konsequent geführt. Die internationale Kooperation ist dabei ein entscheidender Faktor. Ich danke allen am Einsatz beteiligten Ermittlern", so Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).
Bei den gleichzeitig durchgeführten Hausdurchsuchungen stellten die Ermittler Beweismittel sicher, darunter große Summen Bargeld, Goldschmuck, Diamanten, zahlreiche Mobiltelefone, Tablets und Laptops. Besonders hilfreich war der Fund von Aufzeichnungen zu Auslandstransaktionen nach dem sogenannten "Hawala"-Prinzip bei einem der festgenommenen afghanischen Staatsbürger. Es besteht der Verdacht, dass dieser Mann eine zentrale Rolle bei der Abwicklung der kriminellen Finanzströme spielte.
Die Amtshandlungen wurden unter Einbindung spezialisierter Einheiten wie der Direktion Spezialeinheiten/Einsatzkommando Cobra Wien, der Abteilung für Sondereinheiten Wega sowie Diensthundeabteilungen der Landespolizeidirektionen Wien und Steiermark durchgeführt. "Ich gratuliere allen eingesetzten Kräften zu diesem beachtlichen Ermittlungserfolg. Die Aktion zeigt eindrucksvoll, wie effizient und engagiert unsere top ausgebildeten Teams zusammenarbeiten - vernetzt, professionell und mit vollem Einsatz", so der Direktor des Bundeskriminalamtes, Andreas Holzer.
Auslöser der Ermittlungen war die Festnahme eines rumänischen Schleppers an der steirisch-slowenischen Grenze gegen Ende des Jahres 2023. In akribischer Ermittlungsarbeit konnte das Netzwerk Schritt für Schritt rekonstruiert und zerschlagen werden.
Einer der sechs Beschuldigten zeigte sich zumindest teilweise geständig, Schlepperlöhne im Rahmen seiner Hawala-Geschäfte ausgezahlt und als Angestellter eines Handyshops in Wien Mobiltelefone und sonstiges Zubehör für Schlepperfahrten an die Fahrer übergeben zu haben. Die anderen festgenommenen Männer zeigen sich derzeit nicht geständig. Gegen alle Beschuldigten wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft verhängt. Die Ermittlungen, insbesondere zur finanziellen Infrastruktur des Netzwerks sowie zu weiteren beteiligten Personen, dauern an. Erst am Freitag hat am Wiener Straflandesgericht ein Prozess gegen ein Trio begonnen, das hunderte Schlepperfahrten über ihr Lokal mittels Hawala-System abgewickelt haben soll. Diese Gruppierung hat aber nichts mit den nun Festgenommenen zu tun.
++ HANDOUT ++ Dem Bundeskriminalamt und der Landespolizeidirektion Steiermark ist in einer gemeinsamen Aktion ein Schlag gegen eine international agierende Schlepperbande gelungen. Sechs Männer - fünf Afghanen im Alter von 21 bis 54 Jahren sowie ein 33-jähriger Russe - wurden Ende Mai in ihren Wohnungen in Wien festgenommen. Sie sollen an der Organisation und Durchführung illegaler Schleppungen beteiligt gewesen sein. Im Bild: Sichergestelltes Bargeld, Schmuck und weitere Utensilien.