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Mit höherem ESA-Beitrag zur Quantensatelliten-Beteiligung

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Österreichs Beitrag zum ESA-Budget ist gestiegen
©APA, dpa, Sina Schuldt
Heimische Unternehmen im Bereich Quantentechnologie profitieren vom höheren Beitrag Österreichs zur Europäischen Weltraumagentur (ESA), der von aktuell 260 Mio. Euro (2023-2025) auf 340 Mio. Euro für die Jahre 2026 bis 2028 steigt. Konkretes Beispiel ist die Wiener Quantum Technology Laboratories GmbH (qtlabs), die sich auf weltraumbasierte Quantenkryptographie-Lösungen spezialisiert hat und an zwei Quantensatelliten-Projekten in Europa beteiligt ist.

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Durch Umschichtungen konnte der für Weltraumfragen zuständige Infrastrukturminister Peter Hanke (SPÖ) Österreichs Beitrag zum ESA-Budget um 80 Mio. Euro steigern. Von den künftig 340 Mio. Euro entfallen dem BIP entsprechend 137,4 Mio. Euro auf die Pflichtprogramme der ESA. In die ESA-Wahlprogramme werden 202,6 Mio. Euro investiert, wobei man seitens des Infrastrukturministeriums betont, die Programme entsprechend der österreichischen Stärkefelder ausgewählt zu haben, um die international wettbewerbsfähigen Unternehmen des Landes weiter zu stärken. Denn grundsätzlich bedeutet ein höherer ESA-Beitrag auch höhere Rückflüsse in Form von Aufträgen an Unternehmen oder für Forschung ins eigene Land.

Ein solches Stärkefeld ist die Quantentechnologie, für das Ressort eine "strategische Schlüsseltechnologie". Im Rahmen der ESA-Ministerkonferenz vergangene Woche im deutschen Bremen hat Österreich mehrere Quantenkommunikations-Programme mit insgesamt mehr als 43 Mio. Euro gezeichnet. An zwei Projekten ist qtlabs beteiligt, wie der Quantenphysiker und Firmengründer Rupert Ursin am Montagnachmittag vor Journalisten betonte, nachdem Hanke dem Unternehmen einen Besuch abgestattet hatte.

Konkret handelt es sich dabei um die von der Europäischen Kommission bei der ESA in Auftrag gegebene Mission "Security And cryptoGrAphic" (SAGA) und den "Quantum Key Distribution Satellite" (QKDSat), ein Private-Public-Partnership zwischen ESA und einem von Honeywell UK geführten Konsortium. An SAGA hat sich Österreich mit 10,2 Mio. Euro beteiligt, an QKDSat mit 21,9 Mio. Euro.

SAGA hat die Entwicklung satellitengestützter Quantenschlüsselverteilungsdienste für die behördliche Nutzung in Europa zum Ziel. Hauptauftragnehmer Thales Alenia Space hat für die Missionsplanung einen Auftrag im Wert von 50 Mio. Euro erhalten. Qtlabs komme dabei eine "prominente Rolle" zu, das Unternehmen liefert die Quantennutzlast für den Satelliten sowie die Empfangseinheit für die Bodenstation, so Martin Bohmann von qtlabs.

QKD-Sat wird je zur Hälfte von der ESA und den Industriepartnern finanziert. Ziel sei hier, sichere kryptografische Schlüsselübertragungsdienste für eine Vielzahl von Anwendungen kommerziell bereitzustellen. Der Start des Satelliten für Quantenschlüsselverteilung ist für 2027 geplant, qtlabs liefert dafür das Bodenempfangssegment inklusive Teleskop.

Hintergrund für den Bedarf an Quantenkryptographie-Lösungen sind immer leistungsfähigere Quantencomputer, von denen erwartet wird, dass sie schon bald bisher sichere Verschlüsselungstechniken in Sekundenschnelle knacken können. Entsprechend steige das Bewusstsein etwa bei Banken, Serviceprovidern und Unternehmen der kritischen Infrastruktur für abhörsichere Quantenkryptographie-Lösungen, meint Ursin. Er schätzt dabei den Marktanteil für die Verteilung von Quantenschlüsseln über Satellit auf etwa 30 Prozent ein, 70 Prozent entfallen dagegen auf terrestrische Glasfaser.

Und in diesem Bereich hat das vor 2,5 Jahren gegründete Schwesterunternehmen von qtlabs, die zerothird GmbH, einen rasanten Start hingelegt: "Vor einem Jahr hat es noch kein Produkt, keine Kunden und keine Roadmap gegeben, jetzt sind bereits Geräte von uns bei Kunden im Einsatz", so zerothird-Chef Felix Tiefenbacher. Bei einer Seed-Runde im Vorjahr konnte das Startup 7,7 Mio. Euro Eigenkapital aufstellen und mittlerweile in gleicher Höhe Forschungsgelder aus europäischen Töpfen lukrieren.

Tiefenbacher verwies auf den Aufbau der europäischen Infrastruktur im vergangenen Jahrhundert, von Stromtrassen über Autobahnen bis zu Telekom-Netzwerken, "und in fünf Jahren wird es eine weitere europaweite Quanten-Infrastruktur geben, auf der man sichere Quantenschlüssel austauschen kann". Der Unternehmer ist sich sicher, dass aufgrund der Millionen an Forschungsförderung, die in den vergangenen Jahren in Österreich in die quantenphysikalische Grundlagenforschung geflossen sind, die Fähigkeiten und Technologien hat, um diese Infrastruktur "am schnellsten und billigsten zu bauen".

Auch wenn in den nächsten Wochen bereits ein großes Projekt von zerothird in diesem Bereich vorgestellt werden soll und bereits eine große heimische Bank auf das Know-how des Unternehmens setzt, wären aus Tiefenbachers Sicht Kunden aus Österreich, etwa staatsnahe Betriebe oder die Verwaltung, "hilfreich, um mit belastbaren Referenzen ins Ausland zu gehen und die Technologie international als Standard zu etablieren. Das wäre ein Return of Investment von 20 Jahren Grundlagenforschung". Allerdings gebe es hierzulande keine große Tradition, bei Start-ups einzukaufen.

(Service - Internet: https://www.qtlabs.at/; https://www.zerothird.com/)

26.11.2025, Bremen: Blick in den Sitzungssaal der Esa-Ministerratstagung. Welche Rolle Europa in der Raumfahrt künftig spielen soll, ist die zentrale Frage, wenn die europäische Raumfahrtbehörde Esa und ihre 23 Mitgliedstaaten am 26. und 27. November in Bremen ihre Verhandlungen über das Esa-Budget aufnehmen. Foto: Sina Schuldt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++.

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