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Lunge von Frauen empfindlicher

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++ ARCHIVBILD ++ Nikotin schädigt die Lunge
©APA, dpa, Sebastian Kahnert
Obwohl ihre Lungen leichter durch Rauchen und andere schädliche Umwelteinflüsse verletzbar sind, "dampfen" bzw. rauchen in Österreich bereits mehr junge Frauen als Burschen. 80 Prozent der "Vaper" greifen später auch zu Zigaretten, warnte am Montagnachmittag der Wiener Lungenspezialist Arschang Valipour bei einer Frauengesundheits-Veranstaltung der Praevenire-Initiative.

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"Vapen hat bei den 13- bis 16-Jährigen die Zigaretten abgelöst", sagte der Leiter der Lungenabteilung an der Klinik Floridsdorf. Doch das Suchtmittel Nikotin bleibt eben wirksam, die Langzeitfolgen des "Dampfens" für die Lungengesundheit seien noch unbekannt. E-Zigaretten würden in der Altersgruppe derzeit 24 Prozent der jungen Frauen und 18 Prozent der Burschen verwenden. Auch bei den Zigaretten seien die Mädchen (21 Prozent) im Vergleich zu den männlichen Jugendlichen (15 Prozent) in der Überzahl.

Insgesamt scheinen Frauen aus hormonellen und anderen Gründen empfindlicher für schädliche Einflüsse zu sein, was die Gesundheit ihrer Lungen betrifft. Valipour: "Asthma ist häufiger bei Frauen als unter Männern. Bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD; Anm.) leiden Frauen häufiger an Atemnot und haben akute Attacken mit Spitalsaufnahmen."

Etwas anders ist die Situation bei Lungenkrebs, der auch in Österreich tödlichsten Krebserkrankung. "Lungenkrebs ist bei den unter 50-Jährigen häufiger bei Frauen als bei Männern", berichtete der Spezialist. Frauen hätten dann aber mit sogenannten Adenokarzinomen und Tumoren mit genetischen Veränderungen (zum Beispiel sogenannte EGFR-Mutationen) besser behandelbare Lungenkarzinome, was die Überlebensraten positiv beeinflusse.

Valipour und andere österreichische Experten fordern seit Jahren ein Lungenkarzinom-Früherkennungsprogramm mittels regelmäßiger Niedrig-Dosis-CT-Untersuchung für langjährige Raucher nach internationalem Vorbild (USA, in Deutschland bereits beschlossenes Projekt). Damit könnten Frauen am meisten gewinnen. "Früherkennung von Lungenkarzinomen führt bei Frauen zu einer stärkeren Verringerung der Sterblichkeit um 45 Prozent als bei Männern." Bei Letzteren hat man bisher durch solche Screeningprogramme die Lungenkrebs-Sterblichkeit um rund 20 Prozent reduzieren können. Bei in Österreich pro Jahr rund 4.000 Todesfällen durch solche Karzinomerkrankungen könnte ein Screeningprogramm eine deutliche Verbesserung bringen.

Um 1990 kamen noch drei Fälle von Multipler Sklerose (MS) unter Frauen auf eine solche Erkrankung von Männern. Mittlerweile hat sich diese Relation auf mehr als 3,2 zu eins verändert, sagte die Wiener Neurologin Barbara Kornek, auch Präsidentin der Multiple Sklerose Gesellschaft. Die Gründe für diese Veränderungen sind unklar. Das Ungleichgewicht bei der Häufigkeit der mittlerweile oft gut behandelbaren neurologischen Erkrankung zwischen Männern und Frauen dürfte immunologisch bedingt sein. Die MS ist eine Krankheit, bei der autoreaktive Antikörper in das Zentralnervensystem einwandern und dort Schäden anrichten.

"Das weibliche Immunsystem ist sozusagen sorgsamer. Frauen sterben weniger oft an Infektionskrankheiten, haben aber häufiger Autoimmunerkrankungen. Sie erkranken deshalb öfter auch an Multipler Sklerose, zeigen einen früheren Beginn der Erkrankung, aber ein langsameres Fortschreiten (als bei Männern; Anm.)", erläuterte Kornek.

Auf der anderen Seite kommen Frauen mit Multipler Sklerose zwar oft früh zu einer Diagnose, es dauert aber länger, bis sie eine hoch wirksame Therapie erhalten. Dabei wäre genau das von enormer Bedeutung. Die Neurologin: "Ein Großteil der Menschen, bei denen heute eine Multiple Sklerose diagnostiziert wird, kann langfristig mit einem unbehinderten Leben rechnen."

ARCHIV - 15.08.2023, Sachsen, Dresden: Eine Frau sitzt in einem PKW und hält eine Zigarette. (zu dpa: «WHO: Anteil der Raucher geht zurück - aber Vapen als Gefahr») Foto: Sebastian Kahnert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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