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Die Spannbreite ist enorm, wie der Soziologe Mario Steiner in einem Beitrag in der Zeitschrift "Erziehung und Unterricht" belegt. So ist der Anteil der frühen Bildungsabbrecher unter jugendlichen Migranten der ersten Generation im Mühlviertel 7,7-mal so hoch wie unter jenen ohne Migrationshintergrund, auch in anderen sehr ländlichen Gebieten wie dem Innviertel, dem Lungau oder Bludenz-Bregenzer Wald sind die Anteile mindestens fünf- bis siebenmal so hoch. In Wien und Graz hingegen ist der FABA-Anteil "nur" doppelt, in Innsbruck und Klagenfurt-Villach dreimal so hoch.
"Die (Bildungs-)Integration in Städten funktioniert demnach deutlich besser, als dies am Land der Fall ist", schließt Steiner aus den Daten. Er sieht in der großen Ungleichverteilung einen "sozial- und demokratiepolitischen Auftrag zur Intervention", vor allem in Zeiten eines Fachkräftemangels.
Akuten Handlungsbedarf sieht Steiner auch wegen des "Lock-In-Effekts" beim frühen Bildungsabbruch: Innerhalb eines Jahres überwinden nur 12 Prozent der Betroffenen ihren FABA-Status, sind also wieder in einer Schulung oder formalen Ausbildung. Das deutet für Steiner auf einen "nur überschaubaren Erfolg von (Re-)Integrationsprogrammen" hin. Bemerkenswert dabei: Während nur 10 Prozent der Jugendlichen der ersten Generation der Wiedereinstieg in Schule oder Ausbildung gelingt, sind es bei den Jugendlichen der zweiten Generation sogar mehr als bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund (rund 15 gegenüber 13 Prozent).
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/EVA MANHART